
© Schaper
Schlagabtausch der OB-Kandidaten stieß auf ein sehr geteiltes Echo
Oberbürgermeister-Wahl
Die Gäste beim Wahltalk von Ruhr Nachrichten und Radio 91.2 haben den Schlagabtausch der beiden OB-Kandidaten sehr unterschiedlich empfunden. Von Kompetenz, aber auch Arroganz war die Rede.
Olga Lemke war nach der Wahlarena von Ruhr Nachrichten und Radio 91.2 zur OB-Wahl „ein wenig verunsichert“. Sie gehörte mit ihrem Mann Rainer Rehbein zu den rund 80 Gästen beim Wahltalk mit den beiden OB-Kandidaten Thomas Westphal (SPD) und Dr. Andreas Hollstein (CDU) im Lensing-Carrée Conference Center (LCC). Die Gäste konnten sich selbst ein Bild machen von den Bewerbern um das Dortmunder Spitzenamt.
„Ich war schon ein bisschen voreingenommen, bin Dortmunderin durch und durch“, sagte Olga Lemke im Anschluss. Da Hollstein aus Altena kommt, habe sie zu Westphal geneigt. „Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ich habe in Hollstein eher den Menschen gesehen.“
Abend war „sehr aufschlussreich“
Für Ihren Mann Rainer Rehbein dagegen ist die Sache klar: „Ich bin für Westphal. Mir gefällt die Geschichte mit den Grünen nicht.“ Nach seiner Auffassung hätten sich CDU und Grüne vor der Kommunalwahl am 13. September auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigen müssen. „Das wäre fair gewesen.“
Den Abend mit dem einstündigen Schlagabtausch der beiden Kandidaten fanden beide „sehr angenehm und aufschlussreich“, auch wenn man schon sehr viel im Radio gehört und in der Zeitung gelesen habe.
Öffentlichkeit zur OB-Wahl herzustellen, hält auch Gerhard Hendler, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Mailoh-Deusen „für extrem wichtig“ und fand deshalb die Wahlarena auch „sehr gut“. SPD-Kandidat Westphal habe seine Erwartungen erfüllt und seine Kompetenz rübergebracht. Es gehe nicht um den von Grünen und CDU propagierten Wechsel, „sondern um konstruktive Kontinuität“.
Arroganz und Selbstgefälligkeit
Sigrun Kauertz, Sympathisantin der CDU, hat die Präsentation von Thomas Westphal ganz anders empfunden. „Es war sehr interessant, weil ich die beiden Kandidaten nicht persönlich kannte“, sagt sie, „und ich muss sagen, wenn man mit solcher Arroganz und Selbstgefälligkeit auftritt wie Herr Westphal, kann man nicht erwarten von den Bürgern gewählt zu werden.“ Weder das Benehmen noch die angesprochenen Themen von Westphal seien sozial gewesen. Sie werde Hollstein wählen. Der habe darauf verwiesen, dass er seit mehr als 20 Jahren eine Stadt führe, wenn auch im kleineren Format als Dortmund, aber er sei dafür schon mehrfach wiedergewählt worden.
Auch dem Ehepaar Roland und Andrea Wiesemann „hat es sehr gut gefallen“. Die Fragen an die Kandidaten seien „für die Menschen gut geeignet“ gewesen. „Die Themen lagen auf der Hand nach der Vereinbarung von CDU und Grünen“, sagt Roland Wiesemann. Er hält die Vereinbarung für „wenig glaubwürdig“. Den Punkt zum Flughafen hält er für einen „Drehtürbeschluss“, der je nach Stimmungslage geändert werden könne von der Flughafenschließung bis zum Großflughafen. „Wahltaktisch und politisch klug, aber nicht ehrlich.“
„Im Herzen berührt“
Beide Kandidaten seien respektvoll miteinander umgegangen. „Beide sind Sympathieträger für mich“, so Wiesemann, doch seine Präferenz sei für Westphal, auch wenn er dessen Meinung zur Bedeutung des Dortmunder Flughafens nicht teile. Andrea Wiesemann wird ihre Stimme ebenfalls Westphal geben. Den letzten Ausschlag gab das „Bewerbungsgespräch“ für das OB-Amt, das die Kandidaten mit den Moderatoren führen mussten: „Wie er sich beworben hat als Oberbürgermeister, das hat mich im Herzen berührt.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
