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So eindrucksvoll erinnerte der Knabenchor an den Kriegsbeginn vor 80 Jahren
Chorakademie
Viele Gedenkreden wurden am Sonntag gehalten, um an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren zu erinnern. Der Knabenchor der Chorakademie gedachte des Ereignisses in besonderer Weise.
Mit dem Gedicht „Kinderkreuzzug 1939“ hat Bertolt Brecht die Eindrücke des deutschen Überfalls auf Polen verarbeitet, mit dem am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann. Er schildert in eindrucksvollen Szenen, wie eine Schar von Kindern auf der Suche nach Frieden, begleitet von Hunger, Leid und Tod, durch das Land irrt.
Der deutsch-kurdische Komponist Ralf Yusuf Gawlick hat das Werk 2005 vertont. Der Knabenchor der Chorakademie war schon an der Uraufführung im Jahr 2010 und der späteren europäischen Erstaufführung 2014 beteiligt. Sie ist auch als CD erhältlich.
Konzert in der Scheune
Jetzt hat Chorleiter Jost Salm das Werk mit seinem Chor neu einstudiert. Und die jungen Sänger sorgten bei der Aufführung des Werks in einem Gedenkkonzert zum Kriegsbeginn für Gänsehaut-Momente bei den knapp 200 Zuhörern. Begleitet wurden sie in der Konzertscheune des Knabenchor-Domizils Tonwerk in Hombruch vom Oryctes-Streichquartett, Frauke Hansen (Klarinette), Dietrich Bednarz (Sanctus-Glocken) und Daria Burlak (Orgel).
Gawlicks Musik ist modern, aber durchaus melodisch. Ihr besonderer Reiz liegt im Gegensatz des Chorgesangs zu den bisweilen dissonanten Tönen der Instrumentalbegleitung, die den Schrecken des Krieges effektvoll illustrieren. Äußerst präzise und verständlich sangen die Knaben den Brechtschen Text, meisterten selbst die schwierigsten Passagen der Gawlick-Vertonung.
Emotionaler Höhepunkt
Die hat mit der Adaption des bekannten Volkslieds „Der Mond ist aufgegangen“ ihren emotionalen Höhepunkt. Am Ende verharrten die sichtlich beeindruckten Zuhörer lange Zeit still, bevor sie die Sänger und Musiker mit stehendem Beifall belohnten.

Großen Beifall bekam Soney Marino Paho für seine Komposition "Kinderkreuzzug 1212". © genausowars fotobooks
Den kassierte zuvor schon in besonderem Maße einer der jungen Sänger: Der zwölfjährige Soney Marino Paho hatte das Werk, mit dem das Gedenkkonzert eröffnet wurde, selbst komponiert. Die Kantate „Kinderkreuzzug 2012“ erinnert an den mittelalterlichen Kinderkreuzzug, der in Frankreich startete. Soney Marino Paho, der bereits an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf Komposition studiert, schildert dabei die Berufung des jungen Hieronymus, der jede Menge Kinder um sich schart, um ins Heilige Land aufzubrechen.
Marino Paho knüpft mit seiner Komposition an klassische Vorbilder an. Der leichte und verspielte Auftakt mit einem Glockenspiel (gespielt von Tillmann Muth) erinnert an sein Vorbild Mozart, über weite Strecken wirkt das anspruchsvolle Werk wie ein geistliches Oratorium. Beeindruckend ist auch hier das Zusammenspiel von Knabenchor, Solisten und Instrumental-Ensemble.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
