
Eine weitere Kostenerhöhung und Zeitverzögerung kündigt Baudezernent Arnulf Rybicki für die laufende Sanierung des Rathauses an. © Hans Blossey/Archiv; Montage: RN
Rathaus-Sanierung wird zur Kostenfalle – Baudezernent nennt erschreckende Zahlen
Rathaus-Baustelle
Seit Herbst 2020 ist das Dortmunder Rathaus eine Baustelle - und wird es auch noch länger bleiben. Denn die Sanierung braucht deutlich mehr Zeit und Geld. Nun nennt Baudezernent Rybicki neue neue Zahlen
Das Dilemma war seit spätestens einem Jahr absehbar. Damals sorgte nach einem Unwetter im Juli 2021 ein Wasserschaden für einen vorübergehenden Stopp und große Schäden auf der Rathaus-Baustelle am Friedensplatz. „Wir haben allein durch den Wasserschaden ein halbes Jahr verloren“, bilanziert Baudezernent Arnulf Rybicki.
Zur zeitlichen Verzögerung kommen die finanziellen Folgen. Der größte Teil der Kosten für den Wasserschaden wird zwar von der Versicherung der verursachenden Handwerksfirma getragen, andere Mehrkosten etwa für die Kompletterneuerung des Parketts in der ersten Etage teilen sich das Unternehmen und die Stadt. Insgesamt erhöhen sich die Kosten für die Rathaussanierung aber gewaltig.
Ursprünglich war die Sanierung 2019 für eine Summe von 33,9 Millionen Euro beschlossen worden. Eine erste Erhöhung auf 36,35 Millionen gab es nach den Ausschreibungen im Juni 2020. Erst im Juni dieses Jahres bewilligte der Rat einen weiteren Nachschlag von 2,72 Millionen Euro auf 39,07 Millionen Euro. Jetzt sollen nach dem Vorschlag des Verwaltungsvorstands noch einmal 2,62 Millionen Euro Mehrkosten dazukommen, über die der Rat am 22. September entscheiden soll.
Neue Kosten durch Ratssaal-Umbau
Die Gesamtkosten für die reine Sanierung würden damit auf 41,69 Millionen Euro steigen. Damit ist es aber noch nicht genug. Denn es sollen noch weitere 5,82 Millionen Euro für den Umbau des Ratssaals und die Ausstattung mit neuer Medientechnik dazukommen. Macht am Ende eine Gesamtrechnung von 47,51 Millionen Euro. Auch darüber soll der Rat im September entscheiden.
Begründet wird die weitere Kostenerhöhung mit Anforderungen, die beim ersten Beschluss zur Sanierung des Rathauses noch nicht absehbar gewesen seien. So seien nach der letzten Kommunalwahl noch mehr Fraktionen unterzubringen, erklärt Rybicki.
Der Ratssaal soll deshalb etwas vergrößert und möglichst flexibel gestaltet werden, um die Möblierung an künftige Sitzverteilungen anpassen zu können. Von einer „ganzheitlichen Erneuerung“ ist die Rede.

So sah der Ratssaal bis zum Beginn der Rathaussanierung im Herbst 2020 aus. Künftig wird er anders gestaltet. © Dieter Menne (A)
Außerdem hat die Verwaltung neue Anforderungen an die Kommunikation ausgemacht. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie sind nun auch hybride Sitzungen ein Thema, die sowohl vor Ort als auch per Internet verfolgt werden können. Ratssitzungen oder Pressekonferenzen werden inzwischen per Livestream übertragen.
Überlegt wird, das auch bei Ausschusssitzungen anzubieten, berichtete Oberbürgermeister Thomas Westphal. Deshalb sollen Kameras im Ratssaal und in den Sitzungssälen fest installiert und überall moderne Präsentationstechnik eingebaut werden.
Ein Jahr Verspätung
Der Mehraufwand hat nicht nur finanzielle, sondern auch zeitliche Folgen. Ursprünglich war vorgesehen, dass das Rathaus in Herbst dieses Jahres nach zwei Jahren Bauzeit wieder bezogen werden kann.
Jetzt kündigt Rybicki an, dass ab März 2023 zunächst die Büros von der zweiten bis zur vierten Etage wieder bezogen werden können, während im Erdgeschoss und vor allem in der ersten Etage noch der Umbau des Sitzungsbereichs läuft. „Wir werden das Rathaus Zug um Zug in Betrieb nehmen“, erklärt der Baudezernent.
„Die gesamte Fertigstellung des Rathauses ist dann zum Jahresende 2023 zu erwarten“, heißt es nun - also gut ein Jahr später als geplant. Erst dann können auch Rat und Ausschüsse wieder im Rathaus tagen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
