Baustart für Boulevard Kampstraße - der Fußgänger soll bald König sein

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Baustart für Boulevard Kampstraße - der Fußgänger soll bald König sein

rnUmbau der Kampstraße

In diesem Frühjahr soll endlich der Weiterbau des „Boulevard Kampstraße“ starten. Vertreter der Stadt stellten jetzt den Zeitplan vor - und reagierten auf Kritik von Radfahr-Verbänden.

Dortmund

, 27.01.2021, 08:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Von „großer Herausforderung“ war gleich mehrfach die Rede als die Vertreterinnen des städtischen Tiefbauamtes bei einer Online-Veranstaltung des Forums Stadtbaukultur die Planungen für den Weiterbau des Boulevard Kampstraße vorstellten.

Der Baustart für den zentralen Abschnitt des Boulevards zwischen Petri- und Reinoldikirche war zuletzt mehrfach verschoben worden. Und es brauchte drei Ausschreibungen durch die Stadt, um überhaupt ein Bauunternehmen für den ersten Bauabschnitt zu finden.

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Das gibt es jetzt: „Der Auftrag für den Bereich rund um den Reinoldi-Pylon wird im Februar vergeben“, kündigte Tiefbauamts-Leiterin Sylvia Uehlendahl an. Und sie nannte auch die weitere Zeitplanung: „Wir gehen von einem Baubeginn im Mai aus“, sagte Uehlendahl.

Betonplatten am Reinoldi-Pylon

Rund um den Reinoldi-Pylon soll vor allem der Untergrund neu gestaltet werden - wegen des Busverkehrs dort mit robusten Betonplatten. Zuvor werden noch Versorgungsleitungen verlegt. Gearbeitet wird dabei in vier Etappen. Beginnend in der Nordwest-Ecke geht es gegen den Uhrzeiger-Sinn rund um den Pylon. Rund ein Jahr werden die Arbeiten dauern, kündigte Sylvia Uehlendahl an.

Am Reinoldipylon sollen im Mai die Umbau-Arbeiten beginnen.

Am Reinoldipylon sollen im Mai die Umbau-Arbeiten beginnen. © Werner (A)

Parallel soll der zweite Bauabschnitt mit dem eigentlichen Boulevard starten, der ebenfalls in drei Etappen unterteilt ist. Begonnen wird ganz im Westen im Bereich Petrikirche und Katharinenstraße und im Osten an der Reinoldikriche. Hier drängt die Zeit, weil neben Versorgungsleitungen und Kanäle auch die neue Fernwärme-Leitung von DEW21 verlegt wird. „Das muss bis September erledigt sein“, erklärte Sylvia Uehlendahl.

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Im zweiten Schritt wird zwischen Platz von Leeds und Hansastraße und vor der Sparkasse zwischen Katharinenstraße und Freistuhl gebaut. Ganz am Ende steht der zentrale Abschnitt zwischen Freistuhl und Hansastraße.

Dreieinhalb Jahre Bauzeit

Insgesamt dreieinhalb Jahre werden die Arbeiten insgesamt dauern, erklärte die Tiefbauamts-Leiterin. Gebäude und Geschäfte sollen dabei immer erreichbar sein - für den Lieferverkehr ebenso wie für die Feuerwehr. Allein die Abstimmung mit der Feuerwehr habe Jahre gekostet, berichtete Sylvia Uehlendahl.

Trotz der vielen unterschiedlichen Bauabschnitte soll am Ende ein „Boulevard“ aus einem Guss entstehen, so wie es der in einem Wettbewerb siegreiche Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros Fritschi+Stahl von 1999 vorsieht. Der wurde von Niklas Fritschi und Architektin Anne Bader im Forum Stadtbaukultur noch einmal vorgestellt.

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Zentrale Elemente sind ein Wasserlauf, ein durchgehendes Lichtband und mehrere mit dunklem Natursteinboden gestaltete Plätze - am Freistuhl, am Willy-Brandt-Platz und am Platz von Netanya. Anthrazitfarben ist auch ein acht Meter breites Pflasterband, das sich wie ein „Teppich“ über den Boulevard zieht.

Das Lichtband soll vor allem nachts Akzente auf dem „Boulevard Kampstraße“ setzen. Gut zu erkennen ist auf der Animation auch der schmale Wasserlauf.

Das Lichtband soll vor allem nachts Akzente auf dem „Boulevard Kampstraße“ setzen. Gut zu erkennen ist auf der Animation auch der schmale Wasserlauf. © Fritschi+Stahl

Der schmale Wasserlauf, der über mobile Brückenelemente überquert werden kann, beginnt in einem „Quellbecken“ vor der Petrkirche, führt zu einem runden Bassin - „Himmelsspiegel“ genannt - am Platz von Netanya und endet in einem dritten Becken an der Reinoldikirche. Hölzerne Plattformen laden dazu ein, die Füße im Wasser baumeln zu lassen, erklärte Anne Bader.

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Überhaupt hofft man darauf, dass durch die Neugestaltung wieder mehr Leben in die Kampstraße einkehrt. „Ziel ist, dass die Menschen den Raum beleben“, erklärte Niklas Fritschi.

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Die abwechslungsreiche Gestaltung stieß bei Zuhörern des Forums Stadtbaukultur aber auch auf Kritik. Vor allem die Radfahr-Lobby vermisste eine durchgehende Radwege-Verbindung. Man lege ganz bewusst keine „Schnellstraße für Radfahrer“ an, erklärte Sylvia Uehlendahl. „Es geht um Aufenthaltsqualität, bei der Fußgänger und Radfahrer aufeinander Rücksicht nehmen.“

Auch Niklas Fritschi erklärt klipp und klar: „Der König ist der Fußgänger. Der Langsamste soll bestimmen.“

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