SPD nennt Kandidatin - aber nicht alle sind überzeugt Wer folgt Guntram Pehlke als DSW21-Chef?

Wer wird Chef im DSW21-Konzern? SPD-Kandidatin überzeugt nicht alle
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Es ist einer der wichtigsten und lukrativsten Posten, den städtische Gesellschaften in Dortmund zu vergeben haben: Der Vorstandsvorsitzende des DSW21-Konzerns, Guntram Pehlke, will den Chefsessel an der Deggingstaße Ende Juni 2023 vorzeitig verlassen. Er wechselt mit seiner Familie nach Australien. Wer soll Pehlke auf dem strategisch wichtigen Posten beerben? Jetzt könnte eine Art Vorentscheidung gefallen sein.

Das Bewerbungsverfahren ist abgeschlossen. Wie viele Kandidaten auf Ansprache der beauftragten Personalberater ihre Visitenkarten eingereicht haben, ist aktuell offen. Klar ist: Als stärkste Ratsfraktion liegt das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Chefstuhls bei der SPD. Nach einigem Hin und Her haben die SPD-Spitzen nun die Katze aus dem Sack gelassen: In zwei Gesprächsrunden mit OB Westphal und Vertretern von Grünen und CDU hat sich die SPD für DEW21-Chefin Heike Heim als künftige Vorstandsvorsitzende von DSW21 ausgesprochen. Was SPD-Fraktionschefin Carla Neumann-Lieven auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte.

SPD will DEW-Chefin Heike Heim

Heim war im April 2017 zur Vorsitzenden der Geschäftsführung von DEW21 gewählt worden. Im Rat der Stadt erhielt sie eine breite Mehrheit, auch die Stimmen der CDU. Sie selbst ist bis heute parteilos geblieben. Neben Kompetenz und Fachwissen verfüge Heim über die notwendigen Managementqualitäten, den DSW21-Konzern zu führen, sagt Neumann-Lieven. „Sie kennt die Zusammenhänge innerhalb des Stadtkonzerns, ist geübt im Umgang mit der Stadtverwaltung und pflegt zudem eine gute Zusammenarbeit mit der Politik“, so die SPD-Fraktionschefin.

Die Grünen als zweitstärkste Ratsfraktion haben in den Gesprächsrunden vor Weihnachten deutlich gemacht, dem SPD-Vorschlag folgen zu wollen. „Ja, wir würden die Personalie mittragen“, bestätigt Grünen-Fraktionschefin Ingrid Reuter auf Anfrage. „Wir trauen Heike Heim zu, den DSW21-Konzern weiterzuentwickeln und den Spagat zwischen den Wünschen der Kommunalpolitik und den betrieblichen Anforderungen erfolgreich zu meistern", so Reuter. „Wichtig sind für uns Transparenz und ein abgestimmtes Vorgehen mit der Politik“, sagt die Grünen-Fraktionschefin.

CDU sagt „Nein“ zur Personalie

SPD und Grüne verfügen über die notwendige Stimmenmehrheit im Rat – theoretisch wäre die Personalie damit durch. Zumal auch OB Westphal die DEW-Chefin bei DSW21 an der Deggingstraße sehen möchte. Doch so einfach ist die Sache nicht. Gemessen an den bisherigen Personalentscheidungen, die der Rat 2022 getroffen hat, gibt es diesmal einen herben Einschnitt: Die CDU spielt nicht mit. Wie zu erfahren war, haben die CDU-Ratsspitzen in den Gesprächsrunden deutlich werden lassen, dass sie sich im Falle einer Abstimmung nicht nur enthalten, sondern mit „Nein“ stimmen wollen.

CDU-Fraktionschef Jendrik Suck wollte das auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Das „Nein“ der CDU würde bedeuten: Mit der Einigkeit, die SPD, Grüne und CDU als größte Fraktionen bei vorherigen Personalentscheidungen an den Tag gelegt haben, wäre es auf einen Schlag vorbei. Angefangen von der Besetzung des Chefpostens bei der EDG über den Verkehrsvorstand von DSW21 bis hin zur neuen Hafenchefin und dem künftigen Planungsdezernenten der Stadt – sämtliche Personalvorschläge wurden von den drei größten Fraktionen im Einvernehmen erzielt und dann auch mit breiter Mehrheit bestätigt.

Im Februar soll gewählt werden

Doch ausgerechnet bei der Besetzung des strategisch wichtigen Chefpostens bei DSW21 bröckelt die Phalanx. Offenbar gibt es innerhalb der CDU große Bedenken unter anderem mit Blick auf die Ergebnisse im operativen Kerngeschäft bei DEW21.

Zudem soll die Personalie außergewöhnlich schnell über die Bühne gehen: Wie zu erfahren war, soll der Wechsel gleich in der ersten Ratssitzung des neuen Jahres glattgezogen werden, am 9. Februar 2023. Vorher sind allerdings andere Gremien gefragt: Die Auswahlkommission, die sich aus Teilen des DSW21-Aufsichtsrates zusammensetzt, hat ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Offen ist, ob deren Mitglieder die Unterlagen anderer Bewerber sichten wollen. Zudem müsste die Personalie auch im DSW21-Aufsichtsrat bestätigt werden.

Und: Sollte es tatsächlich auf DEW-Chefin Heim hinauslaufen, liegt sofort die nächste Personalfrage auf dem Tisch. Wer soll dann an ihrer Stelle das Ruder beim heimischen Energieversorger DEW übernehmen? Schon wird kolportiert, die Grünen-Fraktion wolle das Vorschlagsrecht für die Besetzung des DEW-Chefpostens für sich reklamieren. Darauf angesprochen, sagte Fraktionschefin Reuter, sie wolle das „zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren“.

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