Aktuell geht auf der Plattform Tiktok ein Video aus Dortmund um. Innerhalb von eineinhalb Monaten ist es 1,6 Millionen Mal angesehen worden. Es zeigt ein großes Panda-Maskottchen und eine weitere Person in einem Kostüm, wie sie auf dem Westenhellweg von Beamten in Uniform kontrolliert werden.
Eine Computerstimme spricht darüber einen Text, der auch im Video eingeblendet ist: „In der Dortmunder Innenstadt wurden zwei Maskottchen verhaftet. Sie wollten den Dunkin Donuts Laden ausrauben.“ Um es kurz zu sagen: Dieses Video ist ein Fake. Ein Anruf bei der Polizei reicht aus, um das herauszufinden. „Einen solchen Überfall hat es in Dortmund nicht gegeben“, sagt Pressesprecher Gunnar Wortmann und ergänzt: „Sonst wüssten wir davon.“
Nutzer glauben Inhalt
Die Uniformen der Beamten sehen auch eher so aus, als handle es sich dabei um Beschäftigte des kommunalen Ordnungsdienstes in Dortmund. Dennoch glauben Nutzer den Inhalt, der im nur siebensekündigen Video verbreitet wird. Sie kommentieren: „Oh mein Gott, die waren auch in Duisburg“, „Immer wenn wir nicht in Dortmund sind, passiert was“ und „Diese Stadt bleibt mir ein Rätsel wirklich“.
Das Video ist mit 1,6 Millionen Ansichten das zweiterfolgreichste Video des Users „bambus.bamini“. Es wurde fast 4000 Mal geteilt und über 2000-fach kommentiert (Stand 30.11.). Mehr Ansichten sammelte nur ein Video aus August dieses Jahres, das 1,9 Millionen mal angesehen wurde.
Von der Machart ist es gleich. Nur wenige Sekunden ist es lang. Es zeigt Polizeiwagen vor der Kampstraße, dazu einen eingeblendeten Text, den eine Computerstimme vorliest: „Bei einem Überfall auf die Dortmunder Sparkasse wurden heute 2,5 Millionen Euro erbeutet.“
Auch dieses Video ist ein Fake, über das diese Redaktion schon berichtet hat. Polizeiwagen hatten wegen einer Demonstration vor dem Gebäude gestanden, nicht wegen eines Überfalls.
Aufmerksamkeit durch Verdrehung
Wir haben damals die Journalistik-Professorin Christina Elmer nach der Intention solcher Post gefragt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem digitale Medien und digitaler Journalismus. Sie vermutete eine „bewusste Verdrehung“ des Nutzers, um mit einfachen Mitteln Aufmerksamkeit zu generieren. Die genaue Intention des Nutzers, der sich als Musiker in seinem Profil vorstellt, lasse sich aber nicht erkennen.

Auf unsere Nachfrage nach seiner Intention hinter dem Video schreibt der Urheber „bambus.bambini“: „Meine Intention war die Darstellung des Desinformationszeitalters, auf der Plattform Tiktok, durch simple Methodenanwendung.“
Es trage sicherlich nicht zur Behebung dieses Problems bei, stelle es aber auf kreative Weise dar. Er wolle damit aufklären, schreibt er. „Würde ich es aufklärerisch angehen, würde meine gewählte Methodenanwendung nicht funktionieren.“ Am Ende ginge es auch um Humor.
Kinder erkennen Fakes schwerer
Über seinen Account verbreitet er weitere ähnliche kurze Videos mit Falschnachrichten. Denn ein Papstbesuch sorgte natürlich nicht für eine Sperrung des Dortmunder Hauptbahnhofs.
Und der längste Tunnel in Deutschland ist auch keine 20 Kilometer lang, sondern hat eine Länge von knapp acht Kilometern. Mit einer kurzen Google-Suche lässt sich beides schnell herausfinden. Dass es sich dabei um Falschnachrichten handelt, klärt der Urheber selbst nicht auf.
Aber gerade Kinder und Jugendliche, bei denen die Plattform Tiktok beliebt ist, können „den Unterschied zwischen echten und erfundenen Nachrichten weniger schnell erkennen oder selbst im Internet überprüfen“, sagt Journalistik-Professorin Christina Elmer.
Vor allem, weil sich auf Tiktok auch gut recherchierte Medieninhalte, aber genauso Satire und Comedy mit fiktiven Inhalten ohne Täuschungsabsicht finden lassen. Das Problem von Falschnachrichten in sozialen Medien sei, dass sie sich „sehr viel schneller verbreiten“ und „schwieriger zu kontrollieren und einzudämmen sind“ als im analogen Raum, sagt Christina Elmer.
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