
© Oliver Schaper
Ob Impf-Vordrängler in Dortmund auf Phoenix-West eine Chance haben?
Selbstversuch
Donnerstags wird Astrazeneca im Dortmunder Impfzentrum auf Phoenix-West verimpft. Ob sich Menschen dort mal eben außerhalb der Reihe impfen lassen können? Wir haben den Selbstversuch gemacht.
Man kann’s ja mal probieren. Schließlich hört man doch so viel über den Corona-Impfstoff Astrazeneca, der donnerstags im Dortmunder Impfzentrum verimpft wird und sich in der Bevölkerung nicht allzu großer Beliebtheit erfreut. Sollte abends vielleicht eine Dosis übrig bleiben und ich so – quasi auf dem ganz kurzen Dienstweg – in den Genuss einer Impfung kommen? Ich probier’s.
Spritzen statt Konzerte
Es ist Donnerstag, 19.45 Uhr. Auf dem Parkplatz des Impfzentrums Phoenix-West stehen einige Autos, doch der große Platz vor der Warsteiner Music Hall, in der es momentan Spritzen anstelle von Konzerten gibt, ist menschenleer. Im Schatten des alten Hochofenwerks spiegeln sich die Lampen in den Pfützen, der Nieselregen hängt noch immer in der Luft. Gemütlich ist anders.

Der Impf-Express fährt gehbehinderte Menschen vom Parkplatz bis zum Impfzentrum. © Oliver Schaper
Vor dem Eingang zum Impfzentrum steht eine Frau mit Mundschutz und einer Weste, die darauf schließen lässt, dass sie dem hiesigen Ordnungspersonal angehört. Über den weiten Platz steuere ich schnurstracks auf die Dame zu.
Auf den Punkt gekommen
Nach einem freundlichen „Guten Abend“ komme ich gleich zur Sache: „Entschuldigung, man liest doch so immer wieder, dass es von Astrazeneca abends noch Reste gibt. Da wollte ich einfach mal fragen, ob ich mich hier und heute kurzfristig impfen lassen kann.“
Die Dame schaut mich an – und antwortet freundlich, aber bestimmt: „Gehören Sie der Priorisierungsgruppe 1 an?“ Nein, da muss ich leider passen. Weder bin ich über 80 Jahre alt noch arbeite ich in einer Pflegeeinrichtung. Also schüttele ich wahrheitsgemäß den Kopf. Ihre Antwort ist gleichermaßen kurz wie unmissverständlich: „Dann geht das leider nicht.“
Es wird nichts weggeschmissen
Doch so schnell gebe ich mich nicht geschlagen: „Ich dachte, vielleicht bleibt ja was übrig – bevor es weggeschmissen wird.“ Einmal mehr lässt die Frau keine Zweifel daran aufkommen, dass mein Versuch nicht von Erfolg gekrönt sein wird: „Hier wird nichts weggeschmissen.“

Um kurz vor 20 Uhr ist der Platz vor dem Impfzentrum wie leergefegt. © Michael Schuh
Ich lasse nicht locker. „Aber erscheinen hier nicht häufiger mal Menschen, die auf diesem Wege zu einer Impfung kommen wollen?“, möchte ich wissen. Die Frau lässt sich nicht aus der Reserve locken. „Schon“, sagt sie, „und die bekommen alle die gleiche Antwort wie Sie.“
Um eine Erfahrung reicher
Als ich gerade um eine Erfahrung reicher das Feld räumen will, nähern sich mehrere gut gelaunte Männer, von denen zwei die Uniform des Ordnungsamtes tragen. Nach einem kurzen Gespräch geht die Gruppe in die Halle, um sich dort die Impfung abzuholen.
„Aber die sind doch noch viel jünger als ich und arbeiten bestimmt nicht in der Pflege“, schießt es mir durch den Kopf. Stadtsprecherin Anke Widow lässt indes keinen Zweifel daran, dass das Durchwinken besagter Gruppe durchaus rechtens war.
„Grundsätzlich werden nur Personen geimpft, die eine entsprechende Priorisierung haben. Hierzu zählen nach neuer Erlasslage auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kommunalen Ordnungsdienstes.“
Ob tatsächlich Menschen, die keinen Termin haben, am Impfzentrum Phoenix-West nach einer Impfung fragen, vermag Widow nicht zu sagen - solche Fälle würden nicht erfasst. Die Frage, ob donnerstags schon mal Impfstoff weggeschmissen wurde, beantwortet die Stadtsprecherin hingegen klar und deutlich: „Nein.“
Kaum Restimpfstoff
Zwar wäre es grundsätzlich möglich, dass ein Mitglied der Priorisierungsgruppe 1 abends auch ohne Termin geimpft würde, doch da man die Impfstoffe bedarfsorientiert zur Verfügung stelle, fiele nicht lagerfähiger Restimpfstoff - wenn überhaupt - nur in sehr geringem Umfang an.
Die zur Impfung berechtigten Menschen sollten deshalb übliche Wege wie die KVWL-Terminvereinbarung nutzen, um einen Termin zu bekommen. Für mich bedeutet das: Bis ich an die Reihe komme, wird wohl noch eine Menge Wasser die Emscher hinunterfließen.