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Neue Reise-Regeln: „Das Hin und Her ist eine Idiotie vor dem Herrn“
Corona-Regeln
Ein Reisebüro-Leiter aus Dortmund beantwortet im eigenen Urlaub aktuell 50 Mails pro Tag zu den neuen Corona-Regeln. Die Buchungen gehen bereits zurück - teilweise deutlich.
„Es herrscht eine Mega-Verunsicherung“, sagt auf Anfrage Michael Draeger, Leiter des Reise-Cafés Stoffregen an der Kampstraße. Der Grund: Die häufig wechselnden Corona-Regeln für Reisende, gerade in Sachen Testpflicht bei der Einreise nach Deutschland. Seine Kunden hätten so viele Nachfragen, dass er selbst während seines privaten Urlaubs 50 Mails am Tag beantworte.
Das Bundeskabinett beschloss am Freitag (30.7.) eine neue Einreiseverordnung, die seit Sonntag (1.8.) gilt. Nach der müssen nun alle Menschen ab zwölf Jahren ohne vollständigen Impf- oder Genesungs-Nachweis bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Test vorweisen. Vorher mussten das nur Flugpassagiere. Jetzt gilt dies auch für Reisende, die zum Beispiel per Bahn oder Auto einreisen.
Touristik-Bündnis fordere Testpflicht schon seit einem Jahr
Die Testpflicht an sich sei Michael Draeger zufolge für die Tourismus-Branche sogar wünschenswert, um für die Gesundheit der Kunden vorzusorgen. Er ist ebenfalls Sprecher des Bündnis „Wir alle sind Touristik“, das eine Testpflicht bei der Einreise schon seit einem Jahr fordert.
„Mit dem Testen hat kein Reisender ein Problem. Aber die ständige Regeländerung und das Aufbauschen verunsichert sie einfach“, sagt Draeger. Er könne die Verunsicherung verstehen: „Das Hin und Her ist eine Idiotie vor dem Herrn.“
Viele Fragen beträfen auch die Quarantänepflicht nach der Einreise aus einem Risikogebiet. Seit Sonntag wird in Deutschland nur noch zwischen Hochrisiko- und Virusvariantengebieten unterschieden.
Nicht vollständig Geimpfte oder Genesene müssen bei ihrer Rückkehr aus einem Hochrisikogebiet wie aktuell Portugal, Spanien oder den Niederlanden zehn Tage in Quarantäne – mit einem zusätzlichen negativen Test können sie sie auf fünf verkürzen. Für Grenzpendler und Auslands-Aufenthalte von weniger als 24 Stunden gelten Ausnahmen.
Wer aus einem Virusvariantengebiet zurückkehrt, muss grundsätzlich 14 Tage in häusliche Quarantäne, egal ob geimpft, genesen oder getestet. Dazu zählen im Moment Brasilien und Uruguay.
Umsatz-Rückgang um 60 Prozent in Dortmunder Reisebüro
Aufgrund der Verunsicherung würden Draeger zufolge Dortmunder im Moment weniger Reisen buchen. Und das merken auch andere Reisebüros, zum Beispiel das City-Reisebüro an der Kuckelke. Geschäftsführer Christian Hosbach sagt gegenüber unserer Redaktion, in den vergangenen ein bis zwei Wochen seien die Umsätze des Büros wegen weniger Buchungen um etwa 60 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen.
Neben der Verwirrung über die Testpflicht würden viele das Risiko einer Quarantäne nach der Reiserückkehr nicht eingehen wollen. Zwar hätten schon Dortmunder Reisen im Herbst gebucht, für September hätten aber auch schon die ersten Gäste ihre Buchungen storniert.
Thorsten Eustrup, Inhaber des Reisebüros Köhler an der Limbecker Straße, merkt zwar auch die Verunsicherung der Kunden, aber nicht diesen starken Buchungsrückgang. Etwa 90 Prozent seiner Gäste seien Flugreisende, „und für die hat sich die Situation ja eher verbessert als verschlechtert“, sagt er auf Anfrage, weil eben Kinder unter zwölf Jahren keinen Test mehr brauchen.
Wartezeiten am Dortmunder Flughafen unverändert
Dass sich die neuen Regeln nicht anders auf Flugreisende auswirken als die früheren bestätigt auch Davina Ungruhe, Sprecherin des Dortmunder Flughafens. „Der Test-, Impf- oder Genesungs-Nachweis wird in der Regel kontrolliert, bevor man ins Flugzeug steigt“, sagt sie.
Deshalb komme es für Reiserückkehrer in Dortmund auch nicht zu längeren Wartezeiten aufgrund der Kontrolle. Beim Check-In in Dortmund allerdings müssten Reisende Ungruhe zufolge teilweise etwas mehr Zeit einplanen, „weil mit den Nachweisen ein zusätzliches Dokument vor dem Abflug kontrolliert werden muss.“
2000 in Heinsberg geboren, seit 2020 als freier Mitarbeiter bei den Ruhr Nachrichten. Ich studiere Journalistik und Politikwissenschaft in Dortmund. Mit 16 Jahren habe ich meine ersten Erfahrungen im Lokaljournalismus gemacht - und dort fühle ich mich zuhause.
