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Info-Chaos in Dortmund: Kurzfristig angekündigte Wallsperrung fiel aus
Blindgänger-Suche
Mit der spontanen Ankündigung einer erheblichen Wallsperrung hat die Stadt Rätsel aufgegeben - doch die Fahrt blieb frei. Die Stadt sieht ihre Kommunikation dennoch als gerechtfertigt an.
Die gute Nachricht zuerst: Die befürchteten Verkehrsbehinderungen auf dem Wall und im Union-Viertel blieben am Wochenende aus.
Kurzfristig hatte die Stadt am Freitagnachmittag mitgeteilt, dass der Hohe Wall in Höhe Westentor in Fahrtrichtung Süden ab Samstag (16.11.) für etwa eine Woche komplett gesperrt werden sollte. Der Grund: Die Suche nach Bombenblindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg, die nach der Auswertung von Luftbildern in diesem Bereich vermutet werden.
Verkehr rollt über eine Spur
Die angekündigte Sperrung blieb allerdings über das gesamte Wochenende aus. Der Verkehr konnte am Hohen Wall, wie zuletzt gewohnt, über eine Spur weiter fließen. Denn in diesem Bereich vor dem Unique-Hotel und dem Bergmann-Kiosk ist der Wall ohnehin schon seit Wochen auf eine Spur reduziert, weil DEW21 hier Fernwärmeleitungen verlegen lässt.
Warum die Sperrung nicht vollzogen wurde, erklärte am Sonntag Stadtsprecher Maximilien Löchter: Man versuche, so lange wie möglich alle Spuren, die frei sein können, offen zu halten, „um so einen besseren Verkehrsfluss zu gewährleisten“. Es habe aus Sicht der Stadt dennoch der „worst case“ - also die schlimmstmögliche Variante - angekündigt werden müssen, da ab Samstag in dem Bereich am Hohen Wall „eine Vollsperrung möglich gewesen wäre“, erklärt Löchter.
Unklar ist, ob der Hohe Wall ab diesem Montag oder einem der folgenden Tage gesperrt wird. So lange es gehe, lasse man offen, was möglich sei, teilte Löchter mit. Die Dortmunder müssen sich also darauf einstellen, dass die Wall-Sperrung ziemlich plötzlich kommen könnte.
Nadelöhr am Hiltropwall
Eingerichtet wurde dagegen, wie am Freitag angekündigt, ein weiteres Nadelöhr für den Autoverkehr auf dem Hiltropwall in Höhe des Opernhauses in Fahrtrichtung Norden/Hauptbahnhof. Auch hier wird sondiert, ob Bombenblindgänger im Boden schlummern. Deswegen können Autofahrer nur die linke von eigentlich drei Fahrspuren nutzen.
Die Auswirkungen reichen bis auf den Südwall. Denn - und das wiederum OHNE Vorankündigung - auch hier wurde eine Sondierungsbaustelle in der Hansastraße in Höhe Stadtgarten eingerichtet. Dazu wurde die Rechtsabbieger-Spur vom Südwall auf die Hansastraße gesperrt. Die äußere Geradeaus-Spur auf dem Wall wurde deshalb provisorisch zur Rechtsabbieger-Spur umgewidmet.
Fußgängerüberwege gesperrt
Behinderungen gibt es auch für Fußgänger und Radfahrer. Denn die Überwege an der Kreuzung für wurden ebenfalls gesperrt - wobei sich kaum jemand an die Absperrungen hält, wie am Wochenende zu beobachten war. Denn die Umwege für Fußgänger etwa von der Hohen Straße in die Hansastraße sind teils schwer ersichtlich und teilweise sehr lang.
Der Krisenstab der Stadtverwaltung hatte sich am Donnerstag kurzfristig auf die Sondierungen und Sperrungen verständigt. Sie stehen im Zusammenhang mit den Bomben-Verdachtspunkten im angrenzenden Klinikviertel: Blindgänger, die im Bereich Luisenstraße und Beurhausstraße vermutet werden, sollen nach den Planungen der Stadt am Wochenende 11./12. Januar entschärft werden. Dazu müssen vermutlich zahlreiche Wohnstraßen im Klinikviertel mit mehreren tausend Anwohnern und auch Teile des Johannes-Hospitals und des Klinikums Dortmund evakuiert werden.
Entschärfung an Januar-Wochenende
Sollte sich der Bomben-Verdacht am Wallring bestätigen, sollten die Blindgänger dort ebenfalls an jenem Wochenende entschärft werden, um eine weitere Evakuierungsaktion zu vermeiden. Deshalb wurde die Sondierung sehr kurzfristig angesetzt - auch um den bevorstehenden Weihnachtsverkehr in der Ciy nicht zu behindern.
Die DEW-Bauarbeiten im Bereich Hoher Wall sollten nach der letzten Ankündigung des Versorgers übrigens bis Mitte dieses Monats - die ja inzwischen erreicht ist - beendet sein. Sie hatten sich mehrfach verzögert.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
