
Helga Markau an dem Grab ihres Mannes. Nachdem es verwüstet wurde, hat sie es selbst wieder aufgeräumt. © Holger Bergmann
Nach Grabschändung auf Dortmunder Friedhof: Facebook-Gruppe gegründet
Polizei
Die Trauer ist immer noch frisch. Nach 64 Jahren hat Helga Markau (84) ihren Ehemann verloren. Doch ihre Trauer wird durch Grabschänder gestört. Die Witwe sagt: „Die wollen mich kaputt machen.“
Ist der Friedhof im Dortmunder Westen ein Schwerpunkt von Grabschändung? Das zumindest glaubt Helmut Markau, dessen Vater auf dem Friedhof seine letzte Ruhe gefunden hat.
Bereits im März berichteten die Ruhr Nachrichten über eine Serie von Grabschändungen auf dem Friedhof an der Urbanusstraße in Dortmund-Huckarde. Nun hat es das Grab von Helga Markaus verstorbenem Mann getroffen. Innerhalb von vier Monaten wurde der Grabschmuck viermal entweder gestohlen oder verwüstet.
Dreimal in dieser Zeit musste die Seniorin die in eine große Steinplatte gefassten Blumenkästen neu mit Geranien bepflanzen. Einmal wurden mehrere Engel-Figuren gestohlen.
Foto zerstört
Das Porträt-Foto ihres Mannes wurde zerbrochen und die Bruchstücke auf das Grab geworfen. Das alles rüttelt die alte Frau sehr auf und verbittert sie, denn sie nimmt diese Vorfälle persönlich: „Die wollen mich kaputt machen“, sagt sie verzweifelt.
Nach dem bislang letzten Zwischenfall am 3. September benachrichtigte Helga Markau die Polizei. Dass es die Diebe und Verwüster direkt auf Helga Markau abgesehen haben, glaubte ihre Familie zwar nicht, doch ihr Sohn, Helmut Markau, will nun tätig werden.
In der Huckarder Facebook-Gruppe hat er angekündigt, eine neue Gruppe zu gründen. Dort sollen sich Betroffene speziell über die Grabschändungen austauschen und Informationen sammeln.
Nur ein Erfahrungsaustausch
Auf die Frage, ob er eine Art Bürgerwehr plane, sagt er: „Nein, es geht nur um den Erfahrungsaustausch. Vielleicht wird das Friedhofsamt ja tätig und verbessert die Sicherheit, wenn wir dokumentieren, wie viele Fälle von Grabschändung es tatsächlich gibt in Huckarde“.
Denn handfeste Informationen sind Mangelware. Auf Anfrage der Ruhr Nachrichten berichtet die Polizei zwar, dass in diesem Jahr vier Fälle von Grabschändung auf dem Friedhof Huckarde gemeldet wurden.
Doch technisch ist ein Datenvergleich mit anderen Friedhöfen nicht möglich. Man kann also nicht herausfinden, ob vier Fälle auf einem Friedhof viel oder wenig sind. Ein Problem ist auch, dass die Zahlen nicht systematisch erhoben werden.
Informationen zusammentragen
So meldet die Stadt auf die gleiche Anfrage der Ruhr Nachrichten, dass dem Friedhofsverwalter, der neben den Friedhöfen in Kirchlinde, Westerfilde, Wischlingen und Mengede auch für Huckarde zuständig ist, insgesamt nur drei Fälle von Grabschändung auf den fünf Friedhöfen gemeldet wurden.
Durch die Anfrage der Ruhr Nachrichten fiel außerdem auf, dass Helga Markaus Fall im Friedhofsamt gar nicht bekannt war. Vielleicht könnte ja tatsächlich die geplante Facebook-Gruppe dabei helfen, Informationen über Grabschändungen systematisch zusammen zu führen.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
