
© Schaper / Montage: Althoff
Weniger Silvester-Geböller in Dortmund: Lasst uns das immer so machen!
Meinung
Silvester 2021 war blöd, weil wir nicht so richtig böllern durften? Unser Autor sagt: Ganz im Gegenteil! Lasst uns das ab jetzt immer so machen! Alles, wirklich alles spricht dafür.
Böllern ist Freiheit. Rumms, wumm, rumms, swiiiiesch, Bumm. Ehrlich? Sind Sie auch dieser Ansicht? Dass man Ihnen etwas wegnimmt, wenn man die Silvester-Raketen ganz verbietet oder auch nur die Anzahl einschränkt?
Nein, ich will Ihnen nichts vorschreiben. Sie dürfen ja auch mit 250 über die Autobahn ballern, wenn es kein Tempolimit gibt. Sie können Ihre Ellbogen stets so weit ausfahren, wie es das Gesetz noch zulässt. Aber: Ist das richtig?
Lehre aus Corona: Wir nehmen Rücksicht auf andere
Wenn wir aus knapp zwei Jahren Corona eins gelernt haben, dann doch wohl das: Wir sind nicht alleine hier. Wir halten doch nicht nur Abstand, tragen Masken, lassen uns impfen, nur um uns selbst zu schützen. Nein: Wir tun es auch, weil wir Rücksicht nehmen auf die anderen. Auf die Schwächeren, aber auch auf die vermeintlich Starken.
Zurück zum Böllern: Ja, es macht Spaß. Genauso wie Tempo 180 auf der Autobahn. Farben am Himmel, selbst das Feuerwerk am Boden, wenn wir genügend Abstand halten. Aber: Muss man es übertreiben?
Was bringt der dritte Liter Bier? Was das Feuerwerk?
Um im Silvester-Thema zu bleiben: Welchen Effekt hat es nach zwei Litern Bier, noch den dritten hinterherzukippen? Oder nach dem Mitternachtssekt wieder neue Cocktails auszuprobieren, bis morgens um 4?
Irgendwann wird es nicht mehr besser, sondern schlimmer – schon am Abend und erst recht am Morgen danach. Das gilt auch für Feuerwerk.
Querschläger und sehr, sehr viele Böller-Nachteile
Ein bisschen gezielt, bewusst, so nüchtern wie möglich umgesetzt – okay. Aber Böller-Batterie um Böller-Batterie knallen lassen, eine Armada von Raketen wild abschießen? Da kippt es.
Im schlimmsten Fall wörtlich, wenn ein Querschläger Menschen gefährdet. Aber auch von der Stimmung her gesehen. Und es gibt Nachteile des exzessiven Böllerns. Sehr, sehr viele.
Haustiere, Kinder, Nebel, Feinstaub, Unfälle
Haustiere und Kleinkinder in Angst und Panik. Tonnenweise Müll auf Straßen, Bürgersteigen und Plätzen, der auf unser aller Kosten weggebürstet werden muss. Feinstaub in der Luft und je nach Wetterlage dichter Nebel, undurchdringlich – eine Gefahr für Fußgänger und Autofahrer. Ganz zu schweigen von, sagen wir, Asthmatikern, für die ein Weg von wenigen hundert Metern nach Hause dann schon zur Qual wird.
Überflüssige Arbeit für die Unfallmediziner in Krankenhäusern, weil sich jemand einen Finger weggesprengt hat – im Übermut oder betrunken oder beides. Und letzten Endes auch das Geld.
Und teuer ist es auch
Erinnern Sie sich an die Preise an den Böller-Batterien, selbst wenn Sie sie in den Discountern gesehen haben? Wollen Sie kurz umrechnen, was man mit diesem Geld alles machen könnte?
Ich will Ihnen nichts verbieten für Silvester 2022. Aber Sie haben jetzt gut 350 Tage Zeit, um zu überlegen: Ist bombastisches Böllern wirklich notwendig? Oder spricht nicht viel mehr dagegen?
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
