Tapas auf Westfälisch Koch Overkamp über die Vorteile spanischer Esskultur - mit Tipps für Dortmunder

Koch und Malle-Fan Günther Overkamp gibt Tipps für westfälische Tapas
Lesezeit

Ich bin ja gerne auf Malle. Vor allem in der Nähe von Palma. Da gibt es Restaurants, die meinen, sie könnten Tapas, und es gibt welche, die können das wirklich. Aber in Palma – und nicht nur hier - ist man natürlich sehr gefährdet, in irgendwelche Touristen-Läden zu geraten, wo 99 Prozent der Tapas aus der Fritteuse kommen.

Der Begriff Tapas umfasst eine Riesenpalette von Kleinigkeiten auf Tellern, Platten und kleinen Spießchen. Das erste Mal habe ich Tapas kennengelernt, die gar nicht Tapas hießen, sondern Pinchos. Sie gehören aber zu den Tapas.

25 Michelin-Sterne!

Das war im Baskenland, im wunderschönen San Sebastian, was ich an dieser Stelle wirklich für einen Besuch empfehlen kann, auch wenn ganz Spanien ins Baskenland flieht, weil es dort nicht so heiß ist.

Als ich dort war, war San Sebastian Kulturhauptstadt Europas, und ich wusste das gar nicht. Die Stadt war dementsprechend herausgeputzt. Übrigens ist San Sebastian auch die Stadt mit den meisten Michelin-Sternen in ganz Europa: nämlich 25!

Die besten Pinchos

Und in diesem San Sebastian, unweit der nicht minder besuchswürdigen Stadt Bilbao, findet man höchstwertige Pinchos. Das sind kleine Brotscheibchen oder Blätterteig mit diversen Belägen von phantastischem Serrano, Gänseleber oder Meeresfrüchten. Oder auch einfach nur mit köstlichem Käse.

Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne. Hier finden Sie alle Folgen.

Die Pinchos werden immer mit einem Spießchen angerichtet und sehr schön dekoriert und in verlockender Fülle in Vitrinen oder auf Ständern präsentiert.

Man ist geneigt, sehr viel von diesen Pinchos zu essen. Aber das Konzept ist ein anderes: Man soll in dieser einen Pinchos-Bar kurz verweilen und zwei oder drei Pinchos genießen und sich dann in die nächste Pinchos-Pinte stürzen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man dort bezahlt nach Anzahl der Spieße, egal, was drauf ist. Also nicht auf den Spießen rumkauen oder in der Zahnlücke steckenlassen, denn man muss sie anschließend vorzeigen.

So geht’s auf westfälisch

Diese Art der geselligen Nahrungsaufnahme kennen wir ja so gut wie gar nicht. Außer als Fingerfood. Das sollte uns mal Mut machen, uns auch hier an Tapas zu üben. Geht nämlich auch auf westfälische Art.

Die Zutaten gibt es bei uns überall. Zum Beispiel Schinken oder Mettwurst oder Hackbällchen, also kleine Frikadellen, Forellen-Filet auf Toast, Kartoffel-Törtchen mit Schinken oder Champignons gefüllt, oder auch Currywurst im Gläschen.

Was sich ebenfalls sehr gut macht, sind Kroketten. Das können ja die Holländer so gut. Aber wir können das auch. Zum Beispiel aus Resten von Gluasch oder Sauerbraten. Dreimal aufgewärmt, weiß man nicht mehr: ist es schon Haschée oder noch Gulasch? Und dann ist es genau richtig.

Einfach noch ein bisschen einstampfen, Paniermehl drunter. Auf einem Blech wie eine Wurst formen, anfrosten, in Scheiben schneiden, panieren und frittieren oder in den Ofen damit. Dann hat man eine leckere Fleisch-Krokette.

Currywurst im Fingerhut-Glas

Wir lernen also: Tapas kann alles sein, auch warm oder kalt, Hauptsache im Kleinformat. Zu den schönsten Tapas gehört für mich die Currywurst im Fingerhut-Glas mit Fähnchen-Spieß.

Für uns alle ist ja in den kommenden Tagen die allerbeste Gelegenheit, von Stand zu Stand zu gehen und Kleinigkeiten im Tapas-Charakter zu genießen: Bei Gourmedo auf dem Friedensplatz. Am Donnerstag geht’s los. Wetter soll auch gut sein. Wir sehen uns! Bis denne!

Festival Gourmedo wieder auf Friedensplatz

Spanische Tapas in Wohnzimmeratmosphäre genießen: Der Koch des Comedor in Hattingen kreiert besonder

Aus einer Kneipe wurde eine urige Tapas-Bar: Pils und kleine Teller seit zwei Jahrzehnten