Wilo-Chef Oliver Hermes aus Dortmund ist seit August vergangenen Jahres als Honorarkonsul von Kasachstan in NRW tätig. Wegen der Unruhen in dem zentralasiatischen Land trifft er sich in dieser Woche mit dem Botschafter Kasachstans in Berlin.

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Wilo-Chef und Honorarkonsul sieht besorgt auf die Lage in Kasachstan

rnUnruhen in Kasachstan

Für den Pumpenhersteller Wilo ist Kasachstan, wo es schwere Unruhen gibt, ein wichtiger Markt. Wilo-Chef Oliver Hermes ist auch Honorarkonsul des Landes, das für Deutschland sehr wichtig sei.

Dortmund

, 11.01.2022, 07:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Demonstrationen gegen die Staatsführung und gewaltsame Ausschreitungen in der Millionenstadt Almaty haben in Dortmund beim Pumpenhersteller Wilo zu großer Besorgnis geführt. Das Unternehmen betreibt in der kasachischen Metropole seit 2018 ein eigenes Werk.

Gebannt schaut Wilo-Chef Oliver Hermes in diesen Tagen auf die Lage in Kasachstan. Ihm liegt das Land, in dem Staatschef Kassym-Schomart Tokajew einen Schießbefehl zur Unterdrückung der Bürgeraufstände erteilt hat, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen am Herzen. Er ist seit gut einem halben Jahr auch der zuständige Honorarkonsul Kasachstans in NRW.

In dieser diplomatischen Rolle ist Oliver Hermes zurzeit in ständigem Kontakt mit dem kasachischen Botschafter in Berlin. In dieser Woche soll ein persönliches Treffen stattfinden - auch, wenn sich die Lage im Land nach Darstellung des Präsidenten Tokajew inzwischen beruhigt habe.

Wilo ist seit 20 Jahren in Kasachstan erfolgreich

Wilo ist seit fast 20 Jahren in Kasachstan tätig und erreichte in den vergangenen Jahren dort ein Wachstum von 20 Prozent. Froh ist Oliver Hermes darüber, dass die über 200 Beschäftigten und ihre Familien, die in Almaty arbeiten und von dort den zentralasiatischen Markt betreuen, „gesund und in Sicherheit“ sind. Weil man noch genügend Pumpen auf Lager hat, konnten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice bleiben. Da das Internet teilweise nicht funktioniert, sei das Arbeiten - etwa die Kundenbetreuung - dort zwar schwierig, aber die Situation verbessere sich gerade.

Dieses Bild der russischen Staatsagentur Tass zeigt Sicherheitskräfte, die eingesetzt wurden, um die Massenunruhen in Almaty und anderen Städten Kasachstans zu beenden. In Almaty eröffnete Wilo 2018 eine Tochtergesellschaft mit 200 Beschäftigten. Die Proteste in Kasachstan wurden am 2. Januar durch steigende Kraftstoffpreise in den Städten Zhanaozen und Aktau ausgelöst und breiteten sich rasch über das ganze Land aus.

Dieses Bild der russischen Staatsagentur Tass zeigt Sicherheitskräfte, die eingesetzt wurden, um die Massenunruhen in Almaty und anderen Städten Kasachstans zu beenden. In Almaty eröffnete Wilo 2018 eine Tochtergesellschaft mit 200 Beschäftigten. Die Proteste in Kasachstan wurden am 2. Januar durch steigende Kraftstoffpreise in den Städten Zhanaozen und Aktau ausgelöst und breiteten sich rasch über das ganze Land aus. © picture alliance/dpa/TASS

„Kasachstan ist flächenmäßige das neuntgrößte Land der Welt und gleichzeitig mit großem Abstand der wichtigste deutsche Handelspartner in Zentralasien. Das Land zählt zu den wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands und der EU“, sagt Oliver Hermes, der auch Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft ist. Mit Wilo arbeiten rund 480 deutsche Unternehmen in Kasachstan, die dort etwa 1,3 Milliarden Euro investiert haben.

„Die Stabilität Kasachstans“, sagt Oliver Hermes, „ist für die gesamte Region Zentralasien von großer Bedeutung, auch vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen in Afghanistan.“ Es sei daher von äußerster Wichtigkeit, die verfassungsmäßigen Institutionen und die Menschenrechte in Kasachstan zu respektieren, sie zu schützen und in einem friedlichen politischen Dialog den jüngsten Konflikt schnell zu lösen. „Dazu gehört das Recht auf friedliche Kundgebungen und freie Meinungsäußerung“, so Oliver Hermes.

Kasachstans Präsident spricht von „Putschversuch“

Im autoritär regierten Kasachstan, das an Russland und China grenzt, kam es vor einigen Tagen zu Unruhen. Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen in dem öl- und gasreichen Land schlug in Proteste gegen die Staatsführung um. Neben friedlichen Demonstrationen kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen mit zahlreichen Toten, auch in Almaty. Präsident Tokajew bezeichnete die Unruhen als „Putschversuch“ und die Protestierenden als „Terroristen“.

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Oliver Hermes betont, dass Kasachstan über Seltene Erden und andere unverzichtbare Metalle für Hochtechnologien verfüge. „Kasachstan setzt zunehmend auf die Entwicklung grüner Technologien, erneuerbarer Energien und von Wasserstoff. Das Land kann damit bei der deutschen Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Nicht zuletzt als logistischer Knotenpunkt zwischen der EU, den östlichen EU-Anrainern und Asien kommt dem zentralasiatischen Land eine immense Bedeutung zu“, so Hermes.

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Als „wichtige Plattform für Zentralasien“ hatte Wilo im August 2018 eine Tochtergesellschaft in Almaty eröffnet - in einem grünen Gebäude. „Dank seiner strategisch günstigen Lage besitzt Kasachstan ein enormes Potenzial, sich zur kulturellen und wirtschaftlichen Brücke zwischen Asien und Europa zu entwickeln“, sagte Oliver Hermes damals.

Oliver Hermes will deutsch-kasachische Beziehungen ausbauen

Drei Jahre später, Ende August 2021, wurde er Honorarkonsul von Kasachstan. „Ich übernehme dieses Ehrenamt“, erklärte er, „um die deutsch-kasachischen Beziehungen nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im kulturellen, sportlichen und sozialen Bereich auszubauen.“

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Jetzt hofft der Wilo-Chef zunächst mal, dass der Konflikt friedlich beigelegt und weiteres Blutvergießen vermieden wird. Eine Beruhigung der Lage sei wichtig, „um eine Destabilisierung des Landes und damit auch eine Beschädigung des Wirtschafts- und Investitionsstandortes Kasachstan abzuwenden.“

Staatschef Tokajew erklärte am Montagmorgen (10.1.) laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass „die vollständige Ordnung“ wiederhergestellt sei: „Bedrohungen für die Sicherheit des Landes wurden abgewendet.“

Diplomatie und Wirtschaft

Pässe, Partnerschaften und Handel

  • Zu den Aufgaben eines Honorarkonsuls gehört die Betreuung von Staatsangehörigen aus dem jeweiligen Land. Dazu zählt die Ausstellung von Visa und Pässen oder deren Verlängerung. Auch um die Förderung von Gemeinde- und Städtepartnerschaften kümmert sich ein Honorarkonsul. Das Amt ist ein Ehrenamt.
  • Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (gegründet 1952), dem Oliver Hermes vorsitzt, fördert die deutsche Wirtschaft in den 29 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas, des Südkaukasus und Zentralasiens. Der deutsche Osthandel steht insgesamt für rund ein Fünftel des gesamten deutschen Außenhandels und ist damit bedeutender als der Handel mit den USA und China zusammen. Der Ost-Ausschuss hat rund 350 Mitgliedsunternehmen und wird von sechs Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft – BDI, BGA, Bankenverband, DIHK, GDV und ZDH - getragen.
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