Ex-Bezirksbürgermeister Harald Hudy (SPD) in seiner Wohnung mitten in Huckarde.

Nun hat er sein Amt abgegeben: Harald Hudy ist seit dem 30. September nicht mehr Bezirksbürgermeister von Huckarde. © Natascha Jaschinski

Urgestein der Dortmunder SPD hört auf: Zwischenzeitlich aus der Partei geflogen

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Ein Dortmunder Bezirksbürgermeister hört nach 28 Jahren wegen einer schweren Erkrankung vorzeitig auf. Zurück blickt er auf einige Meilensteine im Stadtbezirk. Und auf einen Rauswurf aus seiner Partei.

Huckarde

, 01.10.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Passender könnte ein Mann wie Harald Hudy nicht wohnen: Mitten im Ortskern von Huckarde, von der Dachterrasse blickt man auf den Stadtteil. Seinen Stadtteil, könnte man sagen. Zumindest politisch gesehen: Seit fast genau 28 Jahren ist der gebürtige Bottroper Harald Hudy Bezirksbürgermeister in Dortmund-Huckarde.

Nun hört er vorzeitig auf. Zum 30. September hat er sein Amt und auch sein Mandat für die Bezirksvertretung (BV) abgegeben. Mitten in der Legislaturperiode.

Harald Hudy ist schwer erkrankt. Monatelang schon lässt sich der 75-Jährige vertreten. Monatelang auch hat er mit sich gerungen, wie es weitergeht. Anfang September hat er seinen Rücktritt öffentlich gemacht.

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Hudy nur noch eingeschränkt mobil

Als er davon erzählt, sitzt er in einem großen, grauen Sessel im Wohnzimmer seiner Wohnung. Ein neuer Sessel, einer, der dem SPD-Politiker sein jetziges Leben erleichtern soll. Denn nach einer schwerem Operation im Frühjahr ist er nur noch eingeschränkt mobil. Auch wenn er kurze Wege in den Ortskern hat, die Bezirksverwaltung ums Eck liegt: „Ich fühle mich nicht mehr in der Lage, das Amt auszuüben“, erklärt er das Ende seiner politischen Laufbahn.

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Die war lang. Verschiedenste Ämter hatte Hudy in der SPD in Dortmund inne –neben seinem eigentlichen Beruf als Rechtsanwalt. So war der 75-Jährige vor Jahrzehnten Juso-Unterbezirksvorsitzender. Er war im Stadtbezirksvorstand, Mitglied im Fraktionsvorstand der Dortmunder SPD, Vorsitzender der SPD-Bezirksbürgermeister im Arbeitskreis Bezirksvertretungen. In 28 Jahren empfiehlt man sich für andere Ämter. „Mein Mann ist auch ein verträglicher Mensch“, sagt Monika Greve, die Frau, mit der Harald Hudy seit gut 20 Jahren verheiratet ist.

Harald Hudy 2012 bei einer Bürgerstunde in der Bezirksvertretung Huckarde

Harald Hudy vor zehn Jahren: 2012 gab es eine Bürgerstunde zum Thema Solaranlage auf dem Deusenberg. © Stephan Schütze (Archiv)

1975 wurde Hudy aus der SPD geschmissen

Zu Beginn seiner politischen Laufbahn allerdings ließ er auch mal den Rebellen raus: Hudy muss heute lachen, wenn er davon erzählt: 1970 war er in die SPD eingetreten. „Wegen Willy Brandt“, wie er sagt. 1975 aber „bin ich schon wieder rausgeflogen“.

Zusammen mit Christoph Butterwegge, dem bekannten Professor für Politikwissenschaft, hatte er einen Artikel veröffentlicht, der mit der damaligen Politik der Bundes-SPD scharf ins Gericht ging. Die Folge: Ausschluss aus der Partei, so habe es die Mehrheit der Schiedskommission entschieden, erinnert sich Hudy. „Ich soll mich gegen die Partei vergangen haben“, hieß es. Die Urteilsbegründung sei „lächerlich“ gewesen.

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1979 wurde Hudy wieder aufgenommen – danach kam seine politische Laufbahn ins Rollen. 1984 wurde er in die Bezirksvertretung Huckarde gewählt, zehn Jahre später wurde er Bezirksbürgermeister beziehungsweise Bezirksvorsteher, wie es damals noch hieß. Ohne Unterbrechung hat Hudy es ausgeübt. Bis jetzt.

Einiges aus den 28 Jahren, so sagt Hudy, sei ihm besonders im Gedächtnis. Mit ganz oben auf der Liste seiner Huckarder Highlights stehe die Kokerei Hansa, die in seiner Amtszeit zum Industriedenkmal geworden ist – und zum Sitz der Geschäftsstelle der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

Ein Moment habe ihn besonders berührt, so der Sozialdemokrat: „Als die Alte Schmiede zum Sitz der Vereine wurde und ich den Schlüssel bekommen habe.“ Denn: Harald Hudys Vater war auf Zeche Hansa Chef der Alten Schmiede. Sein Sohn hat das Erbe fortgeführt.

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Kampf gegen Auflösung Huckardes

Politisch aufgerieben hat Hudy besonders das Jahr 2010: Damals plante der Rat der Stadt, die Zahl der Stadtbezirke zu verringern. Huckarde sollte es treffen – und genau wie Eving aufgelöst werden. „Es gab einen breiten Widerstand in der Bevölkerung“, erinnert sich Hudy.

Und Hudy hat ihn organisiert. Demonstrationen veranstaltet, Unterschriften gesammelt, Gespräche geführt. „Sehr viel Arbeit war das“, sagt der 75-Jährige. Aber es habe sich gelohnt: Huckarde ist immer noch ein eigenständiger Stadtbezirk.

Ebenso gelohnt habe sich auch der Widerstand dagegen, dass rechte Kräfte ein Büro in Huckarde eröffnen wollten. Dazu ist es nicht gekommen. Ein weiteres Highlight, auf das der Ex-Bezirksbürgermeister gern zurückblickt: die Umgestaltung der ehemaligen Mülldeponie Deusenberg in ein Naherholungsgebiet. Hudy: „Das war auch eine Idee von mir.“

Harald Hudy 2013 auf einer Demonstration gegen Rechts auf dem Huckarder Marktplatz

2013 demonstrierten Harald Hudy und die Huckarder dagegen, dass sich rechte Kräfte mit einem Büro im Stadtteil niederließen. © Stephan Schuetze (Archiv)

Viele Erfolgsmeldungen. Aber dass er mal krachend gescheitert wäre – dazu fällt Hudy auch kein Beispiel ein. Möglicherweise liegt das auch am sogenannten „Huckarder Kompromiss“: „Ich habe immer darauf hingewirkt, dass die Fraktionen zusammenarbeiten“, erklärt er seine Strategie. Dass Konflikte im Vorfeld und nicht alle in der BV geklärt werden. „Ich war es leid, dass sich lange darüber gestritten wurde, ob jetzt die eine oder die andere Schule Geld von uns bekommt.“ Das habe aufgehalten.

Harald Hudy 2017 bei der Eröffnung des Solarparks Deusen auf dem Deusenberg

Am 8.6.2017 wurde auf dem Deusenberg der Solarpark Deusen eröffnet. Neben Vertretern der Stadt, der EDG und des Solarparks war Harald Hudy dabei (l.) © Stephan Schuetze

Hudy schaut gern Sport im Fernsehen

Nun muss ein Nachfolger seine Kompromissfähigkeit beweisen. Die Bezirksvertretung muss ihn oder sie wählen. Was dort Thema ist, werde er schon noch verfolgen, so Hudy. „Aber ich werde nicht hingehen und meine Kommentare abgeben“, das könne er sicher sagen.

Harald Hudys Leben ist ruhiger geworden, zwangsläufig. Er liest viel, sammelt Briefmarken, schaut sich Sport im Pay-TV an. Besonders gern Bundesliga, natürlich den BVB. Aber auch Leichtathletik. „Ich war mal ein guter 100-Meter-Läufer, glauben Sie gar nicht mehr, oder?“ Humor hat er.

Er kenne sich sehr gut aus in der Sportwelt, sagt seine Frau. „Wäre er nicht Anwalt geworden, hätte er Sportreporter werden können.“

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