
© Felix Guth
Niedrige Inzidenz: Wie lange können sich Testzentren in Dortmund noch halten?
Corona-Virus
Durch die Lockerungen bei niedriger Inzidenz werden Corona-Schnelltests immer seltener benötigt. In den meisten Testzentren in der Innenstadt herrscht gähnende Leere. Wie lange bleiben sie noch?
So schnell können sich die Zeiten ändern. Noch vor drei Monaten waren Corona-Schnelltests in der Innenstadt ein Mangelprodukt. Diese Redaktion berichtete über Probleme mit der Versorgung in der Innenstadt. In der Folge schossen die Teststationen wie Pilze aus dem Boden.
Heute, im Juni 2021, sind die meisten von ihnen kaum noch gefragt. Der Eindruck am Dienstagnachmittag in der Dortmunder City: Schlangen wie noch vor einigen Wochen sind vor den Teststationen nicht mehr zu sehen.
In diesen Situationen sind Tests noch notwendig
Weil die Inzidenz mittlerweile unter 35 liegt, sind negative Tests nur noch in wenigen Alltagssituationen Voraussetzung. Zuerst fiel die Pflicht beim Einkaufen, mittlerweile ist sogar der Kneipen- und Restaurantbesuch testfrei möglich.
Allerdings sind viele der zurückgewonnenen Freiheiten im Freizeitbereich noch mit einer Testpflicht verbunden. Das gilt vor allem für Auslandsreisen - so besteht etwa bei der Einreise in die Türkei noch eine Testpflicht.
Auch etwa bei Kulturveranstaltungen bleibt die 3 G-Regel (geimpft, genesen, getestet) erhalten und gilt bei Konzerten, im Theater, der Oper oder im Kino sowohl innen als auch außen.
Private Partys sind laut Corona-Schutzverordnung nur mit einem negativen Testergebnis aller nicht-geimpften oder genesenen Teilnehmenden möglich.
Zahl der getesteten Personen geht um bis zu 80 Prozent zurück
Dennoch: In den Testzentren ist die Veränderung spürbar. Um bis zu 80 Prozent seien die Zahlen zurückgegangen, berichtet eine Mitarbeiterin vom „Schnelltest-Zentrum Dortmund Innenstadt“ der Ausbüttels-Apotheken sowie der Apostar Apotheke und der Corso-Apotheke an der Wißstraße. Von Spitzen mit bis zu 400 Tests pro Tag wie im April oder Mai sei man heute weit entfernt.
Also läuft der Betrieb in der Innenstad nur noch bis zum 30. Juni (Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-11 und 16-18 Uhr, Sa 10.30 bis 15 Uhr). Sollte die Infektionslage sich im Herbst wieder verbessern, kann das Zentrum wieder aktiviert werden. Ein Testzentrum des Apotheken-Verbunds in Scharnhorst bleibt durchgehend geöffnet.
Am Westenhellweg betreibt Harun Danisik ein Testzentrum. „Insgesamt ist es deutlich zurückgegangen. Aber die Zahlen schwanken, am Wochenende ist die Nachfrage größer als unter der Woche“, sagt er.
Testbetrieb am Westenhellweg soll aufrecht erhalten werden
Der Testbetrieb werde aufrechterhalten, nach jetziger Planung mindestens bis zum 30. September. „Wir hoffen natürlich, dass es so niedrig bleibt. Aber es gibt nach wie vor Menschen, die sich testen lassen“, sagt Harun Danisik.
Anlass seien etwa Auslandreisen und Besuche in Krankenhaus oder Altenheim. „Manche machen es einfach um sicherzugehen. Wir haben eine Kundin in Aplerbeck, die sich mindestens ein Mal pro Woche testen lässt.“

Dieses Testzentrum am Westenhellweg wird auch bei niedriger Inzidenz vorerst weiter bestehen bleiben. © Felix Guth
Es gebe außerdem eine Familie, die jeden Samstag per Rad zum Testzentrum komme um dann für das Wochenende mehr Sicherheit zu haben.
Manche Testzentren haben mittlerweile „Stammkunden“
Allein schon wegen dieser „Stammkunden“ sei es wichtig weiterzumachen. Harun Danisik, dessen Unternehmen aus dem Handel mit Medizintechnik kommt, war mit seinen Testzentren relativ früh im Geschäft. „Es ist ein Wettbewerbsmarkt geworden“, sagt er. Denn es gehe auch um Kundenzufriedenheit oder wie wohl und sicher man sich fühle.
„Das Prinzip aus einer Dönerbude ein Testzentrum zu machen ist nicht mehr möglich“, sagt Danisik. Es gehe „nicht nur ums Geld verdienen, sondern auch um Verantwortung“.
Er geht deshalb davon aus, dass einige der mobilen Lösungen vom umgebauten Handyladen bis zum Kombi auf dem Ruhrpark-Parkplatz bald verschwunden sein könnten.
Allerdings haben ihn die bisherigen Erfahrungen der Pandemie etwas Vorsicht bei Prognosen gelehrt. Harun Danisik sagt auch im Angesicht der aktuellen Entwicklung der Delta-Variante: „Wir wissen nicht, wie die Welt in zwei oder vier Wochen aussieht und schon gar nicht, wie sie im Herbst aussieht.“
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
