Mehr Sexualstraftaten und mehr Gewalt gegen Polizisten in Dortmund
Kriminalitätsstatistik
Weniger Straftaten insgesamt, mehr Sexualdelikte und mehr Angriffe auf Polizisten: Die Kriminalitätsstatistik für 2018 fällt durchwachsen aus. Polizeipräsident Gregor Lange nennt die Gründe.

Die Polizei sieht sich in immer mehr Fällen Beleidigungen und Gewalt ausgesetzt. © Peter Bandermann
Seit 2014 sinkt die Zahl der Straftaten in Dortmund. Dieser Trend setzt sich fort. Polizeipräsident Gregor Lange führt diesen Erfolg auf den hohen Kontrolldruck der Streifenteams und der Bereitschaftspolizei auf den Straßen, intensive Ermittlungen in den Kriminalkommissariaten und die enge Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft, Stadtverwaltung, Zoll und anderen Behörden zurück.
„Wir bekämpfen nicht das einzelne Delikt, sondern wollen mit den Strukturen der Ermittlungskommissionen hinter die Kulissen kommen“, sagte der Jurist mit Blick auf reisende Banden und Intensivtäter. Mit der häufig unsichtbaren Arbeit im Stillen könne die Polizei ganze Tatserien mit 50 und mehr Fällen aufklären. Oft komme es auf die Zusammenarbeit mit anderen Behörden an. „Wirkung erzielen wir nicht allein“, sagte Gregor Lange.
„Jetzt nicht nachlassen“
Zwischen 2014 und 2018 ist die Zahl aller Straftaten von 86.549 auf 66.327 abgesackt. Ist es an der Zeit, den hohen Kontrolldruck auf den Straßen runterzuregeln? Gregor Lange verneint: „Wir werden jetzt nicht den Fehler machen, an der einen oder anderen Stelle nachzulassen. Denn wir kommen von einem hohen Niveau herunter und wollen den Trend der vergangenen Jahre fortsetzen.“
Der Einsatz von Videotechnik in der Münsterstraße oder die bereits angelaufene „strategische Fahndung“ gegen Einbrecher unterstütze die Ermittlungen. Das Ziel laut Polizeipräsident: „Die Täter stören, das Entdeckungsrisiko erhöhen, Ermittlungserfolge und Abschreckungserfolge erzielen.“ Der demokratische Rechtsstaat sei in der Lage, seine Bürger vor Straftaten zu schützen.
Runter gehen die Zahlen in sensiblen Bereichen, die entscheidenden Einfluss auf das kollektive Sicherheitsgefühl in der Stadt haben: Bei den Wohnungseinbrüchen, bei den Raubüberfällen und auch bei den Gewalttaten. Mit einer Ausnahme: Seit 2015 zeigen immer mehr Frauen die im Strafgesetzbuch neu definierten Sexualstraftaten an. 2018 wurden insgesamt 789 Sexualstraftaten angezeigt.
In den meisten Fällen waren Exhibitionisten am Werk. Das „unsittliche Angrapschen“ ist keine Beleidigung mehr, sondern eine Straftat. Auch in diesen Fällen gibt es einen Zuwachs. Auslöser für den neuen Paragrafen 184i waren auch die Ereignisse Silvester 2015 in Köln. Gestiegen ist die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen durch einen Einzeltäter in der Öffentlichkeit: Von vier Fällen im Jahr 2017 auf zehn im Jahr 2018. 2014 gab es 13 Fälle. Davon nicht erfasst sind Fälle, in denen die Täter das Opfer kennen (also beide in einer Beziehung leben).
Stark steigen in Dortmund auch die Fallzahlen bei der Rauschgiftkriminalität. Die 4552 Fälle aus dem Jahr 2018 versteht Polizeipräsident Gregor Lange als Arbeitsnachweis: Die Polizei stelle den Drogenhändlern nach und könne nahezu 100 Prozent dieser Taten aufklären, weil sie diese selbst beobachte und sofort einschreite.
Wenn Täter und Opfer miteinander bekannt sind
Der Leiter der Direktion Kriminalität, Walter Kemper, erklärte auf einer Pressekonferenz den Unterschied zwischen den Wohnungseinbrüchen in der Nordstadt und im übrigen Stadtgebiet. In der Nordstadt würden Täter und Opfer im Drogenmilieu aktiv und häufig miteinander bekannt sein. „Da geht es dann darum, Ansprüche durchzusetzen“, sagte Walter Kemper.
Stark gestiegen ist laut Walter Kemper auch die Zahl der Mehrfachtäter, die ganze Serien hinlegen. Die „Top 50“ unter ihnen bearbeiten Spezialisten der Polizei: Sie arbeiten über die Zuständigkeit der Kommissariate hinaus und sollen in Zusammenarbeit auch mit dem Jugendamt kriminelle Karrieren so schnell wie möglich unterbrechen, wenn die Täter 14 bis 18 Jahre alt sind.
Polizeipräsident fordert Debatte über Respekt
Gregor Lange forderte zu einer öffentlichen Debatte zum Thema „Respekt“ auf. Das zeige sich täglich im Straßenverkehr und auch gegenüber der Polizei. Eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf die Frage nach den Gründen für mehr Widerstände gegen Polizisten könne er nicht geben, sagte der Polizeipräsident und stellte klar: „Beleidigt und angegriffen zu werden gehört eben nicht zum Berufsbild eines Polizisten. Da werden Grenzen überschritten, und wir müssen Gegenstrategien entwickeln.“ In vielen Fällen stünden die Täter unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen.