
Die Chefinnen der Zahnarztpraxis: Monika (l.) und Magdalena Kolski suchen dringend Personal. Hierzu gehen sie auch ungewöhnliche Wege. © Natascha Jaschinksi
Personal gesucht: Dortmunder Zahnärztinnen werden zu Superheldinnen
Arbeitsmarkt
Eine Dortmunder Zahnarztpraxis sucht Personal. Weil das schwierig ist, haben die Chefinnen gefilmt statt gebohrt: Sie werben mit einem coolen Comic-Clip für die Arbeit in ihrer „Superhelden“-Praxis.
Es ist wohl unbestritten: Vor dem Besuch beim Zahnarzt hat so manch einer Bammel. Es gibt Angenehmeres als Wurzelbehandlungen. Bei den Schwestern Magdalena und Monika Kolski, die eine Zahnarztpraxis in Bodelschwingh führen, aber könnte man sich fast wünschen, Karies zu haben. Zumindest, wenn man den Video-Spot anschaut, den die Praxis über soziale Medien streut.
Wahre Superheldinnen scheinen in der Westerfilder Straße 6 zu arbeiten: von Captain Anmeldung über Black-Technik-Widow bis hin zu den Chefinnen selbst: den Iron Ladies, die mit Zahnarztinstrumenten posieren, als seien sie die Hauptdarstellerinnen eines Actionfilms. Überhaupt: Alle scheinen gut drauf zu sein, springen auch mal ins Bild, machen verrückte Posen.
Zahnärztinnen suchen dringend Verstärkung
Geworben werden soll aber nicht um Patienten. Daran haben die Kolski-Schwestern keinen Mangel, wie sie sagen. Was sie aber dringend brauchen, ist eine neue zahnmedizinische Fachangestellte. Und diese hoffen sie mit der außergewöhnlichen Mitarbeitersuche für ihre „Superhelden“-Praxis zu finden.
Der Clip wirkt professionell produziert. Wie der Trailer zu einem Kinofilm, Kinofilmabspann inklusive. Doch es war keine Werbeagentur am Werke, sondern Zahnärztin Monika Kolski selbst – in „Eigenregie“. Dass sie gefilmt statt gebohrt hat, ist aus der Not geboren: Denn klassische Annoncen und Meldungen beim Arbeitsamt haben bei der Mitarbeitersuche bisher nichts gebracht.
„Und so kam ich auf die Idee, etwas Verrücktes zu veranstalten“, sagt Monika Kolski. Da sie ein „riesiger Avengers-Fan“ sei, war die Idee schnell geboren, den Clip in Anlehnung an die beliebten Action- und Sciene-Fiction-Spielfilme zu gestalten. Und so hat sie die Personen in der Praxis Charakteren aus den Filmen zugeordnet. Daher heißen sie und ihre Schwester auch „Iron Ladies“ in Anspielung auf „Iron Man“.

Im Comic-Clip treten die Zahnärztinnen als „Iron Ladies“ auf – in Anlehnung an den „Avengers“-Charakter Iron Man. © Natascha Jaschinksi
Der Film wurde in einem Tag produziert
Ihre Schwester Magdalena habe sie nicht überzeugen müssen. „Auch ich bin riesiger Avengers-Fan“, sagt diese. Und auch die Angestellten hätten nicht gezögert, hätten die Idee vielmehr „total witzig“ gefunden. „Wir sind keine steife Praxis“, sagt Monika Kolski.
Aber eine schnelle: An nur einem Tag hat die 42-jährige Ärztin die kleinen Szenen gedreht. Einfach so, während des normalen Praxisbetriebs hat sie draufgehalten. Abends hat Kolski die Szenen „zusammengefriemelt“ mit Hilfe einiger Apps. Das habe ganz gut geklappt. „Fotos bearbeite ich ohnehin gern“, sagt Kolski. Bis nach Mitternacht hat es dann aber doch gebraucht, ehe der Clip fertig war. „Am Ende habe ich alles noch mal durch den Comicfilter gejagt.“ Passend zu Avengers. Und auch, weil dann die Gesichter nicht so ganz klar zu erkennen seien.
Video geht in sozialen Medien rum
Seitdem teilen die beiden Schwestern, die Angestellten und auch manch Patient das Video. Bei Facebook, Instagram, Tiktok oder als Story bei Whatsapp. Bisher habe es nur positive Resonanz geben, sagt Monika Kolski. Sogar ein alter Schulfreund habe sich bei ihr gemeldet, mit der Bitte, ihr das Video zu schicken, damit er es auf der Arbeit als Beispiel für kreative Mitarbeitersuche nutzen kann.

Das Praxisteam in Superhelden-Pose. Die Angestellten waren schnell überzeugt davon, einen Comic-Clip zu produzieren. © privat
Allerdings: Das eigentliche Ziel ist nicht erreicht. Noch haben die Kolskis kein neues Personal gefunden. Es hätten sich zwar einige gemeldet. Aber bisher nur Interessenten, die ausschließlich Teilzeit arbeiten könnten. „Doch wir brauchen eine Vollzeitkraft“, sagt Monika Kolski. 40 Stunden die Woche, die klassische Assistenz am Stuhl.
So lustig das Video auch ist, die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Zahnarztpraxen scheint alles andere als das zu sein. „Noch vor ein paar Jahren hatten wir nach einer Stellenanzeige am nächsten Tag zehn Bewerbungen auf dem Tisch“, erinnert sich Magdalena Kolski, die die Praxis mit ihrer Schwester seit 2007 führt. Das sei mittlerweile ganz anders.

Ein wenig verrückt geht es zu in dem Comic-Clip der Zahnarztpraxis. © Natascha Jaschinksi
„Der Fachkräftemangel ist bei uns angekommen“, sagt die 46-Jährige. Auch Corona habe da eine wesentliche Rolle gespielt. Da zu Hochzeiten der Pandemie viele Patienten Angst gehabt hätten, zum Arzt zu gehen, hätten viele Praxen den Betrieb „herunterfahren müssen“. Potenzielle Azubis habe das abgeschreckt. Und auch Fachkräfte, die entlassen wurden oder in Kurzarbeit gehen mussten, hätten sich umorientiert.
Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
