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Jagd und Hund: Weltberühmte Tierforscherin appelliert an Dortmunder Stadtrat
Trophäenjagdreisen
Eine internationale Tierforscherin schaltet sich in eine Debatte im Dortmunder Stadtrat ein. Dort wird am Donnerstag (17.2.) über die Messe Jagd und Hund und die „Trophäenjagdreisen“ diskutiert.
Die „Trophäenjagdreisen“, die regelmäßig auf der Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen angeboten werden, beschäftigen am 17.2. auch den Dortmunder Stadtrat. Die internationale Jagd-Messe soll im Juni wieder in Dortmund stattfinden.
Die Grünen im Rat möchten den Oberbürgermeister Thomas Westphal "an sein Versprechen erinnern“. Er habe vor der Kommunalwahl im Jahr 2020 angekündigt, eine Ethikkommission einrichten zu wollen.
Die Fraktionen der Grünen, der Linken und der FDP hätten sich damals dafür ausgesprochen, die Vermarktung der Trophäenjagd auf der Messe zu verbieten, heißt es weiter. „Die Trophäenjagd hat nachweislich negative Auswirkungen auf bejagte Populationen und unterminiert internationale Bemühungen zum Schutz gefährdeter Arten“, erklärt etwa Lisa Denzel, Ratsmitglied der Grünen.
Dr. Jane Goodall wendet sich an Dortmunder Rat
Die Jagd auf bedrohte und geschützte Tiere sei „durch nichts zu rechtfertigen“, betont Denzel. Sie ergänzt, dass es „im Widerspruch zum deutschen Tierschutzgesetz“ stehe. Das Thema sorgt längst nicht nur in Dortmund für Aufsehen. Sogar die berühmte Tierforscherin Dr. Jane Goodall appelliert zusammen mit der Organisation Pro Wildlife an den Dortmunder Rat: „„Die Tatsache, dass das Jagen von Trophäen seltener und gefährdeter Tierarten immer noch legal ist, ist absolut schockierend“, sagt sie. Und fordert: „Bitte stimmen Sie gegen den Verkauf organisierter Trophäenjagd-Reisen.“
Auch Peta Deutschland schließt sich der Forderung an: „Die Stadt muss dem Veranstalter die Rote Karte zeigen, statt das schmutzige Geschäft aus wirtschaftlichen Gründen gewähren zu lassen", sagt Peter Höfken von Peta.
Westfalenhallen: Hohe Anforderungen an Aussteller
Robin Uhlenbruch, Sprecher der Westfalenhallen und somit des Veranstaltungsortes der Jagd und Hund, betont auf Nachfrage der Redaktion, dass auf der Jagd und Hund „keine Exponate, Dienstleistungen, Reisen oder Angebote gegen Gesetze der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union, rechtliche Bestimmungen der jeweiligen Reiseländer oder das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) verstoßen“ dürfen. Darauf weise man auch sämtliche Aussteller hin.
Er sagt außerdem, dass die Messe „internationaler Trendsetter und Taktgeber für die Verbesserung des Artenschutzes und einer ethisch einwandfreien Jagdkultur“ gelte. Weiter heißt es: „Für die Jagdausübung sind grundsätzlich die Rechtsnormen des jeweiligen Reiselandes entscheidend, so wie auch zum Beispiel bei Jagdreisen nach Deutschland die Regeln des deutschen Jagdrechts.“
Die Messe stelle, so Uhlenbruch, hohe Anforderungen an die Aussteller. Beispielsweise sei das Vermarkten von Jagdreisen untersagt, die Jagdpraktiken implizieren, die den Grundsätzen der deutschen Waidgerechtigkeit - einer Art Ehrenkodex der Jäger - entgegenstehen. Beispielsweise sei das Anpreisen und Anbieten von Abschussgelegenheiten wie beispielsweise die Gatterjagd auf Löwen untersagt. Gleiches gelte für die Vermarktung von Abschüssen auf Tiere mit künstlich gezüchteten Farbvarianten und Mutationen.
Antrag der Grünen gefährde Schutz der Wildtiere
Uhlenbruch verweist außerdem auf ein Statement des Internationalen Rates zur Erhaltung des Wildes und der Jagd, auch CIC genannt. Deren Leiter stellt sich klar gegen die Forderung der Dortmunder Grünen: „Der zur Entscheidung vorgelegte Antrag der Fraktion von Bündnis 90/die Grünen gefährdet das Einkommen und Leben von Menschen, den Schutz von Wildtieren und deren Lebensräumen, sowie die weltweite Artenvielfalt“, so Dr. Steffen Koch, Leiter der deutschen Delegation des CIC.
„Nachhaltige, regulierte Jagd sorgt für eine Inwertsetzung von Wildtieren, die sonst der Wilderei zum Opfer fielen und deren Lebensräume an Ackerbau und Viehzucht verloren gingen“, erklärt er. Aussteller der Jagd und Hund würden für stabile Wildbestände, aber auch Jobs und Einnahmen in ärmeren Regionen der Welt sorgen.
Im Münsterland geboren und aufgewachsen und für das Studium an der TU nach Dortmund gezogen (Angewandte Sprachwissenschaften mit Politikwissenschaft und Soziologie). Seit Januar 2022 freie Mitarbeiterin in der Dortmunder Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten. Interessiert sich besonders für Sprache und die Dortmunder Mentalität.

In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
