Guntram Pehlke, langjähriger Vorstandschef des DSW21-Stadtkonzerns, wird seinen Posten nach Stand der Dinge Ende Juni 2023 aufgeben. Er verlässt Dortmund und wechselt mit der Familie ins Ausland.
Für Dortmunds OB Thomas Westphal (SPD), in Personalunion Aufsichtsratsvorsitzender bei DSW21, steht fest, wer Pehlke beerben soll: Der OB möchte Heike Heim, parteilos und Chefin des Energieversorgers DEW21, als neue Vorstandsvorsitzende des DSW21-Konzern sehen. Die SPD-Ratsfraktion hat er auf Kurs gebracht: Bei der Klausurtagung am vergangenen Wochenende hat die SPD die Personalie noch einmal ausdrücklich bestätigt.
Das ist aber noch längst kein Garant dafür, dass es auch so kommt. Die eigentliche Entscheidung für die Besetzung des Postens trifft der Rat der Stadt. Die SPD ist zahlenmäßig zwar die stärkste Fraktion, hat allein aber keine Mehrheit. Heißt: Wenn sie die Personalie durchsetzen will, braucht sie Verstärkung durch andere Fraktionen. Die CDU fällt dafür aus: Sie hat bereits deutlich gemacht, die Personalie nicht mittragen zu wollen.
Wichtige Sitzung abgesagt
Kann die SPD alternativ auf die Stimmen von den Grünen zählen, die mit der CDU im Rat eine „Projektpartnerschaft“ bilden? Das wird aktuell in geheimen Verhandlungsrunden ausbalanciert. Dabei geht es nicht allein um den Wechsel vom Heim an die Vorstandsspitze bei DSW21 – die Fraktionen pokern gleichzeitig um die Besetzung weiterer Posten in kommunalen Betrieben. Ergebnisse gibt es noch nicht.
Dabei wollte der OB die „Personalie Heim“ zunächst im Eilverfahren durchziehen. Den ersten Nagel wollte Westphal im DSW21-Aufsichtsrat einschlagen lassen: Dort sollte Heike Heim am Donnerstag (19.1.) zur neuen Vorstandsvorsitzenden von DSW21 gekürt – und am 9. Februar im Rat der Stadt endgültig bestätigt werden. Daraus wird nichts: Die Aufsichtsratssitzung ist abgesagt worden. Und ein Ratsbeschluss im Februar steht ebenfalls nicht zu erwarten.

Auf Anfrage lieferte der OB eine verblüffende Auskunft: Die Aufsichtsratssitzung „war ein vorsorglicher Termin für die Auswahl zur Bestellung der oder des Vorsitzenden für die DSW21. Die Vorauswahl ist aber noch nicht abgeschlossen. Daher wird ein späterer Termin realisiert.“
Welchen Preis zahlt die SPD?
Die Antwort des OB dürfte eher als Nebelkerze im aktuellen Postenpoker zu verstehen sein. Die mit der Bewerbersuche beauftragten Personalberater haben zwar Interessenten für den DSW21-Vorstandsvorsitz präsentiert.
Was aus den Bewerbungen wurde, ist jedoch unklar. Eine Kandidatenschau mit Vorstellungsrunden in den Ratsfraktionen hat es nie gegeben. Und so hält die SPD In den Verhandlungen mit CDU und Grünen an der einzigen Kandidatin Heim fest. Die Frage ist: Welchen Preis muss die SPD zahlen, um möglicherweise mit Stimmen der Grünen im Rat auf eine Mehrheit zu kommen?
Ein Preis steht wohl schon fest: Sollte Heim tatsächlich in die DSW21-Zentrale an der Deggingstraße wechseln, muss ihr bisheriger Job als Vorsitzende der DEW-Geschäftsführung neu vergeben werden.
Als zweitstärkste Ratsfraktion melden nun die Grünen Ansprüche an: Sollten die Fraktion dem Wechsel von Heim zustimmen, erwarten die Grünen im Gegenzug, dass sie das Vorschlagsrecht für DEW bekommen. Schon das dürfte der SPD quer im Magen liegen.
Noch schwerer könnte der Verzicht auf die Besetzung des Chefstuhls bei Dogewo21 wiegen. Die Wohnungsbaugesellschaft gehört ebenfalls zum DSW21-Konzern, ihre Spitze wird fast schon traditionell mit SPD-Kandidaten besetzt. Insider wollen wissen, dass die Grünen nun auch für Dogewo Begehrlichkeiten angemeldet haben.
Dabei hat der amtierende Dogewo-Chef Klaus Graniki durchaus noch Zeit: Sein Vertrag läuft erst im September 2025 aus. Hat die SPD (auch) bei Dogewo das Nachsehen - ausgerechnet bei ihrem „Leib- und Magenthema“ Wohnungsbau?
Mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen war vonseiten der SPD keine Stellungnahme zu erhalten. Ebensowenig von der CDU – ins Blatt gucken lassen möchte sich keiner.
Zweites Personalpaket kommt
Entsprechend ausweichend fällt auch die Antwort von Grünen-Sprecherin Ingrid Reuter aus: „Es geht darum, die für Dortmund besten Personalentscheidungen zu treffen“, sagt Reuter. Das gilt auch für den Dortmunder Telekommunikations- und Internetanbieter Dokom, ebenfalls eine Tochter von DSW21.
Der Vertrag von Dokom-Geschäftsführer Jörg Figura endet Mitte 2024. Auch sein Posten ist Gegenstand der diversen Hintergrund-Runden.
Welche Vorschläge am Ende des Stellenpokers auf dem Tisch liegen, welche Fraktion sich wo durchsetzt, ist völlig offen – und hängt nach Ansicht informierter Kreise vor allem von der Personalie Heike Heim ab. Sollte sie tatsächlich zu DSW21 wechseln dürfen, könnte es im März im Rat der Stadt zum Schwur kommen.
Es wäre das zweite größere Personalpaket, das die Fraktionen in der laufenden Ratsperiode bis 2025 schnüren: Im Zuge der ersten Vereinbarungen hat die CDU ihren Kandidaten Ulrich Jaeger als neuen Verkehrsvorstand bei DSW21 durchgesetzt.
Bei der Hafen AG hat Vorständin Bettina Brennenstuhl (SPD) das Ruder übernommen. Den neu besetzten Chefposten bei der EDG hat Rainer Wallmann inne. Er ist ohne Parteibuch, kam aber auf dem Ticket der Grünen.
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