Seit die Stadt einen Sicherheitsdienst vorhalten will, um gegen Obdachlose am Westenhellweg vorzugehen und auch der Cityring dringend Maßnahmen fordert, um dem Problem mit den Hinterlassenschaften von Obdachlosen und Drogenabhängigen in ihren Geschäftseingängen Herr zu werden, kocht das Thema in Dortmund hoch.
„Dekadent gefeiert“
Wie umgehen mit den bedürftigen Menschen auf dem Westenhellweg? „Schlafen statt strafen“ lautet die Antwort einer Initiative mit Mitgliedern aus dem linken, linksextremen und grünen Spektrum, die sich im vergangenen Monat gegründet hat.
25 von ihnen versammelten sich am Dienstagabend vor dem Freischütz in Schwerte und drückten in flammenden Reden, auf Plakaten sowie mit symbolischen Wurfzelten und Schlafsäcken ihren Unmut über den Cityring aus.
Der Grund für den ungewöhnlichen Demo-Ort: Die Dortmunder Innenstadt-Kaufleute trafen sich im Freischütz zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung. Die von etlichen Polizisten begleitete Kundgebung direkt an der Einfahrt zum Freischütz dürften viele auf der B236 vorbeikommende Autofahrer bemerkt haben.
„Lasst die Menschen schlafen“
Auch wenn der Protest der kleinen Schar von Demonstranten weitgehend ungehört verhallte, so war Initiatorin Nadja Reigl von der Partei „Die Partei“ froh über den gezeigten Widerstand.
„Dieselben Menschen, die Obdachlosen noch nicht einmal einen Platz zum Schlafen gönnen, haben sich selbst im Freischütz dekadent gefeiert. Das haben wir nicht einfach wortlos hinnehmen können. Die sollen merken, dass es auch eine andere Meinung gibt“, sagte sie.
Dekadent ging es allerdings im Freischütz nicht zu. Solange die Presse während der Versammlung anwesend sein durfte, wurden den Händlerinnen und Händlern belegte Brötchen und einige Häppchen gereicht.
Das dürfte auch das unbekannte Pärchen wahrgenommen haben, dass inkognito gekommen war, nach Einschätzung von Cityring-Chef Tobias Heitmann „mutmaßlich zur Initiative“ gehörte und nach kurzer Zeit den Saal wortlos verließ.

Die Worte wurden draußen bei leicht einsetzendem Nieselregen in die Nacht gesprochen. „Lasst die Menschen doch einfach schlafen“, sagte Bahrije Ajeti mit lauter Mikrofonstimme zur Ankündigung, dass eine private Sicherheitsfirma „Obdachlose drangsalieren“ solle.
„Es braucht Hilfe und Unterstützung, keine Repression“, sagte sie außerdem. „Cityring zerschlagen“ stand ganz drastisch auf einem Schild, das eine junge Demo-Teilnehmerin hielt.
Im Freischütz überlegten die Kaufleute, wie mit den Obdachlosen und Drogenabhängigen würdig umgegangen werden könnte. Die Idee: die Stadt könnte doch ein verbreitertes Angebot mit Hilfen für diese Menschen schaffen - auch wenn das Geld kostet.
Die Kundgebung draußen ging ohne Zwischenfälle zu Ende. Zu einem Dialog kam es nicht.
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