„Vielleicht denken die, wir gehören eh zur Risikogruppe und sollen draußen bleiben“, fragt sich der 69-jährige Bernd Polzin. Normalerweise geht der Rentner mehrmals die Woche schwimmen. Das ist nun schwieriger.

© Carolin West

Online-Tickets fürs Freibad: „Rentner sind verdammt, zu Hause zu bleiben“

rnFreibadsaison 2020

Bernd Polzin (69) ärgert sich. Obwohl die Freibäder wieder geöffnet sind, kann er nicht Schwimmen gehen. Der Online-Ticketkauf ist eine große Hürde für den Rentner – obwohl er einen PC hat.

Westerfilde, Deusen, Wischlingen, Ickern

, 27.06.2020, 10:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bernd Polzin (69) aus Westerfilde geht normalerweise mehrmals pro Woche Schwimmen. Das Freibad Hardenberg in Deusen und das Wischlinger Freibad sind seine Stammadressen. Im Winter weicht er ins Solebad aus.

Der Ausbruch des Coronavirus hat seinen Rhythmus jedoch durchbrochen. Im März und April konnte er das Solebad nicht besuchen und die Öffnung der Freibäder ließ auf sich warten. Seit dem 19. Juni ist nun das Wischlinger Freibad geöffnet, seit dem 20. Juni empfängt auch Deusen wieder Badegäste.

Doch trotz einer Woche mit Temperaturen bis zu 30 Grad konnte Bernd Polzin noch nicht den Sprung ins kühle Nass wagen. Das Problem: Die Tickets gibt es nur online zu kaufen.

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Es scheitert an der Zahlungsart

„Ich habe zwar einen PC, aber ich bin nicht sicher mit den angebotenen Zahlungsarten“, erklärt der Rentner. „Und ich möchte auch nicht aus Versehen eine hohe Rechnung für etwas bekommen, das ich gar nicht wollte.“

Hinzu komme das Problem, dass die Tickets am Freibadeingang teils über das Smartphone gezeigt werden müssen. Bernd Polzin besitzt allerdings keins. „Und da bin ich nicht der einzige in meinem Alter. Vielleicht denken die, wir gehören eh zur Risikogruppe und sollen draußen bleiben“, sagt er. „Wir Rentner und älteren Leute, sind verdammt, zu Hause zu bleiben, wenn wir uns nicht auskennen. Dürfen wir dieses Jahr dann gar nicht schwimmen?“

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Er sei zu den Freibädern gefahren, um persönlich zu klären, ob es keine andere Möglichkeit für den Ticketkauf gebe, so Bernd Polzin. Sowohl in Deusen als auch in Wischlingen wurde er mit dem Verweis auf den Online-Shop abgewiesen.

Die beiden Freibad-Betreiber weisen auf ihren Internetseiten darauf hin, dass der Ticketkauf wegen des Infektionsschutzes ausschließlich online möglich ist. „Wir können da keine Ausnahmen zulassen, um nicht den Überblick zu verlieren“, sagte zuletzt Bernd Kruse, Geschäftsführer der Revierpark Wischlingen GmbH.

Freibäder dürfen nur begrenzt Gäste einlassen

Denn die Freibäder dürfen wegen der Corona-Pandemie nur eine begrenzte Zahl an Besuchern zulassen. In Wischlingen sind das 500 Menschen. Bei gutem Wetter sind die Tickets lange im Voraus ausverkauft.

In der Hoffnung auf einen Freibadbesuch in der Nachbarstadt sei er schließlich zum Parkbad Nord nach Ickern gefahren, so Bernd Polzin. Doch auch dort wurde er mit dem Verweis auf den Online-Shop abgewiesen.

Zu Unrecht: Für das Parkbad gelten andere Regeln als in Deusen oder Wischlingen. Hier bekommen Frühschwimmer Karten an der Tageskasse, auch wer später kommt, muss nicht unbedingt ein Online-Ticket kaufen.

Im Ticketshop der Forum GmbH, Lönsstraße 12, oder im Stadtteilbüro Ickern, Stettiner Straße 2, bekommen Freibad-Besucher ganz ohne Internet ein Ticket.

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