Der Plan für ein Wohnbauprojekt an der Zillestraße in Dortmund ist fertig, Eva Fehringer vom Spar- und Bauverein bangt allerdings um die wichtigen Fördergelder des Bundes. Nach dem Antragsstopp für KfW-Mittel zum energieeffizienten Bauen ist die Verunsicherung groß.

© Spar- und Bauverein

Viele Neubaupläne in Dortmund plötzlich in Gefahr? „Wir hängen in der Luft“

rnKfW-Förderstopp

Die Irritationen um die Bundesförderung für klimaschützendes Bauen und Sanieren (KfW-Antragsstopp) bringen auch in Dortmund Neubaupläne ins Wanken. Beim Spar- und Bauverein ist man geschockt.

Dortmund

, 11.02.2022, 15:42 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es soll ein schicker Neubau mit 37 Wohnungen werden. Der Spar- und Bauverein plant an der Zillestraße in Dortmund-Renninghausen ein Projekt mit 24 frei finanzierten Wohnungen und 13 Appartements für junge Menschen mit Handicap, denen dort ein eigenständiges Wohnen ermöglicht werden soll.

Seit 2019 schon möchte der Spar- und Bauverein auf der knapp 6000 Quadratmeter großen Brachfläche im Dortmunder Süden bauen. Dann kam die Corona-Pandemie mit vielen Unwägbarkeiten wie Lieferengpässen und Kostenexplosionen. „Wir haben das Projekt deshalb bewusst langsamer gefahren und wollten zunächst mal den Neubau am Königswall fertigstellen“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde, der Vorstandsvorsitzende des Spar- und Bauvereins.

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Im Neubau Königswall, direkt gegenüber vom Dortmunder U, sind die Mieter im vergangenen Jahr eingezogen und in diesem Sommer soll es nun an der Zillestraße endlich losgehen. „Jetzt hängen wir allerdings mit dem Stopp der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude in der Luft. Es braucht eine Anschlusslösung für Neubaumaßnahmen, die in der Pipeline sind“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde.

KfW-Förderung: Spar- und Bauverein hat mit Millionen gerechnet

Mit dem plötzlichen Stopp der Förderprogramme über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat der neue Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) den Spar- und Bauverein kalt erwischt. Zwar lenkte Habeck ja ein und lässt nun alle förderfähigen Anträge, die bis zum 24. Januar eingingen, noch bearbeiten. Der Förderantrag vom Spar- und Bauverein ist da aber nicht dabei.

Blicken auf die Pläne für das Wohnbauprojekt an der Zillestraße in Dortmund-Renninghausen und hoffen bei einer schnellen Antragstellung auf Fördermittel aus dem Überbrückungsprogramm (v.l.): Spar-und-Bauverein-Chef Franz-Bernd Große-Wilde, Eva Fehringer, Kaufmännische Leiterin des Bereichs Unternehmensfinanzierung, und Vorstandsbevollmächtigter Prof. Dr. Florian Ebrecht.

Blicken auf die Pläne für das Wohnbauprojekt an der Zillestraße in Renninghausen und hoffen bei einer schnellen Antragstellung auf Fördermittel aus dem Überbrückungsprogramm (v.l.): Spar-und-Bauverein-Chef Franz-Bernd Große-Wilde, Eva Fehringer, Kaufmännische Leiterin des Bereichs Unternehmensfinanzierung, und Vorstandsbevollmächtigter Prof. Dr. Florian Ebrecht. © Spar- und Bauverein

„Wir sind in der Bauantragsstellung und es ist offen, wie eine neue Gebäudeförderung aussehen wird. Wir haben mit 5,5 Millionen Euro an Fördermitteln und einem Tilgungszuschuss von 1,4 Millionen Euro gerechnet. Darauf können wir jetzt nicht zählen“, sagt Eva Fehringer, die kaufmännische Leiterin des Bereichs Unternehmensfinanzierung beim Spar- und Bauverein.

Angekündigt ist von den zuständigen Ministerien in Berlin ein bis zum 31. Dezember 2022 befristetes Neubau-Förderprogramm für Gebäude, die nur 40 Prozent der Primärenergie eines festgelegten Referenzgebäudes verbrauchen (EH 40).

Attraktive Förderkonditionen für bezahlbare Mieten

Genau auf diesem Effizienzniveau möchte der Spar- und Bauverein bauen, aber auch dafür sollen die Fördersätze abgesenkt werden und das Programm soll auf einen Milliarde Euro gedeckelt werden. „Das heißt“, so informiert die Bundesarchitektenkammer, „wenn die Milliarde vergeben ist, gibt es bis auf Weiteres keine KfW-Förderung für Neubauten dieses Standards mehr.“

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„Das wird nicht reichen“, sagt Sparbau-Chef Franz-Bernd Große-Wilde und erklärt: „Es braucht unverändert staatliche Unterstützung, um bezahlbaren Wohnraum bei Realisierung der energetischen und gesellschaftlichen Anforderungen schaffen oder erhalten zu können.“

Und weiter: „Selbst die Umsetzung des bisherigen KfW-55-Standards im Neubau, der aktuell als vergleichsweise ‚gängiger‘ Neubaustandard kommuniziert wird, kann nur dann zu wirtschaftlich tragfähigen, das heißt bezahlbaren, Mieten realisiert werden, wenn die Finanzierung um attraktive Förderkonditionen angereichert wird.“

Auf diesem Grundstück an der Zillestraße in Dortmund möchte der Spar- und Bauverein ab dem Sommer 24 frei finanzierte Wohnungen und 13 Appartements bauen - auf hohem energetischem Effizienzniveau (EH 40). Dafür sind Fördermittel vom Bund unverzichtbar.

Auf diesem Grundstück an der Zillestraße möchte der Spar- und Bauverein ab dem Sommer 24 frei finanzierte Wohnungen und 13 Appartements bauen - auf hohem energetischem Effizienzniveau (EH 40). Dafür sind Fördermittel vom Bund unverzichtbar. © Britta Linnhoff

Nach seiner Auffassung brauche es schnell eine Neuausrichtung der Förderpolitik. Nachdem die zur Verfügung stehenden fünf Milliarden Euro schon unter Habecks Amtsvorgänger Peter Altmaier (CDU) ausgeschöpft und Förderanträge für insgesamt 20 Milliarden Euro eingegangen waren, war der sofortige Förderstopp nicht nur für den Spar- und Bauverein, sondern für viele Bauherren und Sanierer ein Schock.

Haus & Grund: „Das passt nicht zusammen“

Der Eigentümerverband Haus & Grund übt deutliche Kritik. „Auf die Gebäudeeigentümer wird der Druck zum klimaneutralen Umbau ihrer Häuser immer weiter erhöht und nun stoppt der Bund die dringend notwendige Förderung. Das passt nicht zusammen“, so der Hauptgeschäftsführer von Haus & Grund Dortmund, Dr. Thomas Bach.

Wenn der Gebäudesektor seine Klimaziele erreichen solle, bräuchten die Eigentümer Planbarkeit und keine Förderung nach Gutsherrenart. „Haus & Grund fordert die Politik daher auf“, so Thomas Bach, „unverzüglich für eine Wiederaufnahme der Förderung zu sorgen.“ Alles andere sei ein Armutszeugnis für die Klimapolitik der Ampelkoalition.

Franz-Bernd Große-Wilde ist auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen (ADW), der unter anderem die Dogewo, Vonovia und LEG angehören. In dieser Eigenschaft weiß er, dass viele Neubaumaßnahmen und Großmodernisierungen in Dortmund laufen, die dringend mit KfW-Mitteln abgesichert werden müssen, damit energieeffiziente Maßnahmen weiter stattfinden und ein bezahlbares Wohnen weiter gewährleistet werden kann.

Spar- und Bauverein setzt auf frühe Antragstellung

„285 Millionen Euro wurden von den Unternehmen der ADW im vergangenen Jahr in Wohngebäude investiert. Und in etwa so viel soll auch in diesem Jahr wieder investiert werden. Wohnungsunternehmen brauchen aber, wie private Vermieter auch, eine Planungssicherheit“, so Große-Wilde.

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An der Zillestraße will der Spar- und Bauverein 15 Millionen Euro in ein Ensemble mit fünf Gebäuden mit Passivhausstandard investieren. „Wenn einem da aber von Sonntagabend auf Montag ein Teil der Rentabilität weggenommen wird, dann droht so ein Projekt ins Rutschen zu geraten“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde.

Er fürchtet, dass viele Neubau-Vorhaben und Modernisierungen in Dortmund in diesem Jahr nicht realisiert werden. Für das eigene Projekt in Renninghausen ist er allerdings aus einem Grund optimistisch: „Wir sind ja in der Vorbereitung schon sehr weit und können jetzt schnell die Anträge stellen. Insofern denken wir, dass wir aus dem Eine-Milliarde-Überbrückungsprogramm die notwendige Förderung bekommen.“