Die Besucher sind zurück in der Dortmunder City. Bei weitem ist die Besucherzahl aber noch nicht so groß, wie vor der Corona-Pandemie. Mithilfe eines Planungsbüros, das sich jetzt dem Cityring vorstellte, soll die Innenstadt neu belebt werden.

© Wilco Ruhland

„Es brennt in der City“ - Dortmunder Händler drücken aufs Tempo

rnNeuausrichtung der Innenstadt

Stadt und Handel sind im Wandel, die Auswirkungen der Corona-Pandemie erfordern neue Impulse. „Citymanager“ Jens Nußbaum soll sie liefern - und geriet beim Cityring gleich unter Beschuss.

Dortmund

, 08.07.2021, 06:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit gut zwei Wochen erst offiziell mit dem 100.000-Euro-Auftrag versehen, die Dortmunder City in die Zukunft zu führen, wagte sich Jens Nußbaum am Dienstag (6.7.) zum Themenabend des Cityrings. Im Westfälischen Industrieklub am Alten Markt bekam der Stadtplaner relativ schnell die Ungeduld der rund 60 versammelten Geschäftsleute zu spüren.

Die nahmen seine theoretischen Ausführungen zu dem sich ständig verändernden Wertesystem einer Gesellschaft und den derzeitigen Trends zu Klimabewusstsein, Biokost oder Individualität zwar zur Kenntnis, fragten aber sofort nach konkreten Handlungsmöglichkeiten.

Angesichts leer stehender Ladenlokale, weniger Besuchern und während der Corona-Pandemie rasant gewachsenem Online-Handel wollte der ehemalige Cityring-Vorsitzende Dirk Rutenhofer wissen: „Was bringt die schnellsten Erfolge?“

Citymanagement wird bis Ende 2022 aufgebaut

Jens Nußbaum vom Dortmunder Planungsbüro „Stadt + Handel“ bat um Verständnis, dass er kein fertiges Konzept vorlegen könne. Dies gelte es, gemeinsam zu erarbeiten. Seine Aufgabe sei es, bis Ende 2022 ein Citymanagement erstmal aufzubauen.

Jens Nußbaum vom Dortmunder Stadtplanungsbüro Stadt + Handel hat die Aufgabe bis Ende 2022 eine Citymanagement aufzubauen. Am Dienstagabend war er erstmals zu Gast beim Cityring, der Interessenvertretung der Innenstadt-Kaufleute.

Jens Nußbaum vom Dortmunder Stadtplanungsbüro Stadt + Handel hat die Aufgabe bis Ende 2022 ein Citymanagement aufzubauen. Am Dienstagabend war er erstmals zu Gast beim Cityring, der Interessenvertretung der Innenstadt-Kaufleute. © Stadt+Handel/Kreklau

„Bei allen Konzepten, die erfolgreich waren“, lautete schließlich seine Antwort auf Dirk Rutenhofers Frage, „wurde es geschafft, dass man miteinander spricht. Und dafür gilt es, Strukturen zu schaffen.“ Daraus ergebe sich dann Sichtbares wie eine Platzumgestaltung oder die schnelle Wiedervermietung eines Ladenlokals.

„Sie müssen unsere Ungeduld verstehen“, sagte Schausteller Patrick Arens, „wir diskutieren vieles schon seit Jahren. Viele sind heute hierher gekommen, weil sie dachten: Jetzt passiert was! Es brennt - und wir möchten nicht erst eineinhalb Jahre auf ein Citymanagement hinarbeiten.“

Durch Corona: Strukturwandel wird rasant beschleunigt

„Dass angepackt werden muss, ist allen klar“, versicherte Tillmann Insinger vom Amt für Stadterneuerung, aber man müsse sich schon auch Gedanken darüber machen, welches Konzept denn am besten zu Dortmund passe. Dazu sollen möglichst viele Leute, die die City gut kennen - etwa Immobilieneigentümer, Händler und Bewohner - ins Boot geholt werden. Mit ihnen soll noch in diesem Monat gesprochen werden.

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Die Corona-Pandemie, das machte Jens Nußbaum klar, hat die Krise der deutschen Innenstädte als Handelszentren nicht ausgelöst. „Corona ist nur ein Trendbeschleuniger“, sagte er. Der Strukturwandel, den es ohnehin gegeben hätte, vollziehe sich jetzt nicht in zehn Jahren, sondern schon in ein bis zwei Jahren.

Rund 60 Gewerbetreibende aus der Dortmunder Innenstadt kamen am Dienstag zum Themenabend des Cityrings in den Westfälischen Industrieklub am Alten Markt. Sie hörten dem neuen "Citymanager" zu und wollten von ihm aber vor allem eins wissen: „Was bringt die schnellsten Erfolge?"

Rund 60 Gewerbetreibende aus der Innenstadt kamen am Dienstag zum Themenabend des Cityrings in den Westfälischen Industrieklub am Alten Markt. Sie hörten dem neuen "Citymanager" zu und wollten von ihm aber vor allem eines wissen: „Was bringt die schnellsten Erfolge?" © Peter Wulle

Das Konsum- und Einkaufsverhalten verändere sich. „Es wird viel wichtiger etwas zu nutzen, als etwas zu besitzen“, sagte Nußbaum und verwies auf Netflix- oder Spotify-Abonnements. Und wer heute in die City komme, komme seltener, wolle dann aber bewusst auch etwas erleben: „Ein Produkt bekommt man auch woanders, deshalb ist es wichtig, den Erlebnisfaktor in der City hoch zu halten“, so Jens Nußbaum.

Für die City: Innovative Geschäftsmodelle sind gefragt

Neben der Erlebnisqualität werde es für die Dortmunder City auch wichtig, Komfort zu bieten - schon bei der Anfahrt, aber auch für den Aufenthalt. Da spielten eine Wohlfühl-Atmosphäre, leicht verfügbare Informationen sowie das Angebot an Toiletten oder Wickelräumen eine Rolle.

Die Sorge vieler Kaufleute vor dem Preiskampf mit den großen Onlinehändlern wie Amazon und Co. teilte Jens Nußbaum nicht. „Preis und Liefergeschwindigkeit können nicht das sein, was Innenstadt ausmacht“, sagte er.

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Konkret hätte er gerne unterschiedliche Quartiere in der City, die durch neue, moderne, auch schräge Geschäftsmodelle für ihre jeweiligen Zielgruppen attraktiv werden. Für Experimente sei man sofort aufgeschlossen, sagte Nußbaum.

Und er brachte dann doch noch eine ganz konkrete Idee ins Spiel: „Ein Gründerzentrum für die Innenstadt wäre gut.“ Das soll jungen Unternehmern helfen, ihre Idee mitten in der City einfach auszuprobieren.