Neue Brauerei will bodenständig, aber stark in Dortmund sein
Bergmann-Brauerei auf Phoenix-West eröffnet
Die Bergmann-Brauerei hat am Freitag ihre Eröffnung auf Phoenix-West gefeiert. Nachdem jahrzehntelang nur Brauereien geschlossen worden waren, hat in Dortmund also mal wieder eine Brauerei neu aufgemacht. Bei der Feier erinnerten Zeitzeugen an die alte Bergmann-Brauerei und Dortmunds einstigen Ruf als Bierstadt.

Die Bergmann-Geschäftsführer Thomas Raphael (vorne, l.) und Herbert Prigge (hinten, 3.v.l.) stießen mit Mitstreitern und Gästen an. © Stephan Schütze
Kohle, Stahl und Bier, der Dreiklang des Ruhrgebiets, ist fast verstummt. Im Industriegebiet Phoenix-West, zwischen den Relikten vergangener Malocher-Zeiten, lebt er wieder auf: Am Freitag feierte dort die Bergmann-Brauerei Eröffnung. Thomas Raphael, der das Bier vor zehn Jahren wieder auf den Markt brachte, bekam ein besonderes Geschenk: die Bronzestatue eines Bergmannes mit Bierfass, ausgehändigt von einem echten Urtyp der Dortmunder Biergeschichte, Christian Heinrich Brand.
In den 50er-Jahren gab es noch mehr als 30 Brauereien in Dortmund. Heute sind nur zwei übrig, die Bergmann-Brauerei mitgezählt. „Traurig, was in Dortmund passiert ist“, findet Brand. „Früher hatte Dortmunder Bier Weltruf. Und heute? Reicht unser Ruf vielleicht so gerade bis nach Bottrop.“ Die Liebe zum Bier hat Tradition in der Familie Brand: Mehr als 250 Jahre befand sich die traditionsreiche Dortmunder Kronen-Brauerei im Besitz der Familie Brand.

Christian Heinrich Brand schenkte den Bergmann-Geschäftsführern Herbert Prigge (l.) und Dr Thomas Raphael (Mitte) die Bronzestatue eines Bergmannes mit Bierfass. © Stephan Schütze
Neue Bergmann-Brauerei macht alten Bierliebhaber glücklich
Dass kleine Brauereien mit starkem regionalen Bezug, so wie die Bergmann-Brauerei, nun wieder im Kommen sind, stimmt den alten Bierliebhaber ungemein glücklich: „Selbstverständlich freue ich mich, wenn Brauereien erhalten bleiben.“ Der Bezug zur Dortmunder Brau-Geschichte ist ihm wichtig, denn: „Bier braucht eine Heimat.“
Nicht nur das: Bier bietet auch eine Heimat. So war es zumindest bei Theo Sobkowiak, der noch in der ursprünglichen Bergmann-Brauerei in Rahm gearbeitet hat. „Die Brauerei war eine kleine, manche würden sagen: die feinste Brauerei in Dortmund“, erzählt Sobkowiak, schwelgend in schönen Erinnerungen. 1962 fing er als 22-jähriger Elektriker dort an, reparierte Theken und reinigte Bierschläuche. „Ich konnte als Handwerker über mich hinauswachsen“, sagt er.
Inhaber der Bergmann-Brauerei strebt nicht nach Hopfen-Weltruhm
Was Bier bedeutet weiß auch Bürgermeisterin Birgit Jöder: „Vor dem Bergmannkiosk stehen, auch bei Kälte und mit einem Bier in der Hand, Menschen – das ist einfach Kult“, sagt sie. Als Nordstädterin finde sie es schade, dass der alte Brauort im Hafen aufgegeben wurde. „Aber es hat ja auch damals keiner geglaubt, dass da so eine Geschichte draus wird.“
Und wie geht es weiter? Thomas Raphael, Inhaber der Bergmann-Brauerei, will bodenständig bleiben. Für ihn persönlich ist Dortmund nach wie vor die „Bierstadt Nummer Eins“. Aber ambitionierte Träume von altem Hopfen-Weltruhm hegt er nicht. Eine regionale Brauerei, die stark in ihrer Heimat ist, lohne sich wirtschaftlich mehr. „Damit bin ich glücklich und zufrieden“, sagt er lächelnd. Aber vielleicht etabliere sich das Kultbier ja zu einem netten Geschenk, von Dortmundern für Verwandte. „Wenn wir dieses Niveau erreichen, das wäre schön.“
Dann reicht der Ruhm des Dortmunder Bieres bald auch wieder weiter als bloß bis nach Bottrop.
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