
© Thomas Thiel
Eine „Story“ für die City: Diese Stadtplaner sollen Dortmunds City neu erfinden
Neuausrichtung des Stadtzentrums
Dortmunds Zentrum muss sich grundlegend wandeln, um attraktiv zu bleiben. Zwei Experten sollen der City im Auftrag der Stadt helfen, sich neu zu erfinden. Eine Kern-Idee gibt es schon.
Auf den Höhepunkten der Corona-Krise begegnete man innerhalb des Walls nur vereinzelt Menschen, der Westenhellweg war verwaist. „Wir haben in der Pandemie eine verödete City erlebt“, sagt Stadtplanungsdezernent Ludger Wilde.
Auch wenn Dortmunds Zentrum aktuell wieder voller Leben ist - dem warmen Wetter und den wiedereröffneten Geschäften und Lokalen sei Dank -, warnt Dortmunds oberster Stadtplaner: „Dass wir so weitermachen wie bisher, wird nicht reichen.“
Die Attraktivität nicht nur Dortmunds, sondern der meisten deutschen Innenstädte leidet zunehmend unter der Dominanz der großen Einzelhandelsmarken und -ketten. Wenn sie verschwinden sollten, was haben die Stadtzentren dann zu bieten? Nicht mehr viel, hat die Corona-Krise gezeigt. Sie wirkt wie ein Brandbeschleuniger auf den grundsätzlichen Strukturwandel in Deutschlands Innenstädten.
Nun stellten Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal und Wilde zwei Experten vor, die sich in den kommenden anderthalb Jahren darum kümmern sollen, dass sich Dortmunds City neu erfindet.
Dortmunds City braucht einen „langfristigen Therapieplan“
Jens Nußbaum und Stefan Postert vom Dortmunder Stadtplanungs-Büro „Stadt + Handel“ sollen bis Ende 2022 ein sogenanntes Citymanagement aufbauen. „Stadt + Handel“, das bereits ähnliche Projekte in anderen Städten wie Köln, Düsseldorf oder Karlsruhe begleitet, hat sich in einem Vergabeverfahren gegen drei andere Bewerber durchgesetzt. Das Projekt war zuvor vom Rat beschlossen worden und wird mit 100.000 Euro vom Land NRW gefördert.
Einen fertigen Plan zur Zukunft der City haben Nußbaum und Postert nicht. Vielmehr gehe es darum, gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren in der City - Einzelhändlern, Immobilienbesitzern, Bewohnern - Ideen zu entwickeln. Dazu soll es „Speed-Datings“, Quartiersspaziergänge und Strategie-Werkstätten geben. „Wir brauchen einen langfristigen Therapieplan“, sagt Nußbaum.
Ihre Grundidee steht bereits: Nußbaum und Postert wollen die Quartiere innerhalb der Dortmunder City stärken. „Die City als Ganzes ist ein zu großes Konstrukt“, sagt Nußbaum. Vielmehr gehe es darum, die Vielfalt und Unterschiede der einzelnen Quartiere herauszuarbeiten, etwa des Rosenviertels oder des Brückstraßenviertels. Sie sollen unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. „Wir wollen eine Story aufbauen“, meint Nußbaum.
Postert und Nußbaum schwebt eine abwechslungsreiche City vor, mit kleinen und individuellen Geschäften, gerne auch dem einen oder anderen Handwerksbetrieb, einem größeren Kultur- und Ausgeh-Angebot und mehr Wohnungen - echtem Leben also, nicht nur Konsum. „Die Innenstadt ist ein Lebensraum, der 24 Stunden bespielt wird“, formuliert es Postert.

Die Dortmunder City von oben: Die einzelnen Quartiere des Stadtzentrums sollen stärker zur Geltung kommen. © Hans Blossey (Archivbild)
Mehr Vielfalt in der City will auch Thomas Westphal: „Wir müssen die Mischung wieder hinbekommen.“ Dazu bräuchte es jedoch Mieten, die andere Nutzungsarten zulassen. Außerdem wolle er den Wohnanteil erhöhen, betonte der Oberbürgermeister auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Dazu brauche es auch wieder mehr Alltags-Infrastruktur: „Lebensmittelhändler in die City hineinzubekommen, muss ein zentrales Anliegen sein.“
Die Quartiers-Idee hat es Westphal bereits angetan. Er hat sogar einen eigenen Vorschlag: „Wir haben schon eine Museumsmeile“, sagt er und meint damit das Fußballmuseum und die Museen des Dortmunder U. „Wir nehmen sie nur nicht als solche wahr.“
Solche neuen Strukturen und Geschichten zu entwerfen, wird in den kommenden anderthalb Jahren die Aufgabe von Postert und Nußbaum sein. Am Ende des Prozesses soll ein detailliertes „Regiebuch“ stehen, nach dem sich alle City-Akteure und die Stadtverwaltung richten können - als gemeinsames Citymanagement in einem dauerhaften Bündnis.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
