Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern - Zweifel an Kampstraße-Plänen

© Stephan Schütze

Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern - Zweifel an Kampstraße-Plänen

rnBoulevard Kampstraße

Der Umbau der Kampstraße zum Boulevard soll in Kürze weitergehen. Doch es mehren sich Zweifel, ob die mehr als 20 Jahre alte Planung noch zeitgemäß ist. Ein Thema ist dabei das Radfahren.

Dortmund

, 22.04.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für Fahrrad-Freundinnen und Freunde gab es zuletzt viele gute Nachrichten: Am Ostwall haben die Bauarbeiten für den Radwall, an der Sonnenstraße für den Radschnellweg Ruhr begonnen. Es gibt aber in Dortmund immer noch reichlich unerfüllte Radfahrer-Wünsche - allen voran die Forderung nach schnellen Durchfahrtsmöglichkeiten durch die City.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert vor diesem Hintergrund, die Planungen für den Boulevard Kampstraße zu aktualisieren. Das zentrale Element des Boulevards, dessen Planung bis Ende der 1990er-Jahre zurückreicht, soll mit dem Abschnitt zwischen Petri- und Reinoldikirche in den nächsten Jahren gestaltet werden. Radfahrer spielen dabei bislang keine große Rolle.

„Mischverkehrsfläche“ geplant

Entstehen soll nach dem Boulevard-Entwurf von 1998 eine weitgehend autofreie sogenannte „Mischverkehrsfläche“ ohne Trennung zwischen Rad- und Fußverkehr. „Der Langsamste soll bestimmen. Der König ist der Fußgänger“, hatte Architekt Niklaus Fritschi noch im Januar dieses Jahres die Planungsphilosophie erklärt.

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Für den VCD steht das allerdings im Widerspruch zur auch von der Stadt propagierten Verkehrswende mit der verstärkten Förderung des Radverkehrs. „Die über 20 Jahre alten Pläne entsprechen längst nicht mehr der veränderten Wirklichkeit“, sagt der VCD-Kreisverbandsvorsitzende Lorenz Redicker.

Wasserbecken als Störelement

Als neuralgischen Punkt hat der VCD insbesondere das geplante Wasserbecken an der Kreuzung von Kampstraße und Hansastraße ausgemacht. Die beiden Straßen seien sowohl für Fußgänger wie für Radfahrer zentrale Verkehrsachsen in Nord-Süd- beziehungsweise Ost-West-Richtung.

Aber ausgerechnet im Kreuzungspunkt solle ein großes Hindernis realisiert werden. „Optisch mag das hübsch anzusehen sein, verkehrlich aber ist das Unsinn“, bemängelt Redicker. Das geplante Wasserbecken sollte zumindest in seinen Ausmaßen deutlich verkleinert werden.

Das geplante Wasserbecken am Platz von Netanya stört nach Ansicht des VCD die Verbindung zur Hansastraße. Auch sonst spielen Radfahrer im Planer-Entwurf für den Boulevard Kampstraße keine größere Rolle.

Das geplante Wasserbecken am Platz von Netanya stört nach Ansicht des VCD die Verbindung zur Hansastraße. Auch sonst spielen Radfahrer im Planer-Entwurf für den Boulevard Kampstraße keine größere Rolle. © Stadt Dortmund/Archiv

Grundsätzlich fordert der VCD, dem Radverkehr möglichst auf dem gesamten Straßenzug einen geeignete Platz zuzugestehen. „Es geht uns dabei nicht um eine Schnellverkehrsstrecke durch die City“, stellt Redicker klar. Nötig sei kein eigener Radweg, sondern so etwas wie eine „weiche Markierung“ mit einem optisch erkennbaren Weg für den Radverkehr.

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Der Boulevard bliebe damit rechtlich eine Mischverkehrsfläche mit Vorrang für den Fußverkehr, aber es gäbe doch den klaren Hinweis, wo Radfahrer fahren sollen, erklärt Redicker. Das erleichtere auch Fußgängern die Orientierung.

Noch Überarbeitungsbedarf

Wenn Radfahrer – wie bislang geplant – die neue Kampstraße zwar befahren dürften, es aber keinerlei Hinweise gebe, wo sie fahren sollten, führe das zu Unsicherheit sowohl bei Radfahrenden wie bei zu Fuß Gehenden – und am Ende auch hier wieder zu Konflikten, fürchtet man beim VCD. Wichtig sei zudem, dass dieser Weg von „Straßenmöblierung“ wie Bänken oder Bäumen freigehalten und möglichst geradlinig geführt werde.

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Aus Sicht des VCD ist es deshalb nötig, die Planungen für den zentralen Abschnitt des Boulevards in diesem Sinne zu überarbeiten. Auch bei den politischen Beratungen hatte man zuletzt noch Überarbeitungsbedarf gesehen. Auch mehr Grün steht auf der Wunschliste.

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Ein wenig Zeit für eine Anpassung der alten Pläne gibt es noch. Im Mai beginnt nach Ankündigung der Stadt zunächst der Umbau im Umfeld des Reinoldi-Pylons. Die Neugestaltung des Straßenraums im zentralen Abschnitt des „Boulevard Kampstraße“ zwischen Reinoldi- und Petrikirche ist dann ab Frühjahr 2022 an der Reihe.

Im Herbst 2025 soll die Umgestaltung dann abgeschlossen sein - rund sieben Jahre später als ursprünglich geplant.

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