Für Stefan Windgätter als Dortmunder Transportunternehmer und Vorstandsmitglied im Verband für Verkehrswirtschaft und Logistik ist die dauerhafte Sperrung der A45 „eine Vollkatastrophe“.

© Foto: Michael Schuh

A45 jahrelang gesperrt - IHK sagt: Das kostet die Region Arbeitsplätze und Geld

rnSauerlandlinie

Ursprünglich sollte die marode A45-Brücke bei Lüdenscheid nach drei Monaten wieder befahrbar sein. Jetzt dauert die komplette Sperrung der A45 noch Jahre. Die IHK zu Dortmund schlägt Alarm.

Dortmund

, 10.01.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Nachricht war zu befürchten, und als sie dann am Freitag (7.1.) zur Gewissheit wurde, wirkte sie trotzdem schockierend. Die A45 bei Lüdenscheid wird noch jahrelang gesperrt bleiben. Die marode Rahmeder Brücke muss abgerissen und eine neue Talbrücke gebaut werden. Diese Nachricht der zuständigen Autobahn GmbH des Bundes ließ bei der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund sofort die Alarmglocken schrillen.

„Ich bin erschüttert über die Nachricht, weil mir bewusst ist, dass eine mehrjährige Vollsperrung Arbeitsplätze und Wertschöpfung kosten wird, auf die wir dringend angewiesen sind“, sagte Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK, in einer ersten Stellungnahme.

„Unsere Region“, so ergänzte er, „ist zwar große Autobahnbaustellen gewohnt, aber in diesem Fall werden Unternehmen nicht einfach nur auf die Zähne beißen, sondern Investitionen verschieben und Standorte verlagern. Und Fachkräfte werden sich andere Jobs suchen.“

A45 setzte als „Königin der Autobahnen“ Maßstäbe

Für Stefan Schreiber ist es kaum zu fassen, dass die A45, die 1972 als „Königin der Autobahnen“ mit ihrer 59 Talbrücken mit Spannweiten bis über 1000 Meter Maßstäbe setzte, nun als wichtige Nord-Süd-Achse für Warenverkehr über Jahre unterbrochen sein wird.

„Die A45 war seinerzeit eine Meisterleistung. Ich würde mir wünschen, dass erneut internationale Maßstäbe gesetzt werden mit einem intelligenten und schnellen Ersatzneubau. Die Verfahrensdauer bei Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Wirtschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Das zeigt, wie groß die Herausforderung ist.“

Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund.

Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund. © Schütze (A)

Was die Sperrung der A45 für die hiesige Wirtschaft bedeutet, machte der Dortmunder Transport-Unternehmer Stefan Windgätter schon im Dezember klar. Es sei „eine Vollkatastrophe“ sagte er gegenüber unserer Redaktion. Für den Verkehr im östlichen Ruhrgebiet sei die A45 eine Hauptschlagader auf dem Weg Richtung Süden, stellte Windgätter auch als Vorstandsmitglied im Verband für Verkehrswirtschaft und Logistik fest.

„Eine ganze Region muss mit den Konsequenzen kämpfen“

Laut IHK-Verkehrsexperte Stefan Peltzer waren vor der Sperrung der maroden Rahmeder Brücke rund 64.000 Fahrzeuge pro Tag auf diesem Teilstück der Sauerlandlinie unterwegs - davon etwa 13.000 Lkw. Mit rund 20 Prozent sei der Lkw-Anteil auf der A45 besonders hoch.

Jetzt lesen

„Der Bedarf der Wirtschaft nach schneller und überregionaler Erreichbarkeit rechtfertigt große Infrastrukturinvestitionen in Autobahnen. Leider wird uns der Wert dieser Investitionen mit der Sperrung der A45 nun schlagartig vor Augen geführt, indem eine ganze Region mit den konkreten Konsequenzen kämpfen muss. Südwestfalen wird förmlich vom Ruhrgebiet abgeschnitten“, sagt Stefan Peltzer, der auch Geschäftsführer des Verkehrsverbandes Westfalen ist.

Verkehrsverband will die Schäden klar beziffern

Er möchte, dass das Augenmerk nun nicht nur auf den Neubau, sondern „auch auf das intelligente Management der Verkehre über die Ausweichrouten gelegt wird“. Der Verkehrsverband Westfalen, so Stefan Peltzer, wolle die Schäden für die Wirtschaft klar beziffern, die jeden Tag, jede Woche und jeden Monat der Sperrung entstehen.

Jetzt lesen

„Aus diesem Grund“, sagt er als Geschäftsführer, „hat der Verkehrsverband Westfalen das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln mit einer Analyse beauftragt. Wir möchten damit deutlich machen, dass für die Wirtschaft jeder Monat zählt!“