
© Oliver Volmerich
Knabenchor probt in Hombruch - Weihnachtsvorfreude bei 30 Grad
Knabenchor der Chorakademie
Die Corona-Krise hat viele Reisepläne über den Haufen geworfen. Auch beim Knabenchor der Chorakademie. Statt zu verreisen schlugen die jungen Sänger ein Zeltlager auf - in Hombruch.
Glockenhell klingen die Stimmen über das Gelände des Tonwerks am Harkortshof in Hombruch. Es ist eine Chorprobe unter besonderen Umständen - mit Sicherheitsabstand und umgeben von einer Zeltstadt. Der Knabenchor der Chorakademie macht - wie viele Familien - Ferien daheim. Und hat dazu ein Zeltlager rund um sein Probenzentrum am Harkortshof in Hombruch aufgeschlagen.
Singen in Corona-Zeiten - das ist nur unter besonderen Umständen möglich. Die Meldungen von Chorproben, bei denen sich mehrere Sängerinnen und Sänger mit dem Corona-Virus infiziert hatten, haben aufgeschreckt. Viele Chöre haben schon im März ihre Aktivitäten eingestellt.
Eingeschränkter Probenbetrieb
Auch der Betrieb der Chorakademie kann nur eingeschränkt weiterlaufen. Die Knaben des Knabenchores haben lange Zeit nur per Bildschirm Solounterricht bei ihren Musiklehrern gehabt.
Erst seit einigen Wochen finden wieder Proben mit einzelnen Sängern oder in kleineren Gruppen im Probenzentrum Tonwerk statt - mit Sicherheitsabständen, Schutzwänden und guter Durchlüftung.
Der Corona-Krise zum Opfer gefallen ist auch die alljährliche Chorfahrt des Knabenchores. Normalerweise gehen die Knaben zum Ende der Ferien für zwei Wochen auf Reisen. In diesem Jahr sollte es nach Kalifornien gehen - allerdings nicht in den USA.
„Kalifornien ist ein kleiner Ort an der Ostsee in der Nähe von Kiel“, erklärt Chorleiter Jost Salm. Hier sollten die Knaben gemeinsam für ihr Herbstprogramm proben. Doch das „Auswärts-Trainingslager“ fiel der Corona-Krise zum Opfer.
Aber es gibt Ersatz - im vor zwei Jahren bezogenen Tonwerk im historischen Harkortshof. Aufgeteilt in drei Gruppen richtete der Knabenchor auf dem weitläufigen Gelände ein Zeltlager ein. Gesungen wird überwiegend im Freien - mit viel Abstand.
Gut zwei Meter stehen die Hocker auseinander, vor denen die 19 Knaben stehen während sie „Veni Domine“ von Mendelssohn anstimmen. „Den Abstand haben die Lehrer vorher genau ausgemessen“, erzählt Jan (11).
Den Jungs ist trotz vier bis fünf Stunden Probe am Tag die Freude am Singen anzumerken. „Immer nur über den Bildschirm zu singen, war ein bisschen blöd. Es ist schön, endlich wieder zusammen zu singen“, stellt Ives (12) fest.

Singen mit Sicherheitsabstand: Chorleiter Jost Salm probt mit den Knaben bevorzugt im Freien. © Oliver Volmerich
Immerhin ist auch für reichlich Freizeitspaß gesorgt. Neben den Zelten steht ein großer Swimmingpool, den Sponsoren gestiftet haben. Es kann Tischtennis, Tischkicker und Fußball gespielt werden. An einem Abend gab es sogar eine Zaubershow mit Zauberer Sascha Lange.
Ehrenamtliche Helfer sorgten für die Verpflegung der Knaben - von Frühstück über Mittag- und Abendessen bis zu Obst-Snacks und Getränken.
Hoffen auf Weihnachtskonzerte
So ungewöhnlich die Umstände sind, so ungewöhnlich ist auch das Programm. Vorwiegend geprobt wird Bachs Weihnachtsoratorium - Weihnachtsvorfreude bei 30 Grad im Schatten.
Dahinter steckt die Hoffnung, dass bis Ende des Jahres wieder Konzerte in der Konzertscheune des Tonwerks stattfinden können. Für Ende August sind schon kleinere Konzerte im Freien für die Eltern geplant.
Sänger-Nachwuchs gesucht
Die Frage, wann wieder Konzerte stattfinden können, ist aber auch nicht die einzige Sorge des Knabenchores. Schwierig ist in Corona-Zeiten auch die Nachwuchs-Gewinnung. Die Werbung in Schulen wurde Anfang März durch Corona jäh gestoppt.
Kinder zwischen 5 und 7 Jahren, die Interesse und Spaß am Singen haben, können sich aber direkt beim Knabenchor melden, einen Vorsingtermin vereinbaren oder online vorsingen - per Whatsapp unter Tel. (0163) 4775754. Mehr Infos unter www.knabenstimmen.de
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
