Es ist nach dem des Sparkassen-Chefs der lukrativste Posten, der in der Konzernfamilie der Stadt Dortmund zu vergeben ist. Und es ist eine strategisch sehr wichtige Position. Die Ratsfraktionen müssen sich deshalb gut überlegen, wen sie als Nachfolger von Stadtwerke-Vorstandschef Guntram Pehlke an die Spitze des DSW21-Konzerns setzen wollen.
Allerdings drängt die Zeit, nachdem im Sommer bekannt wurde, dass Pehlke (62) früher geht als erwartet und auf eigenen Wunsch bereits zum 30. Juni 2023 den Chefsessel an der Deggingstraße räumen wird.
Noch gibt es keinen Nachfolger beziehungsweise keine Nachfolgerin, aber einen ambitionierten Zeitplan. Denn der Rat will in seiner März-Sitzung Nägel mit Köpfen machen. Zuvor muss noch der Aufsichtsrat sein Votum abgeben.
Es gibt ein Anforderungsprofil
Aktuell ist ein Personalberater, ausgestattet mit einem Anforderungsprofil, unterwegs, um geeignete Kandidaten und Kandidatinnen zu finden. Lange schien es so, dass Heike Heim, seit 2017 Chefin der Stadtwerke-Tochter DEW21, mit ihrer Erfahrung – auch im Umgang mit der kommunalpolitischen Ebene – die perfekte Besetzung auf dem DSW-Posten wäre.
Ob das Anforderungsprofil für die DSW-Vorstandsspitze auf sie zugeschnitten ist, ist nicht öffentlich bekannt. Aber inzwischen bröckelt die große Phalanx für die Energiemanagerin des Jahres 2021 in Teilen des Rates – und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Als stärkste Fraktion im Rat reklamiert die SPD das Vorschlagsrecht für diese Manager-Position. Aus Teilen der Fraktion ist zu hören, dass man sich jemanden mit SPD-Parteibuch an der Stadtwerke-Spitze wünsche. Heim ist parteilos.
Die Grünen wollen eine Frau
Die Grünen im Rat wiederum möchten eine Frau im vierköpfigen DSW-Vorstand sehen, zumal es einen Beschluss gibt, dass 25 Prozent der Vorstandsposten mit einer Frau zu besetzen sind. Doch das müsste nicht zwangsläufig die Vorstandsspitze sein.
Denkbar wäre auch, dass die beiden DSW-Vorstände Jörg Jacoby (Finanzen) und Arbeitsdirektor Harald Kraus ihren Hut in den Ring werfen. Sollte einer von ihnen der Mann der Wahl sein, könnte auf dieser jeweiligen Vorstandsposition eine Frau folgen, womit der Beschluss zum Frauenanteil erfüllt wäre.
Es gibt aber auch Stimmen, die davor warnen, mitten in der Energiekrise die Pferde an der DEW-Spitze zu wechseln. Andere dagegen sind nicht überzeugt vom unternehmerischen Erfolg Heims im operativen Kerngeschäft.
Zwar liefere Heike Heim die gewünschte Ausschüttung an die Konzernmutter DSW und die Mindest-Dividende an DEW-Anteileigner Eon, doch das sei nur gelungen, weil klassische Zufallsgewinne aus der Windenergie abgeschöpft worden seien.
Der Rat hat das letzte Wort
Kritik an Heim kommt auch von der Fraktion Die Linke+ aus sozialer Sicht. Sie bemängelt unter anderem den Umgang von DEW21 mit der Energie-Notlage.
Noch ist offen, ob es externe Bewerber geben wird und ob die DSW-Vorstände Jacoby und Kraus mögliche interne Kandidaten sind. Das DSW-Aufsichtsratspräsidium als Findungskommission wird die vom Personalberater vorgeschlagenen Anwärter und Anwärterinnen sichten und dem Aufsichtsrat eine Person empfehlen.
Das letzte Wort hat der Rat. Mit Blick auf die Wichtigkeit der Personalie für Dortmund insgesamt sollten die großen Ratsfraktionen bemüht sein, im Auswahlverfahren eine größtmögliche Übereinstimmung zu erzielen.

SPD will Vorschlagsrecht
Auch wenn sich die Fraktionen zu dem Thema offiziell bedeckt halten, ist es keineswegs ausgemacht, dass das so kommt. SPD-Fraktionschefin Carla Neumann-Lieven erklärte auf Anfrage, für die SPD habe die kommunale Daseinsvorsorge einen besonderen Stellenwert. „Uns ist wichtig, dass Dienstleistungen wie die Energieversorgung, der öffentliche Nahverkehr oder die Entsorgung in öffentlicher Hand sind und bleiben.“
Ein klares Bekenntnis zum Ausbau dieser Leistungen, quantitativ und qualitativ, und zum öffentlichen Auftrag und gegen Privatisierungen in diesen Bereichen, sei ein wesentlicher Anspruch an die künftige Vorstandsspitze, betonte Neumann-Lieven. Hinter diesen Managementfähigkeiten sowie fachlichen Kompetenzen trete die Frage des Parteibuchs zurück.
Die Fraktionschefin stellt aber auch klar: „Gleichwohl beanspruchen wir das Vorschlagsrecht, um die formulierten Ziele auch personell zu verankern.“
CDU begrüßt Auswahlverfahren
Die CDU, so Fraktionschef Dr. Jendrik Suck, finde es richtig, „dass es ein Auswahlverfahren mit einem Personalberater und ein klares Anforderungsprofil gibt, das auch externe Kandidaten und Kandidatinnen anspricht“. Ähnlich äußert sich der Fraktionssprecher der Grünen, Ulrich Langhorst.
Wie auch immer die Entscheidung am Ende ausgeht: Sollte Heike Heim es nicht werden, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass sie DEW-Chefin bleibt. Denn die Mainova AG in Frankfurt, das Äquivalent zu den Stadtwerken in Dortmund, sucht zum Jahresende 2023 einen neuen Vorstand der Geschäftsführung. Heike Heim kommt aus Offenbach...