
Marta Pohlschröder (39) aus Dortmund hat ihre Seepferdchen-Prüfung im Hallenbad Hacheney nachgeholt. © Felix Mühlbauer
Marta Pohlschröder macht Seepferdchen mit 39: „Man kann alles schaffen!“
Schwimmen lernen
Zu ihrem 39. Geburtstag hatte die Dortmunderin Marta Pohlschröder einen Wunsch: endlich das Seepferdchen nachholen. Mit ihrer Geschichte will sie auch ein Vorbild für andere Menschen sein.
In ihrer Kindheit in einem kleinen polnischen Dorf konnte Marta Pohlschröder aus Dortmund nie an einem Schwimmunterricht teilnehmen. Sich über Wasser zu halten habe sie nur gelernt, weil die Jungen aus ihrer Nachbarschaft oft versuchten, sie unter die Wasseroberfläche zu drücken. In dieser Zeit entwickelte die heute 39-Jährige panische Angst vor dem Schwimmen.
Versäumnisse der Kindheit nachholen
Zu ihrem Geburtstag wünschte sich die medizinische Fachangestellte und Personal-Trainerin, die Versäumnisse ihrer Kindheit nachzuholen und die Prüfung für das Seepferdchen zu absolvieren. „Ich hatte bisher nie die Zeit dazu, wollte mir aber selbst beweisen, dass in jedem Alter alles möglich ist“, berichtet Marta Pohlschneider.
Die Idee, die Seepferdchen-Prüfung zu machen, kam ihr durch zwei Frauen, mit denen sie in ihrer Arbeit als Trainerin oft gemeinsam Sport macht. „Die beiden sind durch Verletzungen leider nicht in der Lage, jede Sportart schmerzfrei zu machen. Schwimmen tun sie aber sehr gerne, weshalb ich sie oft in die Schwimmhalle des SSC Hörde begleitet habe.“ Es sei ihr dabei komisch vorgekommen, als Trainerin selbst nicht schwimmen zu können.
Auch Marta Pohlschröders Kinder (9 und 13) haben im Hallenbad Hacheney schon ihre Schwimmabzeichen gemacht. Der 13-jährige Sohn hat mittlerweile das Silberabzeichen, die 9-jährige Tochter steht kurz vor ihrer Prüfung für das Bronzeabzeichen. „Ich wollte meine Angst auch für meine Kinder überwinden“, so Pohlschröder. „Wenn wir im Urlaub am Meer waren, habe ich meine Angst vor dem Wasser oft auf sie übertragen, was man als Mutter nicht machen sollte.“

Marta Pohlschröder freut sich gemeinsam mit Schwimmtrainer Peter Jonas über die bestandene Prüfung. © privat
Spontane Prüfung statt Anmeldung
Einen Tag vor ihrem 39. Geburtstags wollte sich die Personal-Trainerin dann in der Schwimmhalle für die Prüfung anmelden. Da die Halle am nächsten Tag jedoch geschlossen war, musste eine andere Lösung her. „Schwimmtrainer Peter Jonas, der auch meinen Kindern schon die Prüfung abgenommen hatte, bot mir an, das Seepferdchen einfach direkt zu machen. Einen ganz besonderen Dank noch mal an ihn für die Hilfe, mich meiner Angst zu stellen.“
Das Training vor der Prüfung in der Schwimmhalle sei der Dortmunderin zunächst peinlich gewesen. Sie war davon ausgegangen, dass fast alle Erwachsenen seit ihrer Kindheit schwimmen können. Zwei junge Frauen, die zur gleichen Zeit das Schwimmen im Hallenbad übten, hätten Pohlschröder jedoch dabei geholfen, die Situation gelassener zu sehen.
Die nächsten Ziele schon in Sicht
Die Prüfung selbst sei für die Personal-Trainerin dann größtenteils sehr entspannt verlaufen. „Wegen der Erlebnisse in meiner Kindheit war das Tauchen in vier Meter Tiefe mit offenen Augen eine Überwindung für mich. Nach ein paar Minuten hab ich es dann aber einfach gemacht und mich meiner Angst gestellt.“ Das Gleiche sage sie ja auch ihren Kindern und den Menschen, die sie selbst trainiert.
Pünktlich zu ihrem 39. Geburtstag hatte die zweifache Mutter das Seepferdchen-Abzeichen dann in der Tasche. Schluss mit dem Training soll damit aber noch nicht sein. „Bald werde ich auch Bronze in Angriff nehmen.“ Ein bisschen Technik-Übung sei dafür allerdings schon noch nötig. „Außerdem habe ich eine Freundin in der gleichen Lage. Nun will ich auch ihr helfen, ihre Angst zu überwinden.“ Marta Pohlschröder will mit ihrer Geschichte ein Vorbild für die Erwachsenen sein, die sich aufgrund ihres Alters nicht trauen, die Versäumnisse ihrer Kindheit noch nachzuholen.
Student für Sozialwissenschaft und Philosophie – gebürtiger Schwerter und Wahl-Dortmunder. Immer interessiert an Menschen aus dem Ruhrgebiet und ihren Geschichten.
