Angriff auf Wahlparty
Neonazis wollten Dortmunder Rathaus stürmen - zehn Verletzte
Gewalttätige Szenen vor dem Dortmunder Rathaus: Mitglieder der rechtsradikalen Partei "Die Rechte" haben am Sonntagabend versucht, auf die Wahlparty im Rathaus zu gelangen. Die Situation eskalierte. Die Feuerwehr spricht von zehn Verletzten - darunter ist der Spitzenkandidat der Piraten für die Ratswahl.
Bis 22 Uhr war es eine entspannte Stimmung im Dortmunder Rathaus, wo sich Parteien und Bürger zur Auswertung des Wahlergebnisses versammelt hatten. Rund 20 Rechtsradikale versuchten das Rathaus zu stürmen, attackierten den Eingangsbereich mit Flaschen in der Hand.
Allen voran stürmte der verurteilte Gewalttäter Siegfried Borchardt auf das Rathaus zu. Er dürfte als Mitglied dem kommenden Stadtrat angehören. Seine Unterstützer hatten sich gelbe Shirts angezogen und traten extrem aggressiv auf. Opfer der Attacke berichteten, dass die Rechtsradikalen Reizgas versprüht haben. Mindestens eine Person trug eine Platzwunde am Kopf davon. Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich dabei um Christian Gebel, den 38 Jahre alten Spitzenkandidaten der Piraten für die Ratswahl. Mehrere Rettungswagen eilten zum Friedensplatz. Sie behandelten zehn Menschen - neun davon nach einer Pfefferspray-Attacke. Gebel wurde ins Krankenhaus gebracht.
Einigen Neonazis gelang es auch, ins Rathaus zu gelangen und ein Grünen-Transparent zu entwenden. Von der Polizei war zum Zeitpunkt des Angriffs noch nichts zu sehen und die nach und nach eintreffenden Kräfte brauchten auch einige Zeit, um die Lage – teilweise ihrerseits unter der Androhung eines Einsatzes von Pfefferspray – unter Kontrolle zu bringen. Gegendemonstranten der demokratischen Parteien stellten sich schließlich schützend vor das Rathaus.
Unter ihnen waren die Grüne OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger und Pfarrer Friedrich Stiller. Schneckenburger betonte, dass die Attacke der Rechtsradikalen nicht überraschend gekommen sei. Friedrich Stiller: „Wir haben schwere Tätlichkeiten direkt vor dem Rathaus erlebt. Auch die verbotene erste Strophe des Deutschlandlieds wurde gesungen.“ Er sei erschüttert über die schlechte Vorbereitung im Rathaus. „Es war verabredet, dass die Polizei schnell kommt, wenn etwas passiert. Das hat wohl nicht so schnell geklappt“, stellte Oberbürgermeister Ullrich Sierau in einer ersten Reaktion fest.
Spät - aber dann massiv - trat die Polizei im weiteren Verlauf auf. Aus mehreren Ruhrgebietsstädten rückten Beamte an, ein Hubschrauber kreiste über der Innenstadt. Der Friedensplatz glich einem Heerlager der Polizei. Die Polizei sprach am späten Sonntagabend von "mehreren Geschädigten" durch Pfefferspray. Sie habe jedoch kein Reizgas eingesetzt. Die Lage entspannte sich gegen 23.35 Uhr: Die Polizei eskortierte die Neonazis vom Friedensplatz.