
Salamitaktik beklagt unser Autor Oliver Volmerich bei den Kosten für die Rathaus-Sanierung. © Oliver Volmerich
Kostenexplosion bei Rathaus-Sanierung: Schluss mit der Salamitaktik!
Meinung
Das nächste Dortmunder Projekt wird teurer und zieht sich hin - diesmal die Rathaus-Sanierung. Der Rat soll nun über weitere Kostennachschläge entscheiden - und muss sich dazu selbst Fragen stellen.
Hoeschpark-Umbau, Bau des „Heimathafens“ an der Speicherstraße, Sanierung des Rathauses - allesamt aktuelle städtische Baustellen, die deutlich teurer werden als ursprünglich geplant.
Die Gründe sind durchaus nachvollziehbar - ärgerlich ist dabei, dass man durch zeitliche Verzögerungen oft selbst in die Kostenfalle gelaufen ist. Die Baukosten sind nicht zuletzt bedingt durch Corona und den Ukraine-Krieg erheblich gestiegen. Sicherlich Umstände, die man so nicht vorhersehen konnte. Manche Materialien sind kaum noch zu bekommen. Das trifft auch private Bauherren.
Bei der Kostensteigerung für die Rathaus-Sanierung gibt es allerdings besondere Umstände. Denn hier ist es nicht allein die Baukonjunktur, die die Kosten in die Höhe treibt. Dass es am Ende deutlich teurer wird, dafür sorgt auch die schrittweise Ausweitung des Bauprogramms - nicht zuletzt, um Extrawünsche aus der Politik zu erfüllen.
Dabei war es die Politik, die vor der Entscheidung zur Rathaus-Sanierung nach langen Diskussionen eine strenge Finanzkontrolle eingefordert hatte. Bei 27 Millionen Euro sollten die Kosten gedeckelt werden, hieß es 2018. Beschlossen wurde die Sanierung dann für knapp 34 Millionen - inklusive der ersten Extrawünsche. Auch damals war schon von einer neuen Kommunikationstechnik die Rede.
Immer neue Nachschläge
Dann kamen der Wasserschaden nach dem großen Juli-Regen 2021, Corona, der Ukraine-Krieg und die allgemeine Baukonjunktur, die die Kosten weiter steigen ließen. Nach zwei weiteren Nachschlägen soll jetzt bei 41,69 Millionen Euro Schluss sein.
Aber, oh Wunder, die neue Kommunikationstechnik für die Ratsebene ist dabei noch gar nicht mit eingerechnet, heißt es nun. Sie soll inklusive Ratssaal-Umbau mit weiteren 5,82 Millionen Euro zu Buche schlagen. Am Ende kostet das runderneuerte Rathaus dann 47,51 Millionen Euro.
Dieses Vorgehen bei Projekten nennt man in der Regel Salamitaktik - die von der Politik oft beklagt wird. In diesem Fall spielen die Ratsfraktionen, die die Sanierung von Anfang an in einer hinter verschlossenen Türen tagenden Rathaus-Kommission begleitet haben, allerdings selbst mit. Ja, sie schneiden sich sogar dicke Stücke der Salami selbst ab.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Alle Baumaßnahmen mögen durchaus Sinn machen. Nur, liebe Politiker, erspart uns doch künftig lange Diskussionen um Kostendeckel, die dann doch nicht zu halten sind. Auch, weil die Politik sich selbst nicht an ihr Spargelübde hält. Macht Schluss mit der Salamitaktik.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
