
© Britta Linnhoff
Mit Backpulver, Hefe und Zucker zum idyllischen Traumgarten
Gartenserie „Querbeet“
Hilde und Heinz Wachholz kümmern sich liebevoll um ihren Garten. Dabei spielen Pläne und Zufall gleichermaßen eine Rolle. Wer nichts dem Zufall überlassen möchte, hält sich an diese Tipps.
Es ist ein Donnerstagvormittag, an dem wir uns im Garten von Hilde und Heinz Wachholz am Unteren Weg verabredet haben. Zum „Garten gucken“ und Fotos machen. Für schöne Fotos taugen der graue Himmel und der Regen in Bindfäden nicht so sehr.
Aber dem Garten tut das gut. Und das macht die Menschen, die sich um diese 4000 Quadratmeter täglich kümmern, zufrieden.
Heute sind diese 4000 Quadratmeter ein Garten, früher waren sie (und noch ein paar Quadratmeter mehr) ein landwirtschaftlicher Betrieb. Es gab nicht nur viel Gemüse im Garten, sondern auch Hühner, Pferde, Kühe und Schweine. Hilde Wachholz ist in diesem Haus, das zu diesem Garten gehört, geboren. Das war vor 76 Jahren.
„Der Garten ist ein Fulltimejob für zwei“
Seit fast einem halbem Jahrhundert ist die 76-Jährige mit ihrem Mann Heinz verheiratet. Hilde Wachholz hat das große Glück, dass ihr Mann ihre Leidenschaft teilt - den Garten. Denn so ein Garten kostet Zeit, viel Zeit. „Der Garten ist ein Fulltimejob für zwei“, sagt Heinz Wachholz.
Was die beiden nicht schlimm finden - im Gegenteil. Sie haben ja Zeit. „Ab Februar“ ist das Ehepaar immer draußen. „Wer zu uns kommt, weiß, dass er sich mitunter wärmer anziehen muss“, sagt Hilde Wachholz und lacht.
Regen, so wie an diesem Tag, ist kein Problem. Denn es gibt auch draußen bei dem Ehepaar Wachholz ein Dach überm Kopf. Eine Art Veranda, mit Wein überwachsen, der seinen Platz neben den Blütenbergen der Blumen behauptet.
Wie schafft es das Paar, so ein Paradies zu erhalten? „Ich nehme mir jeden Tag vor: ‚Das mache ich heute‘“, erzählt Hilde Wachholz. Heute war es noch nicht viel, es war mal wieder Besuch da.
„Ich freu‘ mich immer, wenn Leute kommen“, sagt die 76-Jährige und lacht. „Dann kann ich Pause machen und ein Kaffee ist immer im Haus.“ Die Leute, die kommen, bringen auch schon mal was mit, so wie zum Beispiel die schönen Gartenstühle. „Bei uns können sie sowas abliefern“, sagt Hilde Wachholz. Platz genug gibt es ja. „Stylisch ist hier nix, bei uns ist alles kunterbunt.“

Diese Einladung findet man am Gartentor zum Roten Weg. © Britta Linnhoff
„Bei uns sieht es aus wie bei ‚Hempels unterm Sofa‘, deswegen kommen die Leute vielleicht gerne“, sagt Wachholz. Bei „Hempels unterm Sofa“ heißt in diesem Fall: Es ist einladend gemütlich und die Natur hat bei allem menschlichen Zutun eine Chance: „Hier wird nix gespritzt“, sagen die beiden. Und wenn sich hier was von ganz alleine aussät, dann darf es stehen bleiben.
So wie die große Pflanze mit den weißen Blüten, von der selbst Hilde und Heinz Wachholz, die beim Spaziergang durch den Garten die unaussprechlichsten Obst- und Gemüsesorten im Plauderton parat haben, keine Ahnung haben, um welche Pflanze es sich handelt.
Aber die weiße Blume wächst und gedeiht und zwar gut, wie fast alles andere auch, das die beiden hegen und pflegen. „Man muss fühlen, was die Pflanzen brauchen“, sagt Hilde Wachholz. Ganz offensichtlich haben die beiden das richtige Gespür.
Wenn Unterstützung gebraucht wird, dann wissen sie Rat: Dem Mehltau an den Rosen an der Veranda sind sie neulich mit einer Mischung aus Backpulver und Milch zuleibe gerückt. „Buttermilch geht auch“, fügt Heinz Wachholz schnell hinzu.

Eine der vielen Sitzgelegenheit in dem großen Garten - ein idyllisches Plätzchen © Britta Linnhoff
Gedüngt wird mit dem eigenen Kompost. Eine Gärtnerin aus Luxemburg hat den Kompost offenbar zu einem Super-Kompost gemacht: „Ihr müsst Zucker und Hefe darüberstreuen und dann alles mit der Plane abdecken“, lautete der Tipp der Luxemburgerin. Seitdem ist der Wachholz-Kompost der Knaller.
Hefe hilft nicht nur beim Backen und Kochen
Wenn in der Küche die frische Hefe bei all dem Kochen und Backen irgendwann doch vielleicht nicht rechtzeitig Verwendung findet, dann ist die Bestimmung der Hefe die Gießkanne mit Wasser. Das Gemisch wandert auf den Komposthaufen. Und im Winter kriegen die Rosen eine ordentliche Portion Pferdemist ab.
Die Frau aus Luxemburg ist nur eine von vielen Gartenliebhabern, die das Ehepaar im Laufe der Jahre getroffen hat. Wo und wann immer sie unterwegs waren und sind, die Gärten anderer sind dabei immer ein Ziel - das war in Frankreich so, in den Niederlanden und in vielen anderen Ländern ebenso.

Auch einen kleinen Wasserlauf hat das Ehepaar angelegt. © Britta Linnhoff
Lange Jahre war Hilde Wachholz bei den Rosenfreunden aktiv - 200 Rosen stehen in ihrem Garten. Ist die Rose ihre Lieblingsblume? Nein, da möchte sie sich nicht festlegen: „Jede Blume hat was Schönes“, sagt sie.
Es sind nicht nur die Rosen: Es gibt Äpfel und Birnen, Süß- und Sauerkirschen, Mirabellen, Zwetschgen und Kiwis, jede Menge Gemüse und Salat, Quitten, Zitronen, Beeren, einen Walnussbaum und einen - heute - prachtvollen Feigenbaum: „Den habe ich mal für wenig Geld als Krüppel bei Aldi gekauft“, sagt Wachholz und erinnert sich zurück. „Das hat er mir so sehr gedankt.“ Aus den Früchten zaubert Hilde Wachholz Feigensenf und -marmelade.
Mit Wassertanks und Gartenschlauch gegen die Trockenheit
Mit einer Gießkanne kommt das Ehepaar in diesem Garten in einem heißen Sommer nicht weit. „Wir haben inzwischen an allen Fallrohren Wassertanks“, berichtet Heinz Wachholz. Und dann kommt der Gartenschlauch zum Einsatz.
So können auch Sie bei unserer Gartenserie mitmachen
Auch Sie können bei unserer Gartenserie „Querbeet“ mitmachen. Melden Sie sich per E-Mail unter dortmund@lensingmedia.de oder rufen Sie uns an unter Tel. 9059 4821.Gibt‘s vielleicht einen Tipp für ein schönes Marmeladen-Rezept? Hilde Wachholz’ Rezept heißt: ausprobieren. „Bei mir wird nie was gleich, ich probiere gerne aus.“ Zum Beispiel das: Rosenblüten in ein großes Glas pressen, kochendes Wasser drüber gießen, zwei Tage stehen lassen, durch ein Sieb geben, etwas Zucker hinzufügen und fertig ist der Rosensirup.
Leben erleben, mit allem was dazugehört, das ist die Arbeit in einer Lokalredaktion, und das wird auch nach mehr als 30 Jahren niemals langweilig, in der Heimatstadt Dortmund sowieso nicht. Seriöse Recherche für verlässliche Informationen ist dabei immer das oberste Gebot.
