
Die Autorin und ihre Freundin waren eine Zeit lang ein Herz und eine Seele. Bis zu einem schweren Geständnis. © Sam Manns/Unsplash
Meine Freundin und ich teilten uns alles - offenbar auch den Mann
Beziehungsmenschen
Wenn einem das Herz gebrochen wird, sind es oft die Freundinnen, die einen auffangen. Doch manchmal sind auch sie es, die den Schmerz noch verschlimmern - wie unsere Autorin erleben musste.
Mir wurde in meinem Leben zweimal das Herz gebrochen. Das erste Mal war mit Anlauf: Betrunken gestand ich mit 18 meinem Schwarm meine Liebe - wohl wissend, dass er zu dem Zeitpunkt glücklich vergeben war. Die Abfuhr, die auf mein Geständnis folgte, war keine Überraschung.
Doch auch bei meinem zweiten großen Herzschmerz waren die Vorzeichen nie gut. Jeder, der mich kannte, wusste von Beginn an, dass er nicht der Richtige für mich ist. Doch was soll ich sagen? Ich war junge 23 und er war nicht nur älter, sondern auch noch Barkeeper, muskelbepackt und tätowiert. Ich war Hals über Kopf verliebt.
Er wiederum verlor ziemlich schnell das Interesse. Auf ein paar Wochen auf rosa Wolken, in denen er mich mit Blumen und Komplimenten überhäufte, mich seinen Freunden vorstellte und mir meine Lieblings-Drinks mixte, folgte der zähe Niedergang einer kurzen Romanze.
Rückblickend war glasklar, dass er mich loswerden wollte
Plötzlich war sein Terminkalender bis oben hin voll, nach einem kurzen Treffen verschwand er schneller, als dass ich ihn nach seinem Tag fragen konnte und obendrein begann er, mir von anderen Frauen vorzuschwärmen. Rückblickend war glasklar, dass er versuchte, mich loszuwerden.
Wenig später war es vorbei mit uns beiden und ich hatte das Gefühl, die große Liebe meines Lebens verloren zu haben. Der Schmerz saß tief.
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Auf der Übersichtsseite „Leben und Lieben“ unserer Zeitungsportale finden Sie Themen rund um Singles, Beziehungen und Liebe Ruhr Nachrichten / Hellweger AnzeigerEin Glück, dass ich etwa zur selben Zeit einen neuen Freundeskreis gefunden hatte. Besonders M., E. und ich waren unzertrennlich. Wir verbrachten Stunden gemeinsam im Café, rauchten und redeten über Gott, die Welt und vor allem die Männer. Weil ich M. einige Wochen zuvor einen Job in der Bar, in der jener Barkeeper arbeitete, besorgt hatte, wusste sie auch genau, um wen es ging.
Sie war es, die mich aufheiterte, ablenkte und mir versicherte, dass er niemals wieder jemanden wie mich finden und bis an sein Lebensende unglücklich sein würde. Wenn sie bis spätnachts in der Bar arbeitete, übernachtete sie oft bei mir, weil zu ihrer Wohnung außerhalb keine Busse mehr fuhren. Dann versorgte sie mich mit Updates: Wie er auf sie gewirkt hatte, mit wem er gesprochen hatte, ob er über mich geredet hatte (hatte er nicht). Sie war meine Spionin im Feindesland.
Ich hatte die Hoffnung, sie falsch verstanden zu haben
Eine Doppelspionin, wie sich eines Tages herausstellte. Nach der Uni traf ich mich an diesem Sommertag in einem Café nahe dem Campus. E. verabschiedete sich ziemlich schnell - ob zufällig, oder weil er eingeweiht war, weiß ich bis heute nicht.
Und M. wurde plötzlich ernst. „Ich muss dir noch was sagen“, sagte sie. Und dann, ganz leise, sodass ich sie fast nicht verstand, „Ich hab was mit H.“, sagte sie. „Wie bitte?“, fragte ich, in der Hoffnung, sie falsch verstanden zu haben. „H. und ich haben was am Laufen.“
Zu diesem Zeitpunkt setzt meine Erinnerung aus. Ich erinnere mich noch, sie gefragt zu haben, ob sie Sex hatten. Nein, sagte sie darauf, was sich später als Lüge herausstellte. Seit mehr als zwei Monaten ging das mit den beiden schon. Zwischen H.s und meiner Trennung und ihrem ersten Anbandeln konnten nur wenige Wochen gelegen haben.
Wie betäubt lief ich zur U-Bahn. Traf dort noch eine Freundin aus M.s und meinem Freundeskreis, servierte sie ziemlich verstört ab. Ich brach damals zum gesamten Freundeskreis den Kontakt ab. Ich glaubte ihnen nicht, nichts davon gewusst zu haben. Das Geständnis von M. war wie ein Schlag ins Gesicht.
In guten Momenten kann ich mich sogar für sie freuen
„Muss er denn alles vögeln, was nicht bei 3 auf dem Baum ist?“, empörte sich damals meine Therapeutin, als ich ihr von der Geschichte erzählte. Doch meine Wut auf ihn hielt sich in Grenzen. Zwischen uns hatte es nicht geklappt, das war schmerzhaft, doch er hatte mir nie etwas vorgemacht. M. hingegen hatte sich über zwei Monate lang wie meine beste Freundin verhalten. Mit mir gelacht und geweint, in meinem Bett geschlafen, meine Kleider getragen, meine Zigaretten geraucht. Und meinen Typen abgeschleppt.
Und wie es so ist, wenn man betrogen wird, schmerzte das Lügen viel mehr, als ihre Beziehung zu H. an sich. Inzwischen sind die beiden verheiratet. In ganz selbstlosen Momenten kann ich mich sogar für sie freuen, dass sie sich gefunden haben. Ich hingegen brauchte lange, um mich von dem Betrug zu erholen und nicht jedes Mal in Panik auszubrechen, wenn ich danach meine Freundinnen einem neuen Partner vorstellte.