Masterplan Wissenschaft: Eine klare Eins für die Wissenschaftsstadt Dortmund

Wissenschaft und Forschung

Exzellente Forschung, technologische Weltmarktführer und Hochschul-Absolventen, die hier „kleben“ bleiben. Eine Experten-Kommission gibt der Stadt gute Noten für den Masterplan Wissenschaft.

Dortmund

, 10.09.2018, 17:08 Uhr / Lesedauer: 3 min
Stellten am Dienstag das Gutachten zum Masterplan Wissenschaft für Dortmund vor: (v.l.) TU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Gather, Prof. Detlef Müller-Böling als Beauftragter für den Masterplan Wissenschaft, Prof. Manfred Prenzel, Vorsitzender der Evaluationskommission, und OB Ullrich Sierau.

Stellten am Dienstag das Gutachten zum Masterplan Wissenschaft für Dortmund vor: (v.l.) TU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Gather, Prof. Detlef Müller-Böling als Beauftragter für den Masterplan Wissenschaft, Prof. Manfred Prenzel, Vorsitzender der Evaluationskommission, und OB Ullrich Sierau. © Gaby Kolle

Die Zahlen sprechen für sich. Dortmund ist gut unterwegs in Richtung Wissenschaftsstadt: Sieben Hochschulen und 20 international renommierte außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, fast 60.000 Studenten, 15.000 Arbeitsplätze unmittelbar in der Wissenschaft, und weitere 12.000 in der forschungsnahen Anwendung. Nicht zuletzt trägt die Wissenschaft - einschließlich entsprechend tätiger Unternehmen - jährlich zu mehr als einer Milliarde Euro Bruttowertschöpfung in Dortmund bei.

Ein wesentlicher Antrieb dieser Entwicklung war und ist der 2013 vom Rat der Stadt beschlossene Masterplan Wissenschaft. „Wir haben versucht, Wissenschaft in einer Stadt neu zu positionieren, das Verhältnis der Wissenschaft zur Stadtgesellschaft, Wirtschaft und Kultur neu aufzuarbeiten. Ein damals in Deutschland einmaliger Prozess“, erinnert sich Prof. Detlef Müller-Böling, Beauftragter für den Masterplan Wissenschaft Dortmund. Von 100 formulierten Maßnahmen sind bislang zwei Drittel umgesetzt, etabliert oder beschlossen.

Als Wissenschaftsstadt profiliert

Das bisher Erreichte wurde jetzt von einer hochkarätigen Expertenkommission begutachtet und bewertet. Der Kommissionsvorsitzende und Bildungsforscher Prof. Manfred Prenzel fasste es bei der Vorstellung der Ergebnisse am Montag so zusammen: „eine klare Eins“ für den Masterplan. Die Handlungsfelder wurden ebenso richtig identifiziert und bearbeitet wie die Kompetenzfelder, mit denen sich Dortmund als Wissenschaftsstadt profiliert oder bereits profiliert hat.

Zu den Handlungsfeldern, die als Erfolgsfaktoren für Wissenschaftsregionen gelten, zählen auch in Dortmund die Campus-Entwicklung, Rahmenbedingungen wie eine Willkommenskultur und Wohnen, ein lebendiges Miteinander mit der Stadtgesellschaft, der Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft sowie das begleitende Marketing. Auf einem derart bereiteten Boden vergrößern wissenschaftliche Leuchttürme ihre Strahlkraft. In Dortmund werde auf den Kompetenzfeldern Energie, Produktionstechnik, Logistik, Biomedizin und Wirkstoffforschung sowie Schul- und Bildungsforschung hervorragende Wissenschaft betrieben, so die Kommission.

120 Seiten Gutachten

Bei den Technologieunternehmen gebe es eine „hohe Dichte an Weltmarktführern“, stellen die Experten fest. Zudem hielten „deutliche Klebeeffekte“ viele Absolventen in der Stadt, die hier vor Ort Arbeitsplätze fänden und sich niederließen.

Das 120-seitige Gutachten zum Masterplan kommt zum folgenden Schluss: „Dortmund ist auch im bundesweiten Vergleich ein großer Hochschul- und Wissenschaftsstandort.“ Die Stadt unterstreiche mit dem Masterplan Wissenschaft und seiner klaren Zielsetzung die hohe Bedeutung, die sie der Weiterentwicklung als Wissenschaftsstadt zumesse. Das sei beispielgebend für Andere.

Weiter heißt es im Detail:

- Die Forschungsbedingungen und -ergebnisse wurden durch die Zusammenarbeit vor Ort deutlich verbessert.

- Es ist gelungen, national und in der Mehrzahl ebenfalls international sichtbare Forschungsergebnisse zu etablieren.

- Die Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen werden von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik deutlich stärker wahrgenommen.

Stadt arbeitet am „summa cum laude“

„Die Bewertung ist in Geld und in Gold nicht aufzuwiegen“, kommentierte Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Betrachtung von außen. „Hier ist Exzellenz. Das ist ein riesiges Potenzial, das wir als Stadt und Standort haben.“ Nun arbeite man am „summa cum laude“, dem „Sehr gut“ mit Auszeichnung.

Was es dazu noch zu verbessern gibt, hat die Kommission ebenfalls in ihr Gutachten geschrieben. Ihr fehlt ein Radwegekonzept, sie sieht noch Nachholbedarf in der Kinderbetreuung und beim studentischen Wohnen und empfiehlt, die Durchlässigkeit von der Fachhochschule zur TU zu verbessern.

Die Kooperation zwischen beiden Hochschulen sowie der Fachhochschule mit wissenschaftlichen Einrichtungen lasse sich auch mit Blick auf die Einrichtungen im gesamten Ruhrgebiet optimieren, sofern es fachliche Anknüpfungspunkte gebe. Wissenschaft und Wirtschaft könnten ebenfalls noch enger zusammenarbeiten.

Stärkere Vernetzung empfohlen

Beim Kompetenzfeld Biomedizin und Wirkstoffforschung rät die Kommission zu verstärkter Vernetzung auch mit Einrichtungen der Nachbarstädte Bochum und Düsseldorf. Prenzel: „Als Dortmunder Wissenschaftsfeld wird das in der Community noch nicht wahrgenommen“

Zwar gute Ansätze sieht die Kommission beim Marketing, „aber das lässt sich noch weitertreiben“, sagt Prof. Prenzel. Der Slogan „Dortmund. Eine Stadt. Viel Wissen“ sei noch zu wenig sichtbar.

Lob ist ein „wichtiger Schub“

Trotz der der noch offenen Aufgaben und Anregungen - das Lob sei ein „wichtiger Schub“ für die weitere Umsetzung des Masterplans, sagte TU-Rektorin Prof. Ursula Gather, auch Vorsitzende des Vereins Wissenschaft in Dortmund - windo e.V.. Gleichzeitig sei es Ermutigung, am Wettbewerb Europäische Innovationsstadt teilzunehmen. „Da wächst der Mut, in die Vollen zu gehen.“

Der Masterplan läuft noch bis 2020 und wird voraussichtlich mit neuen, aus den Erkenntnissen gewonnenen Akzenten fortgeschrieben. Doch zuvor hat Prof. Gather noch einen langgehegten Wunsch: „Man könnte noch besser mit Straßenschildern auf die Wissenschaftseinrichtungen hinweisen.“

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