Neonazi-Demo und Gegenprotest in der City - so verlief der Abend
RN Live
Eine Nazi-Demo und Gegenprotest sorgten am Freitagabend für einen großen Polizeiauflauf in der Innenstadt. Im Großen und Ganzen blieb es ruhig, doch es gab zwei Zwischenfälle.

Die Gegendemonstration hat viele lokale Gruppen zur Katharinentreppe geführt, um gemeinsam gegen die Rechten mobil zu machen. © © Schaper
Seit Jahren demonstrieren Neonazis am 23. August in Dortmund - zu diesem Datum vor sieben Jahren hatte der damalige NRW-Innenminister Ralf Jäger die rechtsextreme Kameradschaft „Nationaler Widerstand“ sowie weitere Neonazi-vereinigungen verboten. Auch Gegenprotest gehörte stets dazu. Alles hielt sich bisher in überschaubarem Rahmen, allenfalls eine zweistellige Zahl an Menschen nahm an den jeweiligen Demos teil. Und stets sorgt ein großes Polizeiaufgebot dafür, die Neonazis und die Gegenprotestler sauber zu trennen.
In diesem Jahr kann es etwas voller werden - zumindest auf Seiten der Nazi-Gegner: Die Umweltbewegung Fridays for Future soll laut WDR angekündigt haben, an der Gegendemo teilzunehmen. Der Polizei war am Nachmittag auf Nachfrage unserer Redaktion keine Kundgebung der Umweltaktivisten bekannt. Ab 17.30 Uhr sammeln sich die Nazi-Gegner, mit der Ankunft der Neonazis wird für 19.30 Uhr gerechnet. Wir berichten an dieser Stelle live, wenn sich Entscheidendes tut:
21.11 Uhr: Nazi-Demo und Gegendemo sind beendet. Auch die Polizei rückt ab. Sie hat zuvor die Nazis zum Hauptbahnhof geleitet. Insgesamt verlief das Demo-Geschehen friedlich. Hiermit beenden wir die Berichterstattung.
20.55 Uhr: Eine Gruppe von rund 15 Gegendemonstranten hatte sich abgesetzt und versucht, über den Parkplatz vor McDonald’s am Hauptbahnhof in die Reihen der Nazis zu gelangen. Die Polizei verlagerte daraufhin einige ihrer Kräfte und konnte so einen Durchbruch verhindern. Der Nazi, der den Passanten geschubst hatte, erhielt einen Platzverweis. Laut Polizei zählt die Nazi-Demo offiziell 80 Teilnehmer, die Gegendemonstration 130 Teilnehmer.
20.25 Uhr: Als ein Gegendemonstrant den Nazis den Mittelfinger zeigt, wird er von einem Nazi umgeschubst. Die Polizei nimmt sich den Nazi zur Seite.
20.00 Uhr: Es sind jetzt 50 Nazis, denen das Dreifache an Gegendemonstranten gegenübersteht. Die Lage ist relativ ruhig, der Verkehr auf dem Wall läuft ganz normal.
19.30 Uhr: Rund 20 Nazis haben sich zu ihrer Kundgebung an der Katharinentreppe eingefunden. Während die Gegendemonstranten rufen „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“, werden sie von den Nazis fotografiert. Das sorgt für aufgeheizte Stimmung. Es herrscht ein starkes Polizeiaufgebot. Die Beamten sorgen dafür, dass Gegendemonstranten und Nazis sich nicht zu nahe kommen.
17.45 Uhr: Rund 150 Aktivisten verschiedener Dortmunder Gruppierungen sind dem Aufruf von BlockaDO gefolgt, um sich der Neonazi-Demo an der Katharinentreppe entgegenzusetzen. Iris Bernert-Leushacke, Anmelderin der Gegendemo, begrüßt unter anderem Vertreter lokaler Gruppen wie "Ballspiel.vereint!", "Seebrücke Dortmund" oder der lokalen "Fridays-for-Future"-Bewegung. „Hier sind viele Menschen, die sich spektrumsübergreifend engagieren, um den Nazis den öffentlichen Raum zu verweigern“, sagt Iris Bernert-Leushacke. Bereits beim Demokratiefest in Dorstfeld habe man zueinandergefunden, um den Rechten entgegenzutreten, wie Clara Dornseifer von der Seebrücke erklärt. Aus dem Organisations-Team von Fridays for Future sind heute knapp 20 Aktivisten bei der Gegendemo an der Katharinenrtreppe aufgelaufen.
Dass noch mehr Mitstreiter der jungen Klimaprotestler auch gegen Dortmunds Rechte Gesicht zeigen, ist Luca Viert ein besonderes Anliegen. „Es gibt viele Verknüpfungspunkte zwischen Fridays for Future und den anderen Gruppen hier. Gerade in Dortmund ist es extrem wichtig, gemeinsam ein Zeichen gegen die Nazis zu setzten“, sagt Luca Viert. Die Demonstration steht unter dem Titel „Jahrestag des NWDO-Verbots – mit „verbrannter“ Literatur gegen die Nazis!“. Texte von Kurt Tucholski, Bertolt Brecht oder Heinrich Heine werden vorgetragen, sollen vorbeigehende Passanten dazu animieren, stehen zu bleiben und innezuhalten, in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.