BVB will Konsequenzen ziehen

Nur vier Anti-Leipzig-Banner strafrechtlich relevant

Drei Monate nach den Ausschreitungen vor dem BVB-Heimspiel gegen RB Leipzig steckt die Dortmunder Polizei noch mitten in den Ermittlungen. Aktuell laufen 135 Ermittlungsverfahren, 44 Tatverdächtige sind identifiziert. Mittlerweile gelten nur noch vier Anti-Leipzig-Banner als strafrechtlich relevant. Das nährt die Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Kollektivstrafe.

DORTMUND

, 29.04.2017 / Lesedauer: 3 min

Im Stadion präsentierten die BVB-Fans auf der Südtribüne Anti-RB-Plakate - teilweise weit unter der Gürtellinie.

Der Vorsitzende der Fanabteilung, Torsten Schild (42), verurteilt Gewalt in jedweder Form. „Die beteiligten Fans sollten sich fragen, warum sie sich nicht von Gewalt distanzieren.“ Mehr Selbstreflexion von allen Seiten sei wünschenswert.

Die vom DFB verhängte und mit Borussia abgestimmte Tribünen-Sperre für fast 25.000 Fans kritisierte er als „definitiv unverhältnismäßige Kollektivstrafe“. Der BVB hätte ihr nicht zustimmen dürfen, sagte Schild. Zumal nur 4 der rund 70 zu Spielbeginn gezeigten Banner laut Polizei strafrechtlich relevant seien.

Fanabteilung: Kollektivstrafe nicht gerechtfertigt

Die Fanabteilung will vom DFB wissen, wie dieser die Kollektivstrafe gegen fast 25.000 Fans rechtfertigt, obwohl „nur ein Bruchteil an den Vorfällen beteiligt gewesen ist“. Borussia übermittelte der Polizei Fotos von 61 Fans, die auf der Südtribüne beleidigende Banner hochgehalten hatten. 61 Fans – das sind 0,25 Prozent von 24.454 Besuchern auf der Südtribüne. 

BVB-Organisations-Chef Dr. Christian Hockenjos sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass neben den beleidigenden und zu Gewalt aufrufenden Bannern weitere 15 als Verstoß gegen die Stadionordnung einzustufen seien. Alle anderen Banner seien „freie Meinungsäußerung“.

Beleidigende Transparente hätten „niemals im Stadion sein dürfen“, sagte er. Wie die strafbaren Banner ins Stadion gelangen konnten, sei für den BVB nicht nachprüfbar. Dr. Hockenjos sagt: „Die sind vorher nicht im Stadion gelagert worden. Wir haben sämtliche Räume durchsucht.“ Das auf der Südtribüne entstandene Bild habe bei den Kontrollen an den Stadioneingängen niemand erahnen können.

BVB zieht Konsequenzen

Aus den Ereignissen zieht der BVB Konsequenzen: „Wir haben die beleidigenden Banner mitnichten zugelassen und sehen manche Banner jetzt anders. Wir würden heute auch anders reagieren und mit einer Durchsage dazu auffordern, beleidigende Banner sofort einzurollen. Wir müssen auch ehrlich zu uns selbst sein und erkennen, dass wir solche Ereignisse nicht ausschließen können.“

Dazu ein Ordner, der namentlich nicht genannt werden will: „Wir können machen, was wir wollen. In diesem Wettrüsten bei den Kontrollen werden Ultras, die etwas Illegales ins Stadion einschleusen wollen, immer einen Weg finden.“

Auf unsere Frage, warum der Schiedsrichter das Spiel trotz beleidigender Banner angepfiffen habe, antwortete der DFB, dass der Schiri „voll auf den Anpfiff fokussiert“ und „ein differenzierender Blick in das Fahnenmeer kaum möglich“ sei.

Wegen der Angriffe auf der Strobelallee, der Banner im Stadion und einer Busfahrt von gewaltbereiten Ultras und Hooligans zum Spiel in Darmstadt wird es am Ende mindestens 200 Stadionverbote gegen BVB-Fans geben. Die Anlässe dafür ereigneten sich an nur zwei Spieltagen. 

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