In der Schulküche der Marie-Reinders-Realschule (MRR) in Hörde laufen die Töpfe und Pfannen am Dienstagvormittag (20.6.) heiß. Es riecht nach Zwiebeln und der ohnehin schon warme Raum heizt sich durch die Kochdämpfe noch mehr auf. An den einzelnen Kochzeilen stehen jüngere und ältere Kinder unterschiedlicher Herkunft. Sie schneiden Gemüse, rühren in Töpfen und hacken fein säuberlich Kräuter auf einem Brett. Auf dem Speiseplan steht ein Hähnchengeschnetzeltes mit Brokkoli und Reis.
Zubereitet wird das Gericht von zugezogenen Schülern aus verschiedenen Ländern sowie von Schülern der 8. und 9. Klasse der MRR. Über die Schulter guckt ihnen dabei Overkamp-Koch Jan Joshua Urban. „Ich mochte es schon immer, Menschen etwas beizubringen und kann auch jedem, quasi von 0 bis 100, etwas beibringen.“
Der 35-jährige Küchenchef hat in den vergangenen sechs Wochen jeden Dienstag mit den Schülern ein Rezept gekocht. Das integrative Projekt an der Marie-Reinders-Realschule soll den zugezogenen Schülern beim Deutschlernen helfen sowie ihre erlernten Sprach- und Kochkenntnisse fördern.
Unterschiedliche Nationen
Die zugezogenen Kinder sind zwischen 12 und 15 Jahre alt und stammen aus der Ukraine, Syrien, Bulgarien und Spanien. Für das Projekt kommen sie von der Frenzelschule, an der seit Beginn des Jahres Geflüchtete unterrichtet werden, rüber zur Realschule. „Wir haben von Anfang an drauf geachtet, dass es gemischte Gruppen sind“, berichtet Schulleiter Jörg Skubinn. Das Projekt sei zur Sprachförderung da und um einen Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen.
Entstanden ist das integrative Kochen an der Hörder Realschule durch den Handwerkstag Anfang Mai. Dort stellten verschiedene Betriebe aus der Umgebung ihren Beruf vor. Die Schülerinnen und Schüler durften dabei in verschiedene Felder reinschnuppern und sich praktisch ausprobieren. Auch Overkamp-Küchenchef Jan Joshua Urban war damals dabei und hat mit Schülern zusammen gekocht. Daraus entwickelte sich dann die Idee, ein integratives Projekt zu machen.

Kommunikation
Damit die zugezogenen Kinder von Anfang an gefördert werden, gibt es die Einkaufsliste von Urban auf Deutsch. „Das Einkaufen ist deswegen schon wichtig, damit die Schüler sehen, was sie kaufen und lernen, wie welches Lebensmittel heißt“, so der Küchenchef.
Während des Kochens werde zunächst auf Englisch kommuniziert, dann sage man nach und nach Wörter auf Deutsch. Dadurch, dass sich viele Lebensmittel und Prozesse „wie beispielsweise vierteln, achten, in Würfel schneiden“ wöchentlich wiederholen, lernen die Kinder quasi Learning-by-Doing. Ein richtiges Gespräch mit den zugezogenen Schülern über das Projekt ist mit vielen noch nicht möglich. Einige sind schüchtern und geben lieber kurze Antworten auf Englisch. Andere können schon auf Deutsch sagen, dass ihnen das Kochen gut gefällt.
Der 35-Jährige betont, dass es gar nicht so wichtig sei, welche Sprache man beim gemeinsamen Kochen spreche. Das habe er schon bei seiner Zeit auf der AIDA gemerkt. Fünf Monate hat er dort als Koch gearbeitet. „Das Tolle ist, egal, wo man herkommt, man kann sich auch sehr gut mit Hand und Fuß verständigen. Ich kann beispielsweise sehr gut mit den Händen zeigen, wie dick etwas geschnitten werden soll.“

Während der Kochstunde wechselt Urban von Küchenzeile zu Küchenzeile, schaut in die Töpfe und Pfannen, hat auf jede Frage der jungen Köchinnen und Köchen eine Antwort und gibt mit Leidenschaft Tipps.
Aber auch im Restaurant-Alltag habe er immer mit vielen Menschen zu tun. „Da habe ich gelernt, auf jeden Einzelnen eingehen zu können und ihre Stärken und Schwächen zu erkennen.“ Die Schülerinnen und Schüler des Kochprojekts sind jedenfalls mit Freude dabei.
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