Mietspiegel 2019: Mieten in Dortmund steigen aktuell im Schnitt um 5 Prozent pro Jahr

Wohnen in Dortmund

Die Mieten in Dortmund werden teurer. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten neuen Mietspiegel hervor. Die Steigerung war zu erwarten, jedoch fällt sie höher aus als gedacht.

Dortmund

, 11.01.2019, 18:32 Uhr / Lesedauer: 3 min
In Hörde sind Mieten 40 Cent pro Quadratmeter teurer: Der aktuelle Mietspiegel teilt Dortmund in sieben einzeln bewertete Regionen auf. Den „Referenzwert“ ohne Aufschlag bilden Nordstadt und der Westen, Innenstadt-Mitte ist mit plus 70 Cent die teuerste Region noch vor dem Süden (58 Cent).

In Hörde sind Mieten 40 Cent pro Quadratmeter teurer: Der aktuelle Mietspiegel teilt Dortmund in sieben einzeln bewertete Regionen auf. Den „Referenzwert“ ohne Aufschlag bilden Nordstadt und der Westen, Innenstadt-Mitte ist mit plus 70 Cent die teuerste Region noch vor dem Süden (58 Cent). © Peter Bandermann

Seit Jahresbeginn gilt für nicht preisgebundene Wohnungen in Dortmund ein neuer Mietspiegel. Die Mitglieder des „Arbeitskreises Mietspiegel“ mit Vertretern von Stadt, Mieter- und Vermieterverbänden stellten das fünfseitige Dokument am Freitag vor.

Die Ergebnisse fassen wir in Form von Fragen und Antworten zusammen.

Was ist der Mietspiegel?

Mit dem Mietspiegel können Mieter und Vermieter für ihre Wohnung die ortsübliche ausrechnen. Er führt die erwartbaren Mietpreise für Wohnungen in Dortmund Vergleichsmiete auf, je nach Größe, Baujahr, Ausstattung und Lage.

Auf den Mietspiegel haben sich Mieter- und Vermieterverbände und die Stadt geeinigt. Das bedeutet, sie alle erkennen die darin genannten Mietpreise als Richtwerte an, mit denen sowohl Mieter als auch Vermieter argumentieren können. Er gilt auch vor Gericht und wird alle zwei Jahre neu ausgerechnet und -gehandelt.

Werden die Mieten teurer?

Ja. Als Durchschnittsbeispiel nennt der Mietspiegel eine „Standardwohnung (energetisch modernisiert, mit Balkon)“. Für diesen Wohnungstyp liegt der Mittelwert jetzt bei 5,38 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Das liegt etwas mehr als zehn Prozent über den 4,85 Euro aus dem vorigen Mietspiegel von 2017. Das macht eine Steigungsrate von 5 Prozent pro Jahr.

Auch diese Steigerungsrate ist gestiegen, und zwar deutlich: In den Jahren zuvor stiegen die Mieten im Schnitt um etwa zwei Prozent.

Wer ist besonders betroffen?

Für die Menschen mit niedrigem Einkommen werde es hart, sagte Robert Punge vom Mieterbund. Aber weil auch der Standard der Wohnungen gestiegen ist - zum Beispiel ein Balkon jetzt erstmals zur Standardausstattung zählt - sei der gestiegene Preis auch vertretbar.

Laut Martin Grebe vom Mieterverein treffen die Änderungen vor allem Mieter, deren Wohnungen im Verlauf der vergangenen zehn Jahre modernisiert wurden. Diese vergleichsweise jüngeren Maßnahmen bewertet der Mietspiegel nämlich deutlich höher. Mieter von Wohnungen mit länger zurückliegenden Modernisierungen haben es dagegen besser, weil sie dafür weniger zahlen müssen.

Wie bewerten die Beteiligten die gestiegenen Mieten?

Alle Beteiligten legen die Steigerung unterm Strich positiv aus. Die höheren Mieten sind die Folge von höherwertiger Ausstattung der Wohnungen, argumentiert Walter Derwald, Bauunternehmer und Präsident von „Haus&Grund“ - der höhere Preis sei also die Schattenseite einer an sich guten Entwicklung. Die Mieten liegen immer noch weit unterhalb von vielen anderen Städten, betonte Thomas Böhm, Leiter des Wohnamts. „Die Befürchtung eines Mietmarkt-Crashs mit einer Durchschnittssteigerung über zehn Prozent hat sich nicht bewahrheitet“, sagte Martin Grebe vom Mieterverein.

Wie bewerten die Beteiligten den Mietspiegel?

Der Mietspiegel sei ein fairer Kompromiss der Wünsche und Ansprüche aller Beteiligten, sagte Dezernent Ludger Wilde. Er „befriede“ den Mietmarkt, weil er vielen Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern zuvorkomme, sagte Robert Punge vom Mieterbund. Deswegen sei auch zu verschmerzen, dass er nun deutlich gestiegene Mietpreise vorgibt.

Laut Mieterverein wäre der Markt ohne Mietspiegel noch viel chaotischer. Das liege auch an den vielen Zu- und Abschlägen zur Miete durch die detailliert aufgeführten und sinnvoll gruppierten Ausstattungskriterien (Bodenbeläge, Fensterverglasungen, usw.).

Für Vermieter sei der Mietspiegel auch die Aufforderung, ihre Mieten nicht unter das Mietspiegelniveau fallen zu lassen, sagte Michael Mönig, Hauptgeschäftsführer von „Haus&Grund“. Denn durch die Begrenzung von Mieterhöhungen sei es nicht möglich, versäumte Anpassungen später in einem Zug nachzuholen.

Welche Daten bilden die Grundlage der Berechnung?

Das Institut „Inwis Forschung und Beratung GmbH“ hat aus den rund 32.000 frei finanzierten Gebäuden mit Mietwohnungen in Dortmund 7500 möglichst repräsentativ ausgewählt - 6000 privat vermietete, 1500 von „institutionellen Großvermietern“ - und um Teilnahme an der Umfrage gebeten.

Die Antwortquote lag bei 42 Prozent, das ergibt etwa 11.200 Wohnungen. Das Institut hat diese Wohnungen ausgewertet und daraus die Mietspiegel-Richtwerte errechnet.

Welche Aspekte verhandeln die beteiligten Interessenvertreter?

Sie verhandeln zum Beispiel die Gruppierungen einzelner Aspekte von Wohnungen, die der Mietspiegel mit Zu- bzw. Abschlägen auf die Nettokaltmiete addiert bzw. davon abzieht. Beispiel: Für einfaches PVC als Bodenbelag schreibt der Mietspiegel ein Minus von 21 Cent pro Quadratmeter vor, während Parkett, Keramik und Naturstein pauschal 23 Cent mehr pro Quadratmeter kosten sollen. Wenn das Inwis-Institut diese Berechnungen vorlegt, verhandelt der Arbeitskreis Mietspiegel zum Beispiel, ob die Zusammenlegung von Parkett und Keramik sinnvoll ist.

Welche Interessenvertreter bilden den Arbeitskreis?

Den Mietspiegel 2019 stellten am Freitag diese Personen vor: Ludger Wilde, Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt; Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen; Walter Derwald, Präsident „Haus&Grund Dortmund e. V.“; Michael Mönig, Hauptgeschäftsführer Haus & Grund Dortmund e. V.; Martin Grebe, Mieterverein Dortmund und Umgebung e. V.; Robert Punge, DMB Mieterbund Dortmund e. V.; Christian Hecker, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in der Stadt Dortmund; Thomas Böhm, Leiter des Amtes für Wohnen der Stadt Dortmund und Simon Austrup, Inwis Forschung & Beratung GmbH.

Der Mieterverein Dortmund bietet im Internet einen Mietspiegel-Rechner an. Mit seiner Hilfe können Interessierte die ortsübliche Vergleichsmiete für ihre Wohnung errechnen.
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