Der Nordfriedhof ist einer der städtischen Friedhöfe mit vielen historischen Schätzen. Ein Förderverein hat sich zur Aufgabe gemacht, sie zu bewahren - und schon sichtbare Erfolge erreicht.
Violinenklänge tönen über den Nordfriedhof. Das Ständchen der mehrfach ausgezeichneten jungen Violinistin Frederike Küppermann aus Schwerte war die kulturelle Überraschung beim Spaziergang des Fördervereins für den Nordfriedhof am Tag des Friedhofs (20.9.).
Schließlich leisten auch die Fördervereinsmitglieder eine Kulturförderung besonderer Art. Seit vier Jahren kümmert sich der Verein, der inzwischen 26 Mitglieder hat, um den Erhalt und die Pflege kunsthistorischer Schätze und besonderer Gräber auf dem Nordfriedhof zwischen Eving und der Nordstadt.
Der Nordfriedhof wurde 1897 als vierter kommunaler Friedhof nach Westfriedhof, Ostfriedhof und Südwestfriedhof gegründet. Die heute gut 19 Hektar große Grünanlage liegt zwar auf Evinger Gebiet, ist aber vor allem Begräbnisstätte von Einwohnern der Nordstadt.
Viele historische Grabanlagen
Der Friedhof zeichnet sich nicht nur durch eine besonders schöne Anlage und Gestaltung aus, sondern hat - wie seine Pendants im Osten und Westen der Innenstadt - auch viele historische Grabanlagen zu bieten. Doch viele davon sind aus Altersgründen bedroht oder in den letzten Jahren rücksichtslosem Vandalismus zum Opfer gefallen.

Gemeinsam mit Friedhofs-Verwalter Christian Berndt unternahmen die Mitglieder des Fördervereins einen Spaziergang über den Nordfriedhof. © Oliver Volmerich
Wie die repräsentativ an der Hauptachse zwischen Haupteingang und Trauerhalle gelegene Grabstätte der Familie Tiemann, einer Gastwirt-Familie aus der Heiligegartenstraße. 1904 wurde sie im Stil des Historismus mit Jugendstil-Elementen gestaltet - unter anderem mit einem 1,70 hohen Bronzerelief, das eine Frauenfigur mit Palmwedel an der Himmelspforte zeigt. Das Relief wurde allerdings im Juni 2016 von unbekannten Dieben gestohlen - „und vermutlich eingeschmolzen“, fürchtet Gerda Horitzky vom Förderverein.
Sandsteinrelief als Ersatz
Der Förderverein konnte aber für etwas Ersatz sorgen. Er hat von einem Dortmunder Steinbildhauer ein Sandsteinrelief als verkleinerte Nachbildung der Bronzetafel anfertigen und anbringen lassen. „Eine 1:1-Nachbildung war aus Kostengründen nicht möglich“, erklärt Gerda Horitzky. Schon der Ersatz kostete 7000 Euro - und ist sehr gut gelungen, wie die Förderverein-Mitglieder bei ihrem Spaziergang feststellen konnten.
Direkt gegenüber der Grabstätte Tieman stehen fünf Gedenksteine von Kindergräbern aus den Jahren 1902 bis 1904. „Die Gräber, die auf einem anderen Grabfeld lagen, waren in sehr schlechtem Zustand“, berichtet Christian Berndt als Verwalter des Nordfriedhofs. Die Steine sind nun auf Initiative von Christian Berndt und des Fördervereins mit Hilfe der Evinger Firma Hibbeln aufgearbeitet und am Hauptweg neu aufgestellt worden.
Ehrenplatz nach „Totalschaden“
Kunsthistorisches Prunkstück der Fördervereins-Arbeit ist aber eine aus dem Jahr 1907 stammende Bronzefigur, die Diebe 2016 beschädigt zurückgelassen haben. „Sie hatte tiefe Risse im Rücken. Außerdem fehlte ein Daumen“, berichtet Gerda Horitzky. „Der Zustand war ein Totalschaden“, erinnert sich auch Christian Berndt.
Sie gehört eigentlich zum Grab der Familie Schmiemann, die in der Nordstadt ebenfalls eine „gehobene Wirtschaft“ betrieb. Die Grabstelle wurde mit Hilfe des Fördervereins überarbeitet und an den Hauptweg zur Trauerhalle verlegt.

Die Bronzefigur - hier mit Friedhofs-Verwalter Christian Berndt - konnte gerettet werden und steht jetzt im Eingangsbereich der Trauerhalle. © Oliver Volmerich
Die sogenannte Galvanoplastik der Frauenfigur konnte dank großzügiger finanzieller Unterstützung der Bezirksvertretung Eving von einem Restaurator in den Niederlanden aufgearbeitet und so gerettet werden. Aus Sicherheitsgründen hat sie jetzt einen Ehrenplatz auf einem Natursteinpodest im Eingangsbereich der Trauerhalle - und war so stummer Zeuge des kleinen Violinkonzerts für die Nordfriedhof-Förderer.
Grabanlage soll gereinigt werden
Die wollen sich keinesfalls auf den schon erreichten Erfolgen ausruhen. Sie hoffen, als nächstes Projekt mit Hilfe der Firma Grünbau das 1907 angelegte Grabmal der Bergmanns-Familie Löbbe reinigen und aufarbeiten zu können. Und auch die Beschriftung des Bergarbeiter-Denkmals, das an das schwere Grubenunglück von 1925 auf der Evinger Zeche Minister Stein erinnert, muss ergänzt werden, erklärt Christian Berndt.

Das historische Grabmal der Familie Löbbe möchte der Förderverein ebenfalls restaurieren lassen. © Oliver Volmerich
Man kann also sicher sein, dass zum nächsten Spaziergang des Fördervereins auf dem Nordfriedhof neue Erfolge zu bewundern sein werden.
Offen für Mitstreiter
- Wer will, ist eingeladen, dem Förderverein beizutreten (Jahresmitgliedschaft 15 Euro, Kontakt: Telefon 816581).
- Spendenkonto: Förderverein Nordfriedhof e.V. Sparkasse Dortmund, DE39440501990131022271
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
