
© Uwe von Schirp
Keine Veranstaltungen – Heimatverein hält Überraschungen bereit
Corona-Krise
Die Nostalgie-Disko: ausgefallen. Das Musikfestival: abgesagt. Das Michaelisfest: ohne realistische Perspektive. Nun reagiert der Heimatverein Mengede auf die Corona-Krise.
Keine Stammtische im Heimathaus, keine Wanderungen und Radtouren, kein Skat und Doppelkopf. Die Nostalgie-Disko fiel aus, das Musikfestival abgesagt. Und das Michaelisfest wird – Stand jetzt – sehr wahrscheinlich auch nicht stattfinden. Kein Nachbarschaftspicknick im alten Ortskern, kein Bierstand auf der Bodelschwingher Kirmes – nichts geht beim Heimatverein Mengede.
„Die schönen Pläne, die wir gemacht haben“, sagt Hans-Ulrich Peuser. „Alles fällt flach.“ Der Vorsitzende ist Realist genug. „Ich befürchte, dass das ganze Jahr veranstaltungstechnisch in die Hose geht“, sagt er. „Aber, wir haben es nicht in der Hand.“

Das Nachbarschaftspicknick in der Williburgstraße hatte 2015 Premiere. Seitdem richtet es der Arbeitskreis Alt-Mengede im Heimatverein in jedem Sommer aus. © Stephan Schütze (Archiv)
Da sei das aktive Mitglied „auf Entzug“, das Peuser auf der Straße getroffen hat. „Wenn man sonst viel mit Menschen zusammen ist, hat man schon das Gefühl: Wie kann man das am Leben erhalten?“ Mit älteren treuen Mitgliedern des Vereins hält Peuser telefonisch Kontakt, zu anderen per SMS oder WhatsApp.
Ein Novum in der Vereinsgeschichte
Zu Ostern schrieb er einen Brief – ein Novum in der 18-jährigen Geschichte des Heimatvereins. Tenor: „Diese Kommunikationswege sind schön, ja, aber sie können das ‚sich gegenüberstehen‘, das ‚sich in die Augen sehen’ nicht annähernd ersetzen.“
Es war an der Zeit zu handeln. Ein kleiner Kreis will nicht auf das Ende der Corona-Krise warten. „Wir arbeiten im Hintergrund“, sagt Hans-Ulrich Peuser. Und diese Arbeit trägt bereits Früchte. der Verein legt eine Serie von Bierdeckeln auf, die die Denkmäler im Stadtbezirk zeigen.

Der monatliche Heimatstammtisch ist, wie hier beim Verkosten von Bergmann-Bier 2015, ein beliebter Treffpunkt der Mitglieder - normalerweise. © Stephan Schütze (A)
Die Vorderseite zeigt Fotos des Gebäude und Denkmale, die Rückseite QR-Codes. Die verweisen auf die entsprechenden Erklärungen auf der Internetseite des Heimatvereins. Die ersten beiden Motive der Serie liegen bereits vor: das Heimathaus am Widum und der ehemalige Hof Heuner an der Altmengeder Straße.
2000 Deckel zeigen den Burghof
Insgesamt 20 bis 25 Objekte soll die Serie insgesamt umfassen. Auflage: je 1000 Exemplare. Davon erhalten die Eigentümer der Denkmäler den überwiegenden Teil zu ihrer Verwendung. Für den Burghof beträgt die Auflage 2000 Stück. Anna Scheele habe in ihrem Restaurant einen höheren Bedarf, sagt Peuser.
Ermöglicht wurde das Projekt, das an die QR-Code-Tafeln an den Gebäuden andockt, durch einen Heimat-Scheck des Landes über 2000 Euro. Unabhängig von den Tafeln schreibt Vereins-Archivar Franz-Heinrich Veuhoff jetzt für die Bierdeckel weitere Texte. Geschäftsführer Peter Jürgens organisiert den Druck.
Damit nicht genug, denn die Corona-Einschränkungen werden andauern: Für 2021 planen die Verantwortlichen einen Kalender mit Mengeder Motiven. Wenn schon kein Heimat-Gefühl im Vereins-Domizil am Widum, dann wenigstens im heimischen Wohnzimmer.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
