
© Uwe von Schirp
Für Kardinal Reinhard Marx ist der Evangelische Kirchentag in Dortmund ein Heimspiel
Evangelischer Kirchentag
Händeschütteln, Selfies, Wiedersehensfreude – obwohl Reinhard Kardinal Marx‘ Zeitplan eng gesteckt ist. Aber der Evangelische Kirchentag ist für den katholischen Erzbischof ein Heimspiel.
Eine Bibelarbeit am Morgen, ein Talk auf dem Roten Sofa des evangelischen Presseverbandes am Mittag, nachmittags eine Podiumsdiskussion im Zentrum Juden und Christen: An diesem Freitag (21. Juni) ist der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund.
Reinhard Kardinal Marx ist Erzbischof von München und Freising – aber in Dortmund kein Unbekannter. Von 1989 bis Mitte der 90er Jahre war er Direktor des katholischen Sozialinstituts Kommende in Dortmund-Brackel. 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof im Erzbistum Paderborn. Mittlerweile ist er der wichtigste Repräsentant der katholischen Kirche in Deutschland und Berater des Papstes.
Wiedersehensfreude mit ehemaligen Gemeindemitgliedern
„Aplerbeck!“, ruft Marx am Freitag freudig aus, als eine Teilnehmerin nach der Bibelarbeit auf ihn zu kommt. „Einmal nur kurz die Hand schütteln“, sagt sie. Es sind wahrnehmbar viele Katholiken unter den rund 700 Menschen an diesem Morgen in der Messehalle 1.
Schnell ist „ihr“ Bischof nach dem Tagessegen dicht umlagert. Hier ein Selfie, dort ein Autogramm, kurze Smalltalks. Menschen erinnern sich an den Seelsorger, der in seiner Kommende-Zeit viele Gottesdienste in Aplerbeck und Brackel gefeiert hat. Sie suchen gezielt den Kontakt. Kardinal Marx nimmt sich Zeit, auch wenn sein Terminplan in den wenigen Stunden in Dortmund eng getaktet ist. Ein Heimspiel. „Für mich ist das ein schönes Gefühl, dass manche mich nicht vergessen haben“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.
Freundschaftliche Kontakte und Ergebnisse von Borussia
Auch wenn er seit nunmehr fast zwölf Jahren Erzbischof von München und Freising ist, seien „einige freundschaftliche Verbindungen“ geblieben. „Natürlich interessiert mich weiter, was in der Kommende passiert, ich kenne den Propst (Andreas Coersmeier, d. Red.) weiterhin“, sagt Marx. „Aber es ist kein intensiver Kontakt mehr im Sinne dessen, dass ich wöchentlich oder monatlich über Dortmund informiert werde.“ Kleine Ausnahme: „Ich interessiere mich immer noch, wie Borussia gespielt hat.“
Kirchen- und Katholikentage empfindet er „als gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und neu aufzubrechen“. Das war auch die Botschaft von Reinhard Kardinal Marx bei der morgendlichen Bibelarbeit. „Eine Kirche, die selbstbezogen arbeitet, wird nie aufbrechen“, erklärte er unter dem Applaus der Zuhörer.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
