Fast einen ganzen Tag ging nichts am Dortmunder Hauptbahnhof. Am 20. August legte ein Wasserschaden nach einem Unwetter das Hauptstellwerk der Bahn an der Brinkhoffstraße und damit den Zugverkehr am Dortmunder Hauptbahnhof lahm. Nach 18 Stunden war der Schaden behoben und der Bahnbetrieb konnte wieder anlaufen.
Nur spekulieren lässt sich dabei über die Frage, ob die alte Technik des Stellwerks mit der offiziellen Bezeichnung „Dhf“ dabei eine Rolle gespielt hat. Denn das modernere Stellwerk „Dzf“ gleich nebenan, über das der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Dortmund und Herne abgewickelt wird, hatte durch das Unwetter keinen Technikausfall.
Fakt ist: Gearbeitet wird in dem 1976 in Betrieb gegangenen Stellwerk „Dhf“ in dem fünfstöckigen Gebäude gleich hinter dem „Dortmunder U“ an der Brinkhoffstraße zum Teil noch mit der guten alten Relaistechnik zur Steuerung von Weichen und Signalen. Nur sporadisch wurde die Technik in den vergangenen 46 Jahren zwischenzeitlich modernisiert und an neue Entwicklungen angepasst.

Eine Erneuerung ist schon seit längerer Zeit geplant. 2019 hieß es, dass an der „betrieblichen Aufgabenstellung“ für das neue elektronische Stellwerk gearbeitet werde.
Immerhin: Diese Arbeit ist jetzt abgeschlossen, wie eine Bahnsprecherin auf Anfrage erklärte. Die Bahn will nach und nach ihre alten Stellwerke durch elektronische Stellwerke ersetzen, die dann auch weit größere Distanzen abdecken und so mehrere alte Stellwerke ersetzen. Das Stellwerk ,,Dzf“, das 2017 in einem zweistöckigen Gebäude gleich neben dem Hochbau von „Dhf“ in Betrieb gegangen ist, hat so auch die Aufgaben der alten Stellwerke in Castrop-Rauxel und in Mengede übernommen.
Ansagen für den Hauptbahnhof
„Dhf“ hat schon jetzt einen großen Einzugsbereich. Rund 1200 Zugverbindungen und bis zu 700 Rangierfahrten werden hier pro Tag hauptsächlich auf der Ost-West-Bahnachse durch Dortmund abgewickelt, etwa 200 Weichen und Signale sowie der Verkehr und die Ansagen im Hauptbahnhof gesteuert. Und das 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.

Jetzt kommt die dringend nötige Erneuerung in Sicht. Doch die braucht Zeit. Im ersten Quartal 2023 soll die Vorplanung beginnen - als Auftakt für einen langen Planungsprozess, der festen Abläufen folgt. Bis das Stellwerk „Dhf“ tatsächlich erneuert werde, „gehen wir in Richtung 2030“, deutete die Bahnsprecherin an.
Tatsächlich hat es auch beim schon erneuerten Nachbar-Stellwerk „Dzf“ von der Planung bis zur Umsetzung sieben Jahre gedauert. Die Gesamtkosten lagen nach Angaben der Bahn „im höheren zweistelligen Millionenbereich“.
Zusammenhang mit RRX-Ausbau
Die Erneuerung des Stellwerks ist dabei auch Voraussetzung für den Regelbetrieb des schnellen Regionalzuges RRX, der mit insgesamt fünf Linien durch Dortmund rollen soll. Doch bis die modernen RRX-Züge tatsächlich im dichten Takt und mit vollem Tempo durch Dortmund rollen können, wird ebenfalls noch viel Zeit vergehen.
Die Planungen für den nötigen Ausbau der Infrastruktur mit zusätzlichen Gleisen und Weichen muss komplett neu aufgerollt werden, um auch den „Deutschland-Takt“ im Fernverkehr erreichen zu können. Auch da ist mit Arbeiten nicht vor 2030 zu rechnen.
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