
© Schaper/Archwerk, Montage: RN
Neuer Anlauf für umstrittene Hochhaus-Pläne in der Innenstadt
20 Stockwerke hoch
Neuer Anlauf für ein spektakuläres Bauprojekt: Am U-Bahneingang Stadthaus an der Ruhrallee soll ein 20-geschossiges Hochhaus entstehen. Das Projekt ist umstritten. Nun steht die Entscheidung bevor.
Der Platz von Rostow am Don am Schnittpunkt von Ruhrallee und Märkischer Straße gilt als städtebauliches Niemandsland. Pläne, den Platz vor dem Eingang zu S- und zur U-Bahnstation durch einen Neubau aufzuwerten, gab es zuhauf. Sie liegen teilweise mehr als zwei Jahrzehnte zurück.
Bereits im Jahre 2000 wurde gestritten, ob die Stadt dort ein „Technisches Rathaus“ bauen sollte. Ein städtebaulicher Wettbewerb rief zwar etliche Architekten und Investoren auf den Plan – doch realisiert wurde keiner der Entwürfe.
Bis heute hält Architekt Prof. Wolfgang Krenz vom Bochumer Büro „Archwerk Generalplaner KG“ an einer Bebauung des Platzes fest. Wenn auch in anderer Form als damals: Seine Pläne sehen im Kern einen 20-geschossigen Wohnturm vor, der um ein Sockelgebäude mit fünf Geschossen ergänzt wird.
Problem dabei: Zwar hat der Rat der Stadt das Projekt bereits Ende 2018 mehrheitlich beschlossen. Aber es war umstritten – und bleibt es bis heute.
Wohnturm soll 120 Mietwohnungen erhalten
Zuletzt war es still geworden um die Hochhauspläne an der Einfahrt zur City. Nicht wenige hatten auch dieses Vorhaben im Geiste schon abgeschrieben. Möglicherweise zu früh: Im Sonderältestenrat, in dem die Spitzen der Ratsfraktionen sitzen, hat Architekt Krenz unlängst einen erneuten Anlauf genommen und für sein Projekt geworben.

Der Eingang zur S-Bahn- und zur Stadtbahnstation verläuft unterhalb des Hauses. © Archwerk
Sein Entwurf ist derselbe wie 2018: Es bleibt bei einem Hochhaus mit 120 frei finanzierten Mietwohnungen. Es soll eine begrünte Fassade erhalten. Dazu sind Balkone, Wintergärten und Loggien geplant.
Vom ursprünglich angedachten Hotel, das sich bis ins 9. Obergeschoss erstreckt, ist keine Rede mehr. Das Haus soll als reines Wohngebäude dienen. Der vorgelagerte Sockelbau dagegen soll für Gewerbe (etwa Gastronomie) und beispielsweise für Co-Working-Arbeitsplätze sowie für möbelierte Apartments zur Verfügung stehen.
Offen war lange Zeit, wer den mehrere Millionen Euro schweren Wohnturm bauen soll: Zuletzt war die Gröner Group im Gespräch, die bereits auf dem Bunker an der Ruhrallee stadtauswärts ein Wohnprojekt („Südtribüne“) realisiert hat.
Architekt stellt neuen Investor aus Essen vor
Inzwischen hat sich die Gröner Group von den Hochhausplänen verabschiedet. Mit der Essener Harfid GmbH hat sich dem Ältestenrat jetzt ein neuer Investor vorgestellt.
Auch der ist in Dortmund kein Unbekannter mehr, wie Wohn- und Gewerbeprojekte an der Von-den-Berken-Straße in der östlichen Innenstadt und am Phoenix-See zeigen. Harfid, heißt es zudem, wolle den Wohnturm am Platz von Rostow nach seiner Fertigstellung nicht verkaufen, sondern im eigenen Bestand halten.

So soll sich das Hochhaus auf dem Platz von Rostow schräg gegenüber dem Bürogebäude Ellipson (farbig, r.) darstellen. © Archwerk
Dennoch bleibt das Vorhaben in der Politik so umstritten wie in den Jahren zuvor. Die SPD hält an dem Wohnturm fest, die CDU lehnt ihn ab. „Wir bleiben bei unserer Zustimmung zur bisherigen Planung“, teilt SPD-Fraktionschefin Carla Neumann-Lieven mit.
Wohnen in der Innenstadt sei ausdrücklich erwünscht. Zumal der Investor auch „preisgedämpfte Mietwohnungen“ anbieten wolle. Zudem werde das Vorhaben den Eingang zu den U- und S-Bahnstationen aufwerten. „Das begrüßen wir sehr“, so Neumann-Lieven.
Wohnraum in der City – das will auch die CDU. Nur eben nicht am Platz von Rostow. Und schon gar nicht in dieser Dimension. Sie plädiert eher für ein Bürogebäude. Zwar müsse das Vorhaben noch in der Gesamtfraktion beraten werden, sagt CDU-Fraktionschef Jendrik Suck. „Wir haben aber große Zweifel, ob ein solcher Baukörper an dieser Stelle optisch in das Stadtbild passt“, sagt Suck.
Bauprojekt weiter umstritten - Politik muss Farbe bekennen
Zu fragen sei auch, ob das Gesamtprojekt wirtschaftlich darstellbar sei. Zumal es derzeit keine Angaben zur geplanten Miethöhe für die Wohnungen gebe. Hintergrund: Öffentlich geförderten Wohnraum mit gesetzlich begrenzten Mieten wird es in dem Neubau wohl nicht geben.
Trotzdem soll sich der Bauherr gegenüber der Stadt verpflichten, für gut ein Viertel (rund 27 Prozent) Mieten aufzurufen, die sich an denen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus orientieren. Umso höher müssten dann aber die Mieten für die Wohnungen in den oberen Geschossen ausfallen, fürchtet die CDU.
Sie sieht zudem „erhebliche Kosten für den Unterhalt des Gebäudes.“
Und die Grünen? Bleibt die Ratsfraktion bei ihrem früheren „Ja“?
Fraktionssprecherin Ingrid Reuter hat im Sonderältestenrat zwar Zustimmung signalisiert. Sie betont aber, „dass es in der neuen Fraktion noch keine abgestimmte Haltung gibt.“
Darüber werde in den nächsten Tagen und Wochen zu sprechen sein. Die Fraktion Linke+ hält an ihrer bisherigen Position fest: „Wir lehnen das Projekt ab“, sagt Fraktionschef Utz Kowalewski auf Anfrage.
Vorbereitung für Grundstücksverkauf
Noch im laufenden Monat März soll es zum Schwur kommen: Die Verwaltung will den politischen Gremien in Kürze einen Vorschlag für den Grundstücksverkauf an die Essener Harfid GmbH vorlegen.
Dabei geht es um eine rund 1000 Quadratmeter große Parzelle. Dabei dürften ähnliche Spielregeln gelten wie 2020, als die Gröner Group noch am Ball war. Sie sollte neben dem Bau des Wohnturms ein 115 Stellplätze großes Parkhaus neben dem Südbad errichten. Und gleichzeitig auch die gesamte Neugestaltung der Restfläche am Platz von Rostow am Don übernehmen.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.