
Es geht nicht nur um die Händler und ihre Umsätze. Als Dortmunder blutet einem das Herz, wenn die City immer mehr zu einem Hort der Kriminalität wird und Obdachlose und Drogenkranke große Probleme bereiten.
Dortmund hat ein wachsendes Drogenproblem. Spricht man mit Experten, die in der Sozialhilfe tätig sind, so erzählen sie, dass immer mehr mit Crack gedealt wird. Crack ist ein aufbereitetes Kokain, das zum Beispiel zu psychischen Beeinträchtigungen führt.
Auf keinen Fall darf sich also die Hilfe für Drogenkonsumenten verschlechtern. Im Gegenteil: Es braucht unbedingt Anlaufstellen, in denen Ansprache, Begleitung und Beratung möglich sind. Wie in wohl allen oder zumindest fast allen anderen deutschen Städten auch, wird es für solche Anlaufpunkte auch in Dortmund Standorte geben, die auch zentral, aber etwas weiter weg vom Westenhellweg liegen.
Image als „Crack-City“
Es nutzen die schönsten und blumigsten Konzepte für die vom Stadtplanungs-Büro Stadt + Handel ausgemachten neun City-Quartiere nichts, wenn sich für Dortmund das Image als „Crack-City“ durchsetzt. Diesen manipulierten Eintrag gab es ja, als man vor Kurzem bei Google nach „Dortmund Hauptbahnhof“ suchte.
Politik und Verwaltung sind für Sicherheit und Ordnung in der Stadt zuständig. Dabei sollten sie nicht versagen und zuallererst den Schulterschluss mit den Geschäftsleuten suchen.
Egal, mit wem man spricht, die Händler fühlen sich im Stich gelassen. Allen, die sich in diesem Land um die gesellschaftliche Mitte bemühen, darf das nicht gleichgültig sein. Und es geht, wie gesagt, nicht nur um die Händler. Auch deren Kunden fühlen sich in der City zunehmend unwohl.
Richtig ist, dass es für den Handel nicht nur dieses eine Problem gibt. Der wachsende Online-Handel, die Inflation, die gedrückte Kauflaune aufgrund der Folgen des Krieges in der Ukraine und auch die Baustellen in der Stadt wirken sich ebenfalls negativ aus. Trotzdem gefährdet nichts die City als Erlebnisort so nachhaltig wie ein verlorenes Sicherheits- und Behaglichkeitsgefühl.
Wirklichkeit nicht ausblenden
Es geht nicht darum, die soziale Wirklichkeit in der Innenstadt auszublenden. Es geht darum, sich ihr verantwortungsvoll zu stellen. Das tut man nicht mit Bänken, auf denen es bewusst unmöglich ist, zu schlafen. Das tut man auch nicht durch Verdrängung von Obdachlosen, für die Sicherheitsdienste sorgen sollen.
Die Obdachlosen-Problematik muss man neu denken. Nur stumpfer Protest von Links gegen den Cityring hilft nicht. In Finnland etwa hat man die Hilfen erfolgreich umgekehrt. Betroffene müssen sich dort nicht erst einen Job suchen oder von Suchterkrankungen befreien, bevor ihnen bei der Wohnungssuche geholfen wird. Obdachlose bekommen ohne Voraussetzung eine Wohnung. Dortmund sollte ein solches oder ähnliches Model angehen.
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