
Zurzeit ruht die Baustelle am ehemaligen Konze-Haus in Lütgendortmund. Die Investorfirma befindet sich in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. © Natascha Jaschinski
Kaufhaus-Umbau: Insolvenzverwalter macht Dortmundern große Hoffnungen
Großbaustelle
Die Investorfirma im Insolvenzverfahren: Menschen im Dortmunder Westen fürchten, dass aus einem Kaufhaus-Umbau eine Bauruine wird. Doch der vorläufige Insolvenzverwalter sieht nicht so schwarz.
Die Nachricht schreckte Lütgendortmund auf: Die Cityhaus 100 GmbH, die Investorfirma, die das ehemalige Kaufhaus Konze umbaut, befindet sich in einem Insolvenzeröffungsverfahren. Sofort waren die Sorgen wieder präsent, die Bewohner wie Geschäftsleute schon hatten, ehe das Unternehmen in das Projekt eingestiegen war: dass das so zentral gelegene Gebäude verkommt, ein Schandfleck mitten im Ort bleibt und das „Dorf“ nicht wiederbelebt wird.
Der Anblick der Baustelle selbst verstärkt die Befürchtungen: Am Bau beteiligte Firmen ziehen sich zurück. Zuletzt wurden am Freitag (16.9.) Baucontainer abgeholt. Die Hoffnungen der Handwerker, dass ihre offenen Rechnungen noch beglichen werden, sind nicht allzu groß, wie man hört.
Fachanwalt arbeitet an Gutachten
Inwieweit die Gläubiger der Cityhaus 100 GmbH Geld erhalten, ist offen. Die Zukunft des Großprojekts aber sieht Martin Lambrecht gar nicht so düster: Das Amtsgericht Wuppertal hat den Fachanwalt für Insolvenzrecht als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt, nachdem die Cityhaus 100 GmbH Mitte August Insolvenzantrag gestellt hatte. Das heißt: Die Investorfirma kann nur noch mit Lambrechts Zustimmung über ihr Vermögen verfügen.
„Zudem bin ich auch als Gutachter tätig“, erklärt der Jurist auf Anfrage unserer Redaktion. Das Gutachten, das dem Amtsgericht Wuppertal zugeht, soll klären: Gibt es Insolvenzgründe, um das Insolvenzverfahren in Gang zu bringen?
Seit dem 11.8., dem Tag, an dem das Gericht das vorläufige Insolvenzverfahren bekannt gemacht hat, beschäftigt sich der Fachanwalt mit den Vermögensverhältnissen der Cityhaus 100 GmbH, mit möglicher Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung sowie mit der Größe der Insolvenzmasse. Und – ganz besonders wichtig für die Zukunft des ehemaligen Konze-Hauses: Lambrecht lotet „Sanierungsideen“ aus.
Anwalt: Konze-Haus ist ein interessantes Projekt
„Verschiedene Überlegungen“ gebe es bereits, so Lambrecht. Zwei Mal war er selbst vor Ort an der Werner Straße, um sich ein Bild von Baustelle und Haus zu machen. Er gibt zu: „Das Gebäude macht einen tristen Eindruck.“ Aber: „Es ist trotzdem ein sehr interessantes Projekt in guter Lage.“ Das sähen auch Projektentwickler so. Er habe mit mehreren Interessenten gesprochen. Und er könne den Lütgendortmundern „begründete Hoffnungen“ machen, dass sich jemand finden könnte, der einsteigt. Die Chancen stünden nicht schlecht, „dass das Projekt noch einen guten Verlauf nimmt und in absehbarer Zeit ein vernünftiges Objekt entsteht“.

Die Baufirmen ziehen sich zurück: Am Freitag (16.9.) sind Baucontainer abtransportiert worden. © Natascha Jaschinski
Bevor es aber zu konkreten Verhandlungen kommen kann, müsste das Amtsgericht Wuppertal das Insolvenzverfahren eröffnen. Dies kann erst geschehen, wenn die zuständige Richterin Lambrechts Gutachten vorliegen hat. Allzu lange dürfte das nicht mehr dauern: „Ich werde versuchen, das Gutachten noch im September fertigzustellen“, sagt Lambrecht.
Entscheidung noch in diesem Jahr?
Nach Eröffnung des Verfahrens sei sein Ziel, „die Lösungen, die ich im Blick habe, umzusetzen“, kündigt Lambrecht an. Und das auch zügig: „Ich möchte das Projekt in diesem Jahr in neue Investorenhände geben.“
Wenn alles glatt läuft, könnte es also noch 2022 eine Entscheidung über die Zukunft des ehemaligen Konze-Hauses geben. Offen ist dann natürlich, wie sie sich ein möglicher neuer Projektentwickler vorstellt. Drei große Ketten haben aber schon zugesagt, in das Haus einziehen zu wollen: Rossmann, Tedi und Kik. Die Mieten könnte man ziemlich sicher einkalkulieren.
Fast drei Jahre lang versuchte die Cityhaus 100 GmbH, das Gebäude weiterzuentwickeln. Konkrete Pläne stellte sie im Dezember 2019 vor. Der Baustart verzögerte sich bis zum Frühjahr 2021. Am 10.8. hat die Geschäftsführung der Firma nun eigenen Angaben nach den Insolvenzantrag gestellt.
Zur Begründung heißt es allgemein: Es sei eine Situation eingetreten, in der die Geschäftsführung sich veranlasst sah, diesen Schritt im Rahmen ihrer rechtlichen Pflichten zu gehen.
Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
