
© Didi Stahlschmidt
Musikunterricht in der Isolation - die Musikschule zeigt, wie‘s geht
Coronavirus
Schlagzeug-, Geigen- oder Gitarrenunterricht. Früher ging das von Angesicht zu Angesicht. Jetzt gibt es bei der Musikschule Dortmund andere, ungewohnte Möglichkeiten.
Ein Unterrichtsraum in der Musikschule. Instrumente stehen seitlich geordnet, das Klavier an die Wand geschoben und in der Mitte steht ein Stativ, das sonst ein Mikrofon hält. Nun klemmt dort ein iPad und davor steht Martin Peitz, Leiter des House of Popular Music an der Musikschule.
Aufgrund seiner Leitungsfunktion ist er aktuell der einzige Lehrer hier vor Ort, während die Kollegen von zu Hause arbeiten. „Aktuell bemühen sich alle Lehrer darum, dass der Unterricht mit den Schülern weitergeht. Und dies gilt sowohl für die Pop School, die Glen Buschmann Jazzakademie als auch die klassischen Bereiche“, so Peitz. Allerdings ist diese Situation für alle neu und ungewöhnlich.
Der Blick auf das Tablet ersetzt den realen Lehrer
So auch für den 17-jährigen Gitarrenschüler Manuel Kratt. Er sitzt in seinem Zimmer, die Gitarre auf dem Schoß und schaut lächelnd in die Kamera seines Tablets. Peitz spielt einige Akkorde und Blues-Rhythmen vor, die Kratt nachspielt. Direkter Blick- und Tonkontakt und oben links im Display noch einmal in einem separaten Fenster die richtigen Griffe für den richtigen Ton. „Brauchst du etwas aus dem Supermarkt?“, ruft plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund des Schülers.
Kurzes Gelächter auf beiden Seiten und nach dem „Nein“ des Sohnes geht es mit dem Unterricht weiter. Bereits nach zehn Minuten stellen sich die ersten Erfolge beim Üben ein. Peitz weist immer wieder auf die richtige Tonlage hin, gibt Tipps und zeigt die richtigen Griffe vor der Kamera. „Ich schicke dir dann später noch mal einen Link für den Basslauf“, hält Peitz fest. Die Stimmung ist durchweg aufgelockert, produktiv und es wird viel gelacht und auch bei Fehlern geflucht.
Leider ist die Klangqualität nicht so gut wie in Echt
„Ich konnte mir das anfangs gar nicht vorstellen, weil wir dies so noch nie gemacht haben. Doch nun finde ich den Unterricht über Tablets gar nicht mehr so seltsam", erklärt Kratt im Anschluss. Dennoch findet er, dass der echte Unterricht etwas einfacher und vor allem persönlicher ist. Beide sind sich einig, dass das Zusammenspiel gelegentlich unter der digitalen Variante leidet. Peitz und Kratt benutzen Facetime als Programm für den Unterricht und obwohl es eins der besseren Programme ist, gibt es trotzdem immer wieder leichte Zeitverzögerungen. "Man merkt da schon eine veränderte, nicht optimale Klangqualität – wahrscheinlich klang auch so der Blues in den 30er-Jahren", schmunzelte Peitz.

Intensivunterricht mal anders: Der richtige Griff wird nah vor der Kamera gezeigt und zugleich erklärt. © Didi Stahlschmidt
Insgesamt sei man an der Musikschule aktuell sehr einfallsreich und versuche den Unterricht aus Distanz bestmöglich umzusetzen. Egal ob es Geige, Gitarre, Klavier oder auch Schlagzeug ist, alles wird ermöglicht. Sei es durch Teleunterricht per Video-Chat, dem Austausch von Audio- und Videoaufnahmen, Telefon und E-Mails, dem Choaching via Messenger oder dem Theorieunterricht zum Nachlesen mit Hausaufgaben oder Tutorials aus dem Internet. Nur bei größeren Gruppen wie Ensembles sei es etwas schwieriger. Hier werden dann spezielle Stücke herausgesucht, die die Schüler einzeln proben und untereinander austauschen.
„Das Feedback der Schüler ist durchweg positiv“, so Peitz. Die junge Generation habe einen anderen Bezug zu den neuen Medien. Es gäbe auch jetzt schon Überlegungen, zukünftig mehr Digitalität in den Unterricht einfließen zu lassen – vielleicht mit weiter entfernten Gastdozenten via Chat oder neuartigen Workshops. Doch erst einmal wolle man gemeinsam die schwierige Gesamtsituation meistern und das Beste daraus machen.
Kontakt
Musikschule der Stadt Dortmund, Steinstraße 35, 44147 Dortmund / Tel. 0231 50-25934, Fax: 0231 50-26214, E-Mail: mpeitz@stadtdo.de / www.musikschule.dortmund.deSeit Februar 2007 bin ich als freier Redakteur mit der Kolumne "quer gehört" für die Bereiche Musik/ Nightlife/ Kultur/ Creativ Industries bei den Ruhr Nachrichten aktiv. Parallel arbeite ich als freier Journalist für verschiedene Magazine, Gastronomie-Führer, als freier Fotograf und als Autor und Werbe-Texter.