Ein Archivbild von 2016 aus dem Bahn-Stellwerk, das am Wochenende ausgefallen ist. Hier wird noch mit alter Relaistechnik gearbeitet.

Ein Archivbild von 2016 aus dem Bahn-Stellwerk, das am Wochenende ausgefallen ist. Hier wird noch mit alter Relaistechnik gearbeitet. © Oliver Schaper

Bahn-Chaos am Wochenende: Bahn-Stellwerk wartet seit Jahren auf Erneuerung

rnDortmunder Hauptbahnhof

Ein Wasserschaden hat am Wochenende für den Ausfall des Stellwerks der Bahn am Dortmunder Hauptbahnhof und des Bahnverkehrs gesorgt. Generell wartet die Technik dort seit Jahren auf Erneuerung.

Dortmund

, 22.08.2022, 18:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war ein Wasserschaden, der nach einem Starkregen in der Nacht zu Samstag (20.8.) das große Stellwerk der Bahn am Dortmunder Hauptbahnhof lahmlegte. Mit weitreichenden Folgen: Bis zum Samstagabend konnten am Hauptbahnhof keine Züge fahren.

Erst rund 18 Stunden nach dem Ausfall konnte das Zentralstellwerk, über das der Bahnverkehr auf der Ost-West-Bahnstrecke zwischen der Stadtgrenze Bochum und den Bahnbetriebswerken Am Spähenfelde abgewickelt wird, den Betrieb wieder aufnehmen.

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Die Arbeit, die in dem fünfstöckigen Gebäude gleich hinter dem „Dortmunder U“ an der Brinkhoffstraße geleistet wird, ist vergleichbar mit der eines Flughafen-Towers. Rund 1200 Zugverbindungen und bis zu 700 Rangierfahrten pro Tag werden über das Stellwerk mit der Bezeichnung „Dhf“ abgewickelt. Von hier aus werden rund 200 Weichen und Signale sowie der Verkehr und die Ansagen im Hauptbahnhof gesteuert - 365 Tage im Jahr rund um die Uhr.

Wie ein Flughafen-Tower wirkt das Stellwerk „Dhf“ mit seiner hohen Aussichtskanzel an der westlichen Einfahrt zum Dortmunder Hauptbahnhof.

Wie ein Flughafen-Tower wirkt das Stellwerk „Dhf“ mit seiner hohen Aussichtskanzel an der westlichen Einfahrt zum Dortmunder Hauptbahnhof. © Oliver Schaper

Unabhängig von dem Wasserschaden am Wochenende wartet „Dhf“, das auch für Laien an der westlichen Einfahrt zum Hauptbahnhof mit der hohen Aussichtskanzel gut als Stellwerk erkennbar ist, allerdings schon seit längerer Zeit auf Ersatz beziehungsweise eine technische Erneuerung. Denn die Stellwerkstechnik ist inzwischen mehr als 40 Jahre alt.

Alte Relaistechnik im Einsatz

Gearbeitet wird in dem 1976 in Betrieb gegangenen Stellwerk zum Teil noch mit der guten alten Relaistechnik zur Steuerung von Weichen und Signalen, auch wenn die Technik zwischenzeitlich immer mal wieder modernisiert und an neue Entwicklungen angepasst wurde - angefangen von der Integration des S-Bahn-Verkehrs in den 1980er Jahren bis zu einem Ferndiagnose-System für Weichenstörungen.

Nach und nach werden die alten Stellwerke der Bahn nun durch elektronische Stellwerke abgelöst, die dann auch weit größere Distanzen abdecken und so mehrere alte Stellwerke ersetzen. So wie das Stellwerk ,,Dzf“, das 2017 in einem eher unscheinbaren zweistöckigen Gebäude gleich neben dem Hochbau von „Dhf“ in Betrieb gegangen ist. Es hat unter anderem die Stellwerke in Castrop-Rauxel und in Mengede ersetzt.

Deutlich moderner ist die Technik im 2017 in Betrieb gegangenen elektronischen Stellwerk der Bahn.

Deutlich moderner ist die Technik im 2017 in Betrieb gegangenen elektronischen Stellwerk der Bahn. © Oliver Schaper

Hier wird die Strecke der alten Köln-Mindener-Eisenbahn auf rund 30 Kilometern zwischen Dortmund-Hauptbahnhof und Herne mit etwa 120 Haupt- und Sperrsignale und 70 Weichen an Bildschirmen elektronisch überwacht.

Die dort genutzte elektronische Technik soll auch im Stellwerk „Dhf“ Einzug halten und so unter anderem die Voraussetzungen für den Betrieb des schnellen Regionalzugs RRX in und um Dortmund schaffen. 2019 hieß es, dass noch an der „betrieblichen Aufgabenstellung“ für das neue elektronische Stellwerk gearbeitet werde. Wie weit die Planungen inzwischen sind - dazu gab es am Montag (22.8.) bis Redaktionsschluss bei der Bahn auf Anfrage noch keine Antwort.

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Bis zur technischen Erneuerung dort wird es auf jeden Fall noch dauern. Bei dem im Sommer 2017 in Betrieb gegangenen elektronischen Stellwerk „Dzf“ für die Bahnstrecke von Dortmund nach Herne hat es von der Planung bis zur Umsetzung sieben Jahre gedauert. Die Gesamtkosten lagen nach Angaben der Bahn „im höheren zweistelligen Millionenbereich“.

Auffallend ist: Am modernen Stellwerk „Dzf“, das nur einen Steinwurf vom ausgefallenen alten Stellwerk „Dhf“ entfernt liegt, hat es in der Nacht zu Samstag keinen Wasserschaden mit Technikausfall gegeben.

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