
© Oliver Schaper
Körpersprache der OB-Kandidaten – der Handy-Moment
OB-Stichwahl
Die beiden OB-Kandidaten haben sich kurz vor der Stichwahl einen Schlagabtausch geliefert. Doch wie war abseits der Inhalte ihre Präsenz? Wir haben eine Expertin für Körpersprache gefragt.
Es ist eine Herausforderung, sich drei Tage vor der Stichwahl für das Oberbürgermeister-Amt in Dortmund in einer Wahlarena den Wählern zu stellen. Genau das haben die beiden OB-Kandidaten Thomas Westphal (SPD) und Dr. Andreas Hollstein (CDU) am Donnerstagabend beim gemeinsamen Wahltalk der Ruhr Nachrichten und Radio 91.2 getan.
Sie haben sich einen Schlagabtausch geliefert, bei dem es mitunter zur Sache ging. Doch wie war ihre Präsenz abseits der Inhalte und Argumente? Körpersprache, Stimme und Auftreten bestimmen eine Situation meist stärker als Worte, sagt Barbara Feldbrugge, Dortmunder Schauspielerin, Theaterpädagogin und psychologische Beraterin. Sie gibt Kurse für positive Präsenz. Wir haben die Expertin für Körpersprache gebeten, das Duell der beiden OB-Kandidaten unter diesem Aspekt zu beleuchten.
Auf den ersten Blick, sagt Barbara Feldbrugge, lassen beide nicht viel ablesen von ihrer Körpersprache, doch bei genauerem Hinsehen konnte sie in einigen Szenen Interessantes beobachten. „Verständlicherweise waren beide am Anfang sehr aufgeregt, doch der Überdruck bei Thomas Westphal war größer. Andreas Hollstein war mehr bei sich, auch wenn er mit den Beinen gewackelt hat. Westphal hat sich immer selbst an seinen Händen festgehalten.“
„Das war ein bisschen zu schnell“
Auf die Frage, ob er sich nach der Wahlempfehlung der Grünen für Andreas Hollstein Sorgen mache, sagte Westphal sofort: „Nö. Habe ich Grund, meinen Sie? Ich glaub‘ nicht.“ Da habe er ein bisschen zu schnell reagiert und heftig gegrinst. „Das war ein bisschen zu viel. Dass ihn die Wahlempfehlung der Grünen nicht gefuchst hat, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Barbara Feldbrugge.
Dann kam ein Moment, den hat sich die Expertin für Körpersprache mehrfach angesehen. Während Hollstein sich gegen vorangegangene Angriffe Westphals verteidigt, greift dieser zu seinem Handy und liest darauf, als ginge ihn das alles nichts an. „Damit hat er Hollstein das Signal gegeben: ‚Ich nehme dich nicht ernst.‘ Das war respektlos.“
Hollstein sei sehr ruhig geblieben. Doch bei der Diskussion um die Verlängerung der OWIIIa und den Flughafen habe der CDU-Kandidat mit wütendem Blick Westphal gekontert: „Und dann wissen Sie, welche Vorwürfe hier getan werden, um an der Glaubwürdigkeit eines Menschen zu sägen, und das halte ich für charakterlich nicht in Ordnung.“ Danach habe sich Hollstein aber sofort auf die Lippe gebissen. „Eine kleine Unsicherheit, als ob er in dem Moment nicht mit sich selbst im Reinen war. Da hat Westphal zuvor bestimmt einen wunden Punkt getroffen.“
Bei der Niagara-Lampe lockerer geworden
Es habe aber auch durchaus einen Moment gegeben, in dem Westphal lockerer geworden sei, so Feldbrugge, nämlich als er nach Privatem gefragt wurde und von dem peinlichen Geschenk erzählte, einer Niagara-Lampe, über die seine damalige Freundin wenig erfreut war.
Als es darum ging, die Fragen von Lesern und Hörern zu beantworten, habe man gemerkt, „dass beide gar nicht so weit auseinanderliegen. Beide haben mit gleicher Haltung auf die Fragen gleich geantwortet.“
In den Abschlussreden hat Barbara Feldbrugge Hollstein etwas stärker empfunden. Westphal habe hinter dem Rednerpult steif gewirkt, mit den Beinen ein bisschen krumm gestanden und den Kopf etwas geneigt – ein Signal für „Bitte stimmt mir zu“: „Das stand in Diskrepanz zu seiner überkräftigen Aussage.“
Bei Hollsteins Abschlussrede, sagt Barbara Feldbrugge, sei seine 20-jährige Erfahrung als Berufspolitiker zum Vorschein gekommen. „Er hat sich ans Pult gestellt und sich wohl gefühlt, im Gegensatz zu Westphal nicht nur in die Kamera geguckt, sondern den Blick ins Publikum geöffnet. Dadurch wirkte er ruhiger und mehr bei sich.“
Abschließendes Fazit von Feldbrugge: „Hollstein war nahbarer, Westphal war herablassend und arrogant.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
