
© MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner
Neues Präzisionswunder schont Tumor-Patienten bei der Bestrahlung
Moderne Strahlentherapie
Am St.-Josefs-Hospital ermöglicht ein modernes Bestrahlungsgerät Tumorbehandlungen auf einem neuen Niveau. Der Linearbeschleuniger verspricht eine effiziente und zugleich schonende Therapie.
Die Strahlentherapie ist für viele das Schreckgespenst unter den Behandlungsformen bei bösartigen Erkrankungen. Neben den belastenden Sitzungen im „Bestrahlungsbunker“ sind Schädigungen gesunder Körperbereiche, Nebenwirkungen und Spätfolgen gefürchtet.
Moderne Technik aber kann viel von diesem Schrecken nehmen. Ein innovatives Behandlungsgerät wie der Linearbeschleuniger etwa arbeitet kombiniert mit Computertomografie und modernster Scan-Technik unvergleichlich präzise, schonend und gleichzeitig effektiv - gründlich und genau wie ein Skalpell.

Dr. Karin Strehl, Leiterin der Strahlentherapie am MVZ, zeigt eine Maske, wie sie bei Bestrahlungen im Bereich des Gesichts eingesetzt wird. © Susanne Riese
Am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner im St.-Josefs-Hospital in Hörde wird ein solcher Linearbeschleuniger seit Ende August eingesetzt.
Das moderne Bestrahlungsgerät ist verbunden mit einem besonderen Kontroll- und Überwachungssystem, das die Körperoberfläche abtastet.
Hinter dicken Betonwänden im Untergeschoss ermöglicht das Gerät der Firma Elekta eine exakte Bestrahlung erkrankten Gewebes. Die umliegenden gesunden Regionen werden dabei nur wenig in Mitleidenschaft gezogen.
„Damit können auch sehr kleinvolumige Tumore gezielt bestrahlt werden“, erklärt die ärztliche Leiterin Dr. Karin Strehl. Die Genauigkeit der Behandlung ermöglicht den Einsatz höherer Strahlendosen, was Dauer und Anzahl der Behandlungen vielfach verringert. Und, so Karin Strehl: „Der Tumor wird mit höherer Wahrscheinlichkeit zerstört.“
Ein entscheidender Fortschritt liegt in der Überwachung der Patientenbewegungen während der Bestrahlung. Mit einer hochmodernen Scan-Technik wird jede kleine Bewegung millimetergenau erfasst. Sollte der Patient die vorgesehene Position minimal verlassen, wird die Bestrahlung automatisch abgebrochen. Und das gilt nicht nur für Bewegungen des Körpers, sondern auch für kleinste Verschiebungen, die durch Organaktivitäten wie Atmung entstehen.
Um beispielsweise bei der Bestrahlung eines Lungenkarzinoms die zwangsläufig durch das Auf und Ab des Atmens entstehenden Verlagerungen auszugleichen, atmet die Maschine quasi mit und gleicht sich der natürlichen Bewegung an; Atemgating nennen die Fachleute dieses Verfahren. Es ermöglicht eine besonders präzise Bestrahlung in der Brustregion, ohne gesunde Organe wie Herz oder Lunge einer Strahlenbelastung auszusetzen.
CT ermöglicht die Ermittlung der Organe
Für das Atemgating vermisst der Arzt zuvor mittels Computertomographie (CT) die exakte Lage der Organe und die genauen Atembewegungen. Dabei werden nicht nur dreidimensionale Bilder des Körpers erstellt, sondern es werden auch Bilder des individuell gemessenen Atemverlaufs in allen Phasen dargestellt. Aufgrund dieser Planung ist es möglich, die Bestrahlung nur in bestimmten Atemphasen durchzuführen.

Markierungen mit farbigem Licht - wie hier im Bauchbereich - zeigen an, wenn der Patient die korrekte Position verlässt. © Susanne Riese
Ein Oberflächenscanner kontrolliert während der gesamten Bestrahlungsdauer die korrekte Lage des Patienten und des zu bestrahlenden Bereichs millimetergenau. Sollte er die vorgesehene Position minimal verlassen, wird die Bestrahlung automatisch abgebrochen. Die Behandlung wird erst fortgesetzt, wenn der Patient wieder die korrekte Position eingenommen hat.
Während der Patient auf einem strahlendurchlässigen Tisch aus Carbon liegt, kann sich der Strahlenkopf einmal ganz um seinen Körper herum bewegen. So können die Radiologen Tumore von allen Seiten bestrahlen und dadurch empfindliches Gewebe wie das Rückenmark aussparen.
Karin Strehl nennt ein Beispiel für die Verbesserung: „Früher war es beispielsweise nicht möglich, bei einem Zungentumor die Speicheldrüsen zu schützen. Zahnschäden, Probleme beim Sprechen und andere Beschwerden waren die Folge. Heute können wir eine solche Erkrankung ohne die schweren Spätfolgen behandeln.“
Über computergesteuerte Signale kann der Patient perfekt auf der beweglichen Plattform positioniert werden. Durch farbiges Licht, das auf den Körper des Betroffenen projiziert wird, sehen Arzt und medizinische Assistenten, ob er optimal liegt. Das Gerät merkt sich darüber hinaus die richtige Positionierung für die nächste Bestrahlung.
Die korrekten Einstellungen sind über einen Barcode gespeichert. Für Behandlungen im Gesichtsbereich werden eigens individuelle Masken angefertigt, die in einem Schrank im Hightech-Raum lagern.

Vom Schaltraum aus wird die Behandlung überwacht. © Susanne Riese
Neben dem „Bestrahlungsbunker“, dem man seine dicken Betonwände und die 25 Tonnen schwere Tür nicht ansieht, liegt der Schaltraum. Dort wachen neben den technischen Helfern stets mindestens zwei Mitarbeiter und zig Monitore über die Patienten. Videokameras, Mikrofone und Scanner signalisieren, wenn etwa ein Hustenanfall den Erkrankten aus seiner penibel festgelegten Stellung zwingen sollte oder er Hilfe benötigt.
Das MVZ Uhlenbrock setzt die neue Technologie auch an anderen Standorten ein, demnächst unter anderem am Knappschaftskrankenhaus in Brackel. In Hörde ist das Präzisionsgerät bereits gut ausgelastet. Zwischen 7.30 und 18 Uhr wird dem Linearbeschleuniger dort kaum eine Pause gegönnt. Karin Strehl: „Das sind keine Erkrankungen, die warten können.“
Info
Das MVZ Prof. Uhlenbrock und Partner
- Das MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner hat seinen Hauptsitz in Dortmund. Es gibt mittlerweile dreizehn Standorte, davon vier in Dortmund.
- Hörde ist der Stammsitz. Dort wurde das MVZ 1993 von Prof. Detlev Uhlenbrock gegründet. Im St.-Josefs-Hospital sind die drei Fachbereiche Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin untergebracht.
- Die Abteilungen für Strahlentherapie und Nuklearmedizin befinden sich im Untergeschoss des Hauses und sind durch einen eigenen Eingang an der Seite erreichbar. Sie haben auch eine eigene Anmeldung.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
